Das stattliche Alter und der viele Verkehr hinterlassen logischerweise Spuren. Außerdem verläuft die Tangente auf acht ihrer insgesamt 16 Kilometer als Hochstraße, also auf Stützen. Alle 40 Jahre ist ein „großes Service“, eine Generalerneuerung, fällig. Nach der Generalerneuerung des Knoten Kaisermühlen geht auch jene auf der Hochstraße St. Marx bereits heuer ins Finale.

Servus Stadtautobahn!

Sie ist über 40 Jahre alt, trägt täglich mehr als 200.000 Autos und stemmt zusätzlich einen enorm hohen Lkw-Anteil. 50 Prozent der Stadtautobahn führen darüber hinaus über Brücken bzw. Hochstraßen. Zusammengefasst bedeutet das:

  • Alle 30-40 Jahre sind tiefgreifende Generalerneuerungen notwendig.
  • Aufgrund der hohen Verkehrszahlen und des enormen Stop-and-Go-Verkehrs sind Sanierungen des Fahrbahnbelages in kürzeren Intervallen nötig.
  • Auf Brücken kann als Fahrbahnbelag kein widerstandsfähiger aber schwerer Beton verbaut werden, sondern ausschließlich Asphalt.

 

Südosttangente – eine „zierliche alte Dame“ in der Brandung der Großstadt

Bereits 1964 schien im Bundesstraßengesetz eine Autobahn auf, deren Verlauf zumindest in Teilbereichen der uns heute bekannten A 23 glich. Nach einer Novelle 1968 hieß sie Nordostautobahn. Ein wenig „zerstückelt“ wurden dann im Dezember 1970 die ersten beiden Teilstücke der heutigen Tangente eröffnet: vom Knoten Wien-Inzersdorf bis zur Anschlussstelle Wien-Favoriten und vom Knoten Prater bis zum Knoten Kaisermühlen. Eine weitere Novelle 1971 gab der Stadtautobahn den Namen A 23 Autobahnverbindung Wien Süd – nun ja, etwa sperrig. Die allen bekannte Bezeichnung Südosttangente scheint dann erst in der Bundesstraßengesetznovelle 1983 erstmals auf.

Der auffälligste Teil der A 23 ist mit Sicherheit die „Hanssonkurve“, die nach der daneben liegenden Per Albin Hansson Siedlung benannt wurde. Hier verläuft die Tangente in relativ untypischen, engen Kurven. Erwähnt werden sollte im Zusammenhang mit der A 23 auch die ehemalige „gesperrte Ausfahrt Simmering“. In der Amtsfachsprache heißt dieser Tangentenbereich eigentlich Knoten Arsenal. Hier sollte ursprünglich die A 3 Südostautobahn in die A 23 einmünden. Die Auf- und Abfahrtsrampen waren bereits fertiggebaut, als die Entscheidung fiel, die A 3 nicht in Wien, sondern in Niederösterreich bei Guntramsdorf in die A 2 Südautobahn einmünden zu lassen. Diese, aus dem Verkehrsfunk bekannte Ausfahrt wurde 2021 umgebaut, ihre Auf- und Abfahrten stillgelegt und die Verbindungsbrücke über die Tangente abgetragen.

Das wohl aufwendigste Bauteil ist die Praterbrücke. Als vierte Donaubrücke wurde sie 1970 fertiggestellt, damals bereits mit drei Fahrstreifen pro Richtung. Im Zuge des Neubaus des Kraftwerks Freudenau in den Jahren 1996 bis 1997 wurde die Brücke gehoben und auf jeweils vier Fahrstreifen verbreitert.

1993 wurde mit der Strecke Knoten Kaisermühlen bis Hirschstetten der letzte Tangentenabschnitt eröffnet. Heute mündet die A 23 im Süden in die A 2 Südautobahn und im Norden in die S 2 Nordrand Schnellstraße. Über die Tangente gelangt man außerdem auf die A 4 Ostautobahn und die A 22 Donauuferautobahn. Sie hat zwölf Anschlussstellen und drei Knotenpunkte. Autobahnknoten sind Verbindungen zwischen unterschiedlichen Autobahnen. Bei der A 23 gibt es den Knoten Inzersdorf (A 23 / A 2), Knoten Prater ( A 23 / A 4) und den Knoten Kaisermühlen (A 23 / A 22). Anschlussstellen sind, wie der Name schon sagt, Auf- und Abfahrten in die Bezirke.

Südosttangente – Fluch oder Segen?

