Nur Straßen, die in einem guten Zustand sind, sind auch sichere Straßen. Um das zu gewährleisten, müssen wir Streckenabschnitte sanieren und für eine gewisse Zeit selbst den Straßenverkehr beeinträchtigen.

Baustellen – eine Sache der Perspektive

Über 350 bauliche Einzelmaßnahmen setzen wir pro Jahr auf unserem Streckennetz um. Einzelne Fachabteilungen arbeiten dabei zusammen und koordinieren diese Einsätze – von Sofortmaßnahmen bis zu mehrjährigen Projekten ist alles dabei. Dabei gleicht selten eine Baustelle der anderen.

Zu den wichtigsten Abteilungen, wenn es um den Bau und die Sanierung von Streckenabschnitten geht, sind die Baustellenkoordination, das Asset Management und das Baumanagement:

  • Das Asset Management prüft Bauwerke, erfasst deren Zustand und leitet notwendige Maßnahmen ab. 
  • Die Baustellenkoordination koordiniert und steuert zeitlich die Umsetzungszeiträume und die Verkehrsführungen im Hinblick auf die Verfügbarkeit der Strecke. 
  • Das Baumanagement plant, beschafft, beauftragt und setzt Baumaßnahmen um. 

Neben dieser internen Aufgabenteilung steht für uns aber eines im Vordergrund: Die Perspektive unserer Kundinnen und Kunden. Gerade die Themen Baustellen und Sanierung werfen viele Fragen auf und sorgen nicht selten für Unverständnis. Baustellen sind aber erforderlich, um die Verfügbarkeit und Verkehrssicherheit unserer Autobahnen und Schnellstraßen langfristig aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig beeinträchtigen sie aber für einen begrenzten Zeitraum selbst die Verfügbarkeit der Strecke. Mit der Frage, wie wir dennoch eine ungehinderte Fahrt gewährleisten können, beschäftigen wir uns intern unter dem Begriff „Streckenverfügbarkeit“.  

Streckenverfügbarkeit: Baustellen-Puzzle für eine durchgängige Fahrt

Streckenverfügbarkeit ist für uns ein zentrales Thema und wir beleuchten es unter vielen unterschiedlichen Aspekten. Um die Behinderungen durch Baustellen so gering wie möglich zu halten, gibt es ein systematisches Baustellenmanagement. Für die Entscheidung, welche Arbeiten wann und in welcher Form umgesetzt werden, berücksichtigen wir folgende Faktoren:

  • Arbeits- und Verkehrssicherheit: Wie breit müssen Fahrstreifen sein? Wie muss die Abgrenzung des Baufeldes zum fließenden Verkehr sein? Wie muss die Beschilderung aussehen?
  • Verfügbarkeit: Wie können wir möglichst viele Fahrstreifen für den Verkehr offen halten? Wie können wir die verkehrlichen Auswirkungen noch reduzieren? Wie können wir Reisewellen oder Spitzenzeiten im Verkehr berücksichtigen? Welche Arbeiten können wir in „verkehrsarmen“ Zeiten wie Nächten oder Wochenenden durchführen? Wie können wir trotz Baustelle unseren Kundinnen und Kunden bestmöglich entgegenkommen?
  • Steigende Erhaltungserfordernisse der Bauwerke: Wie alt sind unsere Brücken, Straßen, Tunnel? Wie können wir diese sanieren? Sind alle Tunnel am Stand der Technik?
  • Wirtschaftlichkeit: Wie können wir Sanierungen so kosteneffizient wie möglich gestalten?
  • Umweltfaktoren: Wie können wir ökologisch sensible Flächen abgrenzen und schützen? Wie müssen Bauwässer gereinigt werden?

Betrachtung jeder einzelnen Maßnahme

Bei der Planung der Baustellen werden die entsprechenden Verkehrszahlen und Erfahrungen herangezogen, um die Behinderung so gering wie möglich zu halten. Die gesamte Baustelle wird auf dieser Basis verkehrstechnisch bewertet und bei Bedarf verbessert. Zum Beispiel werden kurze Baustellen sowie das Einrichten, Umstellen oder der Abbau von Baustellen generell auf „verkehrsärmere“ Zeiten wie Wochenenden oder Nachtstunden gelegt. Wir prüfen auch Veranstaltungen und Reisewellen und planen sie bestmöglich ein. Davon ausgenommen sind Sofortmaßnahmen: Hier muss aufgrund der Sicherheit sofort gehandelt werden.

