Wir haben in den Archiven gekramt und Zeugnisse der „guten alten“ Winterdienstzeit auf der A 1 West Autobahn in Pressbaum ans Tageslicht gebracht. Für 4.000 Autos pro Tag, die in den 1961er Jahren dort unterwegs waren, reichte das sicherlich aus. Heute hingegen braucht es eine stattliche Armada von bis zu 26 Tonnen schweren Lkws und Hightech „Helferleins“, damit wir den vielen tausenden Menschen bei Schneefall ein sicheres Weiterkommen ermöglichen.

Es braucht zur Weiterentwicklung der technischen Features im Winterdienst keinen Daniel Düsentrieb. Der Schlüssel zum Erfolg liegt vielmehr in jahrzehntelanger Erfahrung. Viele Winter auf der Autobahn zu bestreiten heißt auf „Du & Du“ zu sein mit dem Wetter und der Straße. Unser Motto: „Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein“. Deshalb wird bei uns geforscht, getestet, verändert und umgestellt, um das Beste für noch mehr Sicherheit rauszuholen.

Trocken- oder Feuchtsalz – eine einfach erklärte Wissenschaft

Salz ist für die Autobahnen und Schnellstraßen das beste Streumittel. Wir haben viel probiert, sind aber immer wieder auf das „weiße Gold“ zurückgekommen. Wir nutzen es pur oder angefeuchtet als Sole. Feuchtsalz streuen wir überwiegend vorbeugend. Warum? Ganz einfach, es haftet besser auf der Fahrbahn. Weder Verkehr noch Wind können es verblasen. Besonders wichtig dabei: streuen bevor der Niederschlag kommt – auch wenn die Sonne scheint und die Fahrbahn trocken ist! Denn das feuchte Salz bildet eine Schicht auf der Fahrbahn, die verhindert, dass sich Niederschlag wie Raureif oder Schnee in Form von Kristallen an der Straße festsetzt. Die Fahrbahnoberfläche bleibt so – mit Winterausrüstung – immer gut und sicher befahrbar. 

Mehr zum Einsatz von Salz auf unseren Straßen finden Sie in diesem Beitrag

💡 Übrigens: Für die präventive Streuung brauchen wir pro Quadratmeter in etwa nur so viel Salz, wie Sie für Ihr Frühstücksei. 💡

Raureif – Der Wolf im Schafspelz

Raureif auf Bäumen und Wiesen sieht wunderschön aus. Auf der Straße allerdings ist Raureif tückisch, weil er nicht nur unsichtbar ist, also die Straße trocken erscheint, sondern weil er bis dato weder vorherzusagen noch zu messen war. Für uns unbefriedigend! Also haben wir geforscht und getestet und jetzt nach zweieinhalb Jahren ist es soweit! Wir können beides: Raureif prognostizieren und messen. Spezielle Sensoren an neuralgischen Punkten schicken Daten direkt an unser Wetter-System. Damit präzisieren wir unsere Prognosedaten und können die Grundlagen für Streueinsätze optimieren.

Der Wetterfrosch aus dem Netz

Unser wichtigstes Arbeitstool im Winter: das Wetter-Prognose-System. Ohne das geht’s nicht. Es ist das Um und Auf für die Einsatzplanung. Die Herausforderung für uns: Jede Region hat ihre ganz speziellen Eigenheiten. Deshalb kann unser Wettersystem für 240 sogenannte Mikroklimaabschnitte eine ganz individuelle Detailprognose erstellen. Es wirft für unsere 43 Autobahnmeistereien wichtige Wetterdaten wie zum Beispiel Temperatur und Niederschlagsart, Schneefallgrenzen und Windgeschwindigkeiten aus. Aber auch Satellitenbilder, Blitzaktivitäten und Fahrbahntemperaturen oder Restsalzgehalte der Fahrbahnoberflächen können damit abgerufen werden.