Welch ein Segen: In wenigen Minuten vom Knoten Inzersdorf nach Stadlau/Hirschstetten. Tempomat auf 80 km/h einstellen und über streckenweise vier Fahrspuren losfahren. Herrlich! Ohne Kreuzungen, Fußgänger und Ampeln von einem Ende Wiens zum anderen.

Oh verflucht: „Zähfließender Verkehr in beiden Richtungen im Bereich der Hanssonkurve“ oder „Derzeit rund 20 Minuten Zeitverlust zwischen Kaisermühlen und dem Knoten Prater“ – das sind die Verkehrsnachrichten die fast täglich in der Rushhour über den Äther in tausenden Autos auf der Tangente landen. Ärgerlich. Aber wenn sich fast fünf Mal so viele Fahrzeuge auf einer Autobahn tummeln wie ursprünglich vorgesehen, kann es schon mal eng werden. Passiert im hektischen Stoßverkehr kein Unfall, hält sich die Zeit, die Autofahrer:innen auf der A 23 in dieser Zeit verlieren, glücklicher Weise dennoch in Grenzen. 

Es hängt also immer von der Tageszeit ab, ob man die Tangente schätzt oder vor Stauwut rot anlaufen könnte. Dennoch, als Hauptverkehrsader durch Wien ist sie einfach durch nichts zu ersetzen.

Ein konkretes Beispiel dazu: Fährt man ohne Stau über die rund drei Kilometer lange Hochstraße St. Marx vom Absbergtunnel bis zum Knoten Prater, braucht man etwa fünf Minuten. Fährt man dieselbe Strecke unterhalb – also durch die Bezirke mit Kreuzungsbereichen und jeder Menge Ampeln – benötigt man etwa 20 Minuten.

Wien ohne Tangente?

Nicht vorstellbar! Daher halten wir sie in Schuss

Gleich vorweg: Ausbauen lässt sich die Tangente nicht. Links und rechts stehen die Gebäude dicht an dicht und auch aufstocken ist keine Alternative, weil technisch nicht umsetzbar. Damit wir es aber trotzdem schaffen, die Verfügbarkeit so gut wie möglich sicherzustellen, bringen wir die A 23 seit vielen Jahren Stück für Stück auf den neuesten Stand der Technik und verbessern – wo möglich – die Übersicht in den Autobahnknoten. Zusätzlich setzen wir erfolgreich auch auf alternative Maßnahmen. Dazu zählen der Ausbau der elektronischen Überkopf-Infos auf der Strecke oder auch der Einsatz der ASFINAG Traffic Manager, die im Falle einer Panne oder eines Unfalls sofort zur Stelle sind. 

Baustellen auf der Tangente

Eine sehr spezielle Angelegenheit

Baustellen auf der A 23 sind immer eine besondere Herausforderung. Die Autofahrer:innen wollen ungehindert fahren, wir brauchen Platz zum Arbeiten. Damit das klappt, liegt bei jeder Baustelle ein sehr großer Fokus auf der Verkehrsführung und auf der übersichtlichen Beschilderung von Baustellen. Alles wird penibelst berechnet und kontrolliert:

  • Welches sind die wichtigsten anzuschreibenden Ziele?
  • Wo ist es wichtig eine bestimmte Info anzubringen?
  • Wie viele Fahrzeuge bringen wir zu welcher Uhrzeit ohne Stau über wie viele Fahrstreifen?
  • Wie viel Zeit brauchen wir für bestimmte Arbeiten?
  • Wann können und dürfen wir diese oder jene Maßnahmen überhaupt umsetzen?

Aber selbst das läuft nicht immer friktionsfrei ab. Es ist also offensichtlich: Immer allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Dennoch: Wir geben nicht auf, wir werden bei jedem Projekt, das wir umsetzen, alles tun, um die Behinderungen so gering wie möglich zu halten. Und müssen wir nachbessern, dann tun wir das!

Tangente Neu

Die Hochstraße St. Marx 

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Die Hauptarbeiten der Generalerneuerung des knapp drei Kilometer langen Abschnitts Hochstraße St. Marx werden im November 2022 fertiggestellt. Die restlichen Arbeiten abseits der Hauptfahrbahn laufen noch bis Februar 2023.

Im Frühjahr 2023 wird der gesamte Bereich der ehemaligen „gesperrten Ausfahrt Simmering“ renaturiert und in eine Parkanlage umgestaltet.

Schaut man sich die A 23 im Bereich der „gesperrten Ausfahrt Simmering“ bis zum Knoten Prater von unten an, dann ist der Begriff Hochstraße ganz klar – eine Straße die hoch oben auf Stützen verläuft, wie eine Brücke – und dabei Gleise, Parkgaragen, Parkanlagen, Busbahnhöfe, ja ganze Bezirke überspannt. Die Hochstraße St. Marx besteht allerdings aus vielen einzelnen Brücken, die sich wie Perlen an einer Kette aneinanderreihen. 32 sind es insgesamt, übrigens mit 60 Fahrbahnübergängen.