Damit aber noch nicht genug. Im Sinne der Streckenverfügbarkeit für unsere Kundinnen und Kunden halten wir uns bei der Baustellenplanung an konkrete Kriterien : 

  1. Gesamtlänge aller Baustellen: Die maximale Länge von Baustellen ist mit 20 Kilometer pro 100 Kilometer Strecke beschränkt. Das entspricht einem 5-Minuten-Zeitverlust bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeitsreduzierung durch Baustellen.
  2. Durchgängige Länge einer Baustelle: Die maximale, durchgehende Länge einer Baustelle beträgt 10 Kilometer.
  3. Anzahl an Baustellen: Die maximale Anzahl von Baustellen ist mit 5 wesentlichen Baustellen auf 100 Kilometer Strecke beschränkt.

All diese einzelnen Punkte, Kriterien und Anforderungen so aufeinander abzustimmen, dass die Streckenverfügbarkeit möglichst hoch bleibt, gleicht häufig einem sehr komplizierten Puzzle mit ganz vielen Teilen. Schon das kleinste unvorhergesehene Ereignis kann dieses abgestimmte System stören.

Warum staut es, wenn die Baustellen so gut koordiniert sind?

Das Thema Stau ist sehr komplex und wir haben es bereits ausführlich in diesem Beitrag behandelt. Auf Streckenabschnitten, wo saniert oder gebaut wird, kommt Staubildung, aufgrund einer geänderten Verkehrsführung, Kapazitätsveränderung oder weil das Verhalten der einzelnen Fahrerinnen und Fahrer ein noch besseres Zusammenspiel erfordert, gehäuft vor. Das Missachten von grundlegenden Verkehrsregeln (Rechtsfahren, Abstand halten, Reißverschlusssystem, Halten an die ausgeschilderte Geschwindigkeit etc.) führt sehr rasch zu unnötigen Staus und Zeitverlust für alle Beteiligten.

Selbstverständlich führt auch ein starker Verkehr, etwa in der Ferienzeit oder in Ballungsräumen, zu Staus und Behinderungen. Hier stoßen wir auf Kapazitätsgrenzen unserer Straßen. Eine Fahrspur kann im Normalfall bis zu 1.500 Fahrzeuge in der Stunde fassen. Kommt es zu einem größeren Ansturm, staut es. Es gibt bestehende Strecken, die bereits zu gewissen Zeiten hoch ausgelastet sind, müssen wir hier sanieren, ist Staubildung nicht zu vermeiden.

Warum bauen und sanieren wir dann ausgerechnet im Sommer, wenn ein starker Urlauberverkehr herrscht, werden Sie sich bestimmt fragen. Diese Frage ist berechtigt und gleichzeitig schnell beantwortet: Die meisten Arbeiten können wir nur bei warmen Temperaturen und trockenem Wetter durchführen. In der kalten Jahreszeit können im Freiland nur wenige Arbeiten umgesetzt werden, gewisse Arbeiten erfordern aber eine längere Bauzeit und können somit im Sommer nicht unterbrochen werden. In manchen Bereichen – wie z.B. auf Pendlerstrecken – werden Baustellen hauptsächlich im Sommer umgesetzt, da in den Sommerferien der Pendlerverkehr geringer ist.

Details dazu finden Sie auch in diesem Beitrag, wo wir auf viele Fragen rund um Baustellen eingegangen sind.

ℹ Gut zu wissen: Nicht nur Baustellen können Stau verursachen. Auch Unfälle, kleinere Pannen, Grenzkontrollen, Großereignisse und persönliches Fahrverhalten sind häufige Staufaktoren.

Das 1x1 der Baustellen

Wie schon erwähnt, gleicht kaum eine Baustelle der anderen. Von akuten Sanierungen auf der Fahrbahn – etwa durch Hitzeschäden – bis zu langjährigen Großprojekten, haben unsere Baustellen viele unterschiedliche Gesichter. Ganz grundsätzlich unterscheiden wir drei Formen:

  • Kleinbaustellen, die in einer Tagesbaustelle oder in ein paar Tagen an einem festen Ort abgewickelt werden können.
  • Wanderbaustellen, welche entsprechend dem Arbeitsfortschritt örtlich entsprechend „wandern“.
  • Langzeitbaustellen, das sind fix eingerichtete Baustellen über eine längere Zeit.