Von Drachen-, Giganten- und Kombi-Streuern

Auch auf der Straße setzen wir auf Innovationen. Diese reichen vom Fire Storm über Kombi-Streuer, die wahlweise Salz oder Sole streuen können, bis hin zu überbreiten Pflügen. Der „Drache“ der Autobahn, der Fire Storm, ist unser Helfer für Lkw-Fahrer. Seine wichtige Aufgabe: Anfahrtshilfe für Lkws. Mit dem Fire Storm sprühen wir heiße Sole direkt unter das Fahrzeug. Die Sole schmilzt den Schneebelag, so dass die Reifen – sofern es Winterreifen sind – wieder greifen und der Lkw weiterfahren kann. Da wir für den „Autobahndrachen“ jedoch ein spezielles Streugut sowie eigene Ladevorrichtungen und Lagertanks brauchen, kommt er nur auf sehr exponierten Strecken zum Einsatz. Zwei dieser Spezialfahrzeuge sind bei uns im Einsatz: Eines auf der A 21 Außenring Autobahn nahe Wien und eines auf der A 10 Tauern Autobahn zwischen Zederhaus und Flachauwinkel. 

Übrigens: Der Fire Storm hat seinen Namen vom Dampf, der entsteht, wenn die heiße Sole auf den kalten Schnee trifft. 🔥

Mit den Giganten unter unseren Einsatzautos, den teleskopierbaren Megapflügen, räumen wir mit nur einem Fahrzeug gleich zwei Fahrspuren auf einmal. So ein Fahrzeug zu fahren ist eine spezielle Herausforderung: Ist der Frontpflug auf seine gesamte stattliche Breite von sechs Metern ausgefahren, schwingt er leicht. Ist der Schnee dann auch noch nass, ist unser Mann am Steuer ganz besonders gefragt. Aber unsere Mitarbeiter sind Profis! Sie, liebe Autofahrerin und lieber Autofahrer, können die Schneepflugfahrer bei ihrer Arbeit aktiv unterstützen: bleiben Sie bitte IMMER hinter unseren Räumfahrzeugen!

Wahlweise Salz oder Sole streuen wir mit dem Kombinations-Streuer. Dieses Hightech-Fahrzeug misst 500 Mal pro Minute die Fahrbeschaffenheit und gibt dem Fahrer eine optimale Streuempfehlung. Mit diesem Fahrzeug können wir bei der vorbeugenden Streuung kalte Sole sprühen und im Räumeinsatz Salz streuen. Ist ein Streckenabschnitt auf dem einen Ende feucht und auf dem anderen trocken, kann die Streumethode automatisch direkt am Fahrzeug umgestellt werden.

Lawinensprenganlage für mehr Verkehrssicherheit

Abseits der Fahrzeuge und Geräte, die auf unserem Streckennetz zum Einsatz kommen, haben wir eine weitere Besonderheit im Einsatz gegen die Schneemassen: eine Lawinensprenganlage an der A 10 Tauern Autobahn. Unser Kollege Franz Rettensteiner von der Autobahnmeisterei Flachau ist ausgebildeter Lawinensprengmeister und sorgt dafür, dass durch kontrollierte Sprengungen keine Lawinen ins Tal und auf die Autobahn donnern. 

Seit Herbst 2020 haben wir nunmehr drei solcher Anlage auf über 2000 Metern Höhe. Der Mast der Anlage bleibt das gesamte Jahr an seinem Ort, lediglich das Magazin wird nach Saison in Position gebracht bzw. für die Wartung wieder abmontiert. Wie genau Lawinensprengungen vor sich gehen und was bei diesem spannenden Job zu beachten ist, steht im folgenden Beitrag.     

Der Winterdienst entwickelt sich stetig weiter, das zeigen unsere Archivbilder sehr deutlich. Wo einst ganz viel Muskelkraft gebraucht wurde, wird heute auf schwere Geräte und innovative Technologie zurückgegriffen. So schaffen unsere Mitarbeiter:innen mehr und bessere Arbeit in weniger Zeit. Darüber hinaus sorgt stetige Weiterentwicklung für mehr Sicherheit auf unserem Streckennetz und genau das ist unser zentrales Anliegen.  

Alexandra Vucsina-Valla
Alexandra Vucsina-Valla

Pressesprecherin Ost Region

Arbeitet seit 2006 in der ASFINAG und ist Pressesprecherin für Wien, Niederösterreich und Burgenland. Für Alexandra ist wichtig so viel Info wie nur möglich nach außen zu geben. Nur wer umfassende gute Infos hat, ist auch in der Lage Dinge zu verstehen und sich eine unvoreingenommene Meinung zu bilden.