Gebaut wurde sie in den 70ern aus Spannbeton. Das war damals in der Ingenieurskunst sehr modern. Damit ließ sich nämlich extrem schlank und materialsparend bauen. Die Hochstraße St. Marx führte – anders als andere Tangententeile – schon zu ihrer Eröffnung durch recht dicht besiedeltes Gebiet. Links und rechts fanden sich der Schlachthof St. Marx und die damals noch aktiven Gasometer.

Seit den 1980er Jahren wurden die rund drei Kilometer der Hochstraße immer wieder aus- und umgebaut. So wurde sie unter anderem zwischen dem Prater und der Landstraße um einen Fahrstreifen erweitert und auch in der Landstraße hat man die Tragwerke verbreitert. Diese vielen Einzelmaßnahmen machen es heute schwierig für die Baustellenplaner. Es existiert quasi kein Dokument, das alle Maßnahmen und Fakten zur Hochstraße bündelt.

Eine recht seltsame Eigenheit der Hochstraße St. Marx haben die vielen Umbauten hinterlassen: die unterschiedlichen Höhen des Fahrbahnbelages. Grundsätzlich trägt man heute auf neuen Hochstraßen eine Fahrbahn-Asphalt-Schicht von 12 bis 16 Zentimeter auf. Bei der Hochstraße variieren die Asphaltschichten zwischen 9 und 20 Zentimeter. Beim Autofahren sind diese Unterschiede nicht wahrzunehmen. Wirklich spannend ist diese Tatsache nur für den Asphaltierer. Der muss nämlich während dem Asphaltieren laufend extra die Maschine einstellen.

Das besondere Highlight dieses Projektes aber ist das Verleihen eines neuen „Antlitz“ für die Tangente. Denn die gesamte alte Anschlussstelle Arsenal wird abgetragen. Damit ist die aus dem Verkehrsfunk bekannt „gesperrte Anschlussstelle Simmering“ Geschichte. Ursprünglich war die Anschlussstelle Arsenal als Einbindung der A 3 Südostautobahn in die A 23 gedacht. Fertiggestellt wurden die Auf- und Abfahrten der Anschlussstelle 1977 – eine Inbetriebnahme erfolgte jedoch nicht. Heute mündet die A 3 beim Knoten Guntramsdorf in die A 2 Südautobahn. Nach mehr als 30 Jahren wäre im Zuge der Arbeiten an der Hochstraße St. Marx eine Sanierung dieser niemals eröffneten Anschlussstelle angestanden. Deren Wirtschaftlichkeit war jedoch nicht gegeben. Daher hat die ASFINAG den gesamten Bereich abgetragen und neue Betriebsumkehren für die ASFINAG und die Blaulicht-Einsatzfahrzeuge gebaut.

Das Herzstück dieser niemals eröffneten Anschlussstelle war eine 550 Tonnen schwere Brücke über die Tangente. Da die recht „zarte“ Hochstraße statisch einen klassischen Abriss mit „Hammer und Meißel“ nicht zuließ, hat die ASFINAG einen der größten Raupenkräne Europas eingesetzt und die Brücke einfach in einem Stück ausgehoben. Weltweit sind übrigens nur zwölf dieser Kranarten verfügbar. Für diese Maßnahmen wurde auch erstmals die A 23 zwischen dem Gürtel und dem Verteilerkreis für mehrere Stunden für den Verkehr zur Gänze gesperrt.

Der Knoten Kaisermühlen

Die Rundum-Erneuerung des Knoten Kaisermühlen wurde 2021 abgeschlossen.

Der Knoten Kaisermühlen ist in seiner jetzigen Form in zwei Teilen entstanden. Der erste in den 1970ern und der zweite in den 1990ern. Übrigens bildete der Knoten Kaisermühlen bis 1993 den Endpunkt der A 23 Südosttangente.

Aus der Luft betrachtet, fällt seine eigentümliche Form auf. Der Autobahnknoten ist nicht wie ein eher übliches Kleeblatt geformt, sondern wie ein Kreisverkehr, in den die meisten Auf- und Abfahrten münden. Das beschert ihm auch jede Menge blaue und elektronische Überkopf-Infotafeln, 19 Stück um genau zu sein. Der Knoten Kaisermühlen beheimatet auch die beiden am stärksten befahrenen Rampen Österreichs: In Fahrtrichtung Norden ist das die Abfahrt von der A 23 auf die A 22 und in Fahrtrichtung Süden ist das die Auffahrt von der A 22 auf die A 23.