Das Thema Sicherheit ist uns bei Sanierungen und Neubauten ein zentrales Anliegen. In Österreich gibt es diesbezüglich seit Jahren einen hohen Standard – auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Wir legen zum Beispiel sehr viel Wert auf unsere Tunnelausrüstung, Rückhaltesysteme (Leitschienen, Betonleitwände) oder auch die Beschilderung.

Zusätzlich sind auch interne und externe Experten für die Berücksichtigung der Sicherheitskriterien im Einsatz. Diese führen Brücken- und Tunnelinspektionen durch oder setzen hochentwickelte Technologien zur Erfassung des Straßenzustandes ein. Das heißt, die Autofahrerinnen und Autofahrer genießen einen hohen Schutz. Aber nicht nur sie. Auch die Sicherheit unserer Arbeiterinnen und Arbeiter ist zentral. So stellen wir zum Beispiel sicher, dass immer ausreichend Abstand mit entsprechender Abgrenzung zum fließenden Verkehr besteht und dass Baustellen immer ausreichend und rechtzeitig beschildert sind.

Und zu guter Letzt, die Anrainerinnen und Anrainer: Auch bei ihnen schauen wir immer, dass alle gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden. Das wird etwa durch Behördenverfahren (z.B. Forst, Natur, Wasserrechtsgesetz), Umweltverträglichkeits-Prüfungen und ähnliche Kontrollinstanzen sichergestellt.

Sanieren oder neu bauen?

Manchmal macht es mehr Sinn etwas komplett neu zu machen, statt laufend auszubessern. Nicht immer ist das auch möglich. Die Entscheidung, ob saniert oder neu gebaut wird, treffen in der ASFINAG entsprechende Fachabteilungen, wie etwa das Asset Management. Diese Abteilungen arbeiten mögliche Varianten aus und leiten diese an Fachgremien weiter. Die Entscheidung fällt schließlich nach wirtschaftlichen und technischen Überlegungen. Aber auch hier spielt die Streckenverfügbarkeit für unsere Kundinnen und Kunden eine große Rolle.

Für den größten Teil unserer Bautätigkeiten am gesamten Straßennetz ist die BMG (Baumanagement Gesellschaft) verantwortlich. Das heißt, die Mitarbeitenden managen alle Baumaßnahmen auf den hochrangigen Straßen. Die Baumaßnahmen werden nach sehr klaren Regeln geplant, ausgeschrieben und abgewickelt. Sämtliche Bautätigkeiten am Streckennetz werden dann nach den vertraglichen Vorgaben der Asfinag von externen Dienstleistern und Baufirmen umgesetzt, die wiederum straffe Zeitpläne und Vorgaben erfüllen müssen.

ℹ Wussten Sie, dass alle Sanierungen und Bauvorhaben ausschließlich über die Einnahmen von Maut und Vignette finanziert werden?

Noch Fragen?

Zu bestimmten, ausgewählten Bauprojekten können sich unsere Kundinnen und Kunden seit 2010 direkt an den „Baustellen-Ombudsmann" in der MSG-Abteilung Kundenmanagement wenden. Von der Spurführung bis zur Beschilderung, vom Lärmschutz bis zur Geschwindigkeitsbeschränkungen, hier landen alle Anfragen.

Der Baustellen-Ombudsmann und sein Team verfolgen zwei große Ziele:

  • Sie sehen sich als zentrale Informations- und Beratungsstelle für Anliegen der Anrainerinnen und Anrainer, Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen und weitere Stakeholder.
  • Sie entlasten die Bau-Projektleitungen bei der Beantwortung von häufigen Anfragen.

Unseren Baustellen-Ombudsmann erreichen Sie per Mail unter ombudsmann@asfinag.at und Telefon unter 050108 99399.

 

Alle unsere Baustellen haben letztlich, auch wenn sie so manche Fahrerin und Fahrer verärgern, nur ein Ziel: Ihnen eine reibungslose und sichere Fahrt zu Ihren Liebsten zu ermöglichen.

Silvia Moser
Silvia Moser

Online und Social Media Managerin

Betreut seit 2015 unter anderem die Social Media Kanäle der ASFINAG. Gute Kommunikation gepaart mit einem Augenzwinkern gehört da einfach dazu. Silvia ist privat gerne in der Natur unterwegs. Der perfekte Ausgleich zur onlinen Welt, in der sie sich tagtäglich bewegt.