Besonders speziell – vor allem im täglichen Betrieb, und auch jetzt bei der Sanierung – ist die Tatsache, dass der Großteil des Bauwerks in einem Naturschutzgebiet liegt. Konkret stehen mehr als 60 Prozent der zehn Brücken, die den Knoten Kaisermühlen „tragen“, im Umweltschutzgebiet „Mühlwasser“ bei der Alten Donau.

Bereits 2007 haben wir mit dem Projekt Tangente Neu begonnen. Damals mit Zwischensanierungen im Abschnitt Hochstraße Inzersdorf bis Hochstraße St. Marx.

Das erste Großprojekt startete 2010 mit der Neugestaltung der Pfarrgasse im 23. Bezirk und Adaptierungen bei der Pottendorfer-Linie, die in diesem Bereich unter der Tangente durchführt. Beides waren wichtige Vorbereitungen für den Neubau der Hochstraße Inzersdorf. Dieser komplette Neubau eines Tangentenbereiches unter vollem Verkehr zählte mit Sicherheit zu den aufwendigsten und umfangreichsten Maßnahmen für eine moderne A 23. Kein Stein blieb auf dem anderen, alles wurde nach dem neuestens Stand der Technik frisch aufgebaut. Letztlich dauerte das Gesamtprojekt stolze acht Jahre.

Einen umfassenden Lärmschutz für die Anrainer:innen baute die ASFINAG ebenfalls ab 2010 bei den Auf- und Abfahrten zum Gürtel. Die neuen Tunnel „Wildgans“ und „Eurogate“ sind entstanden und die umgestalteten Zu- und Abfahrten zur A 23 erleichtern seit der Verkehrsfreigabe 2013 den Verkehrsfluss der täglich tausenden Autofahrerinnen und Autofahrer.

Gleich im Anschluss daran folgte von 2011 bis 2013 die Generalsanierung der sogenannten Hanssonkurve. Jenem A 23-Abschnitt zwischen der Neilreichbrücke und der „gesperrten Ausfahrt Simmering“.

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Im März 2013 startete die ASFINAG dann ein weiteres sehr umfassendes Sanierungs- und Neubau-Projekt: den Umbau des Knoten Prater, der Verbindung zwischen der A 23 und der A 4 Ostautobahn. Das Ziel war, die Verflechtungsbereiche beider Streckenzüge übersichtlicher und damit sicherer zu gestalten. Also erhielt der Autobahnknoten Bypassbrücken, die links und rechts zur Hauptfahrbahn zusätzlich die Leistungsfähigkeit erhöhen. Die Erdberger Brücke wurde abgerissen und ganz neu aufgebaut. Das wirklich Besondere bei diesem Projekt: der Einsatz des Abbruchschiffes „Kilian“. Mit dieser Innovation schaffte es die ASFINAG, die Bauzeit um ein ganzes Jahr auf Sommer 2016 zu verkürzen.

Weiter ging es unter dem Slogan TANGENTE NEU mit der Instandsetzung der Praterbrücke und des Knoten Inzersdorf von 2015 bis Sommer 2017. Den vorläufigen Schlusspunkt der bisherigen großen Maßnahmen für eine „neue“ Tangente bildete die Generalerneuerung zwischen Stadlau und Hirschstetten mit der Sanierung der beiden Tunnel in diesem Abschnitt. Auch hier war während der Bauzeit zwischen 2016 und 2017 mit dem „Road Zipper“ eine innovative Österreichpremiere im Baustellen-Einsatz.

Die Südosttangente wird auch in Zukunft die wichtigste Nord-Süd-Verbindung Wiens bleiben. Wir sorgen dafür, dass sie weiterhin das steigende Verkehrsaufkommen tragen kann. Baustellen und Sanierungen sind daher unausweichlich - auch, um die Verkehrssicherheit für alle Fahrer:innen zu gewährleisten. Bitte denken Sie daran, wenn Sie sich das nächste Mal auf der stauenden Tangente wiederfinden. 

Alexandra Vucsina-Valla
Alexandra Vucsina-Valla

Pressesprecherin Ost Region

Arbeitet seit 2006 in der ASFINAG und ist Pressesprecherin für Wien, Niederösterreich und Burgenland. Für Alexandra ist wichtig so viel Info wie nur möglich nach außen zu geben. Nur wer umfassende gute Infos hat, ist auch in der Lage Dinge zu verstehen und sich eine unvoreingenommene Meinung zu bilden.