Tunnelfit? Machen Sie mit! Für mehr Tunnelsicherheit auf unserem Streckennetz
Manche unserer Kundinnen und Kunden überkommt beim Fahren durch einen Tunnel ein mulmiges Gefühl. Obwohl dieses Unbehagen nachvollziehbar ist, sind Ängste und Sorgen an dieser Stelle unbegründet. Warum das so ist und was Sie selbst tun können, um sich bei der Fahrt durch einen Tunnel sicher zu fühlen, erfahren Sie in diesem Beitrag.Technische Ausstattung auf höchstem Niveau
Österreichs Tunnel zählen zu den sichersten in Europa. Auf unseren rund 2.200 Kilometern Streckennetz befinden sich 166 Tunnel, die sich auf dem höchsten Stand der Sicherheitstechnik befinden. Seit dem Jahr 2004 haben wir mehr als 5,6 Milliarden Euro in den Sicherheitsausbau investiert.
Die technische Ausstattung unserer Tunnel ist ein wichtiger Baustein für mehr Verkehrssicherheit und trägt wesentlich zum persönlichen Sicherheitsgefühl bei. Wie sicher unsere Tunnel sind und welche Einrichtungen Sie im Fall der Fälle nützen können, finden Sie in diesem Beitrag ausführlich beschrieben.
Neben der Technik und Ausstattung gibt es allerdings noch einen wichtigen Faktor, der für Ihre Sicherheit entscheidend ist – Ihr eigenes Wissen darüber, wie man sich im Tunnel verhält und was man bei der Fahrt durch einen Tunnel beachten muss.
Unfälle im Tunnel – Was sagt die Statistik?
Haben Sie gewusst, dass die gefährlichste Stelle eines Tunnels die Tunneleinfahrt selbst ist? Daher tun wir alles dafür, die Einfahrt in die Tunnelportale so sicher wie möglich zu gestalten. Eine klare und ausreichende Beschilderung sowie Beleuchtung gehören unbedingt dazu.
Zwischen 2006 und 2019 gab es insgesamt 6.126 Tunnelunfälle auf unserem Streckennetz. Dazu kamen 142 Brandereignisse. Davon entfallen auf das Jahr 2019 622 Unfälle und 14 Brände, also eine vergleichsweise geringe Zahl.
Der Großteil dieser Unfälle verläuft ohne Personenschaden, meist sind es Auffahrunfälle, Alleinunfälle (etwa ein Touchieren der Tunnelwand) oder Unfälle mit Begegnungsverkehr durch unerlaubtes Überholen.
Laut einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit aus dem Jahr 2018, wurden folgende Hauptgründe bei Unfällen in Tunnel identifiziert:
- Unachtsamkeit und Ablenkung
- Mangelhafter Sicherheitsabstand
- Nicht angepasste Geschwindigkeit
- Übermüdung
- Sonstige Ursachen, wie Nichtbeachtung der Signale vor den Tunnelportalen
Ablenkung minimieren
Nur kurz aufs Smartphone geschaut und schon kann es zu spät sein. Ablenkung am Steuer, ob durch Handys, Kinder oder andere Ereignisse, kann verheerende Folgen haben. Bei Tempo 100 sind es pro Sekunde knapp 30 Meter „Blindflug“. Bei drei Sekunden Ablenkung im Tunnel durchqueren Sie bei einer gefahrenen Geschwindigkeit von 100 km/h also ein kleines Fußballfeld, ohne dabei auf die Fahrbahn zu schauen. Nicht umsonst zählen Unachtsamkeit und Ablenkung regelmäßig zu den häufigsten Unfallursachen. Nicht nur im Tunnel.
Aus den oben bereits genannten Ursachen sollten Sie besonders im Tunnel auf Ihre Konzentration achten. Was Sie dafür tun können, lesen Sie in diesem ausführlichen Blogbeitrag zum Thema Ablenkung am Steuer.
Abstand halten
Zu den einfachsten und effektivsten Sicherheitsmaßnahmen, die Sie selbst setzen können, zählt das Abstandhalten. Ein zu geringer Sicherheitsabstand führt jährlich zu mehr als 1.000 Auffahrunfälle auf unserem Streckennetz und die Tendenz ist leider steigend. Das wirklich Traurige an dieser Statistik: Jeder dieser Unfälle wäre vermeidbar gewesen!
Bei jeder Fahrgeschwindigkeit, egal ob Freiland oder Tunnel, müssen Fahrende ausreichenden Abstand zum voranfahrenden Fahrzeug halten. Dieser Abstand sollte so gewählt sein, dass auch bei plötzlichem Abbremsen ein Anhalten möglich ist. Der von uns empfohlene Sicherheitsabstand beträgt 2 Sekunden. 21, 22 … Erinnern Sie sich? Mehr zu diesem wichtigen Verkehrssicherheitsthema und wie Sie den Sicherheitsabstand kontrollieren können, finden Sie in diesem Beitrag.
ℹ Haben Sie’s gewusst? Licht einschalten ist im Tunnel Pflicht, auch wenn die Tunnel gut ausgeleuchtet sind.
Tempo anpassen
Im Alltag ist Tempo 130 auf Autobahnen und Schnellstraßen eine „Selbstverständlichkeit“ und nicht selten reagieren Fahrerinnen und Fahrer empört, wenn sie diese Geschwindigkeit aufgrund äußerer Umstände – Baustellen, Stau, Tunnel – nicht einhalten können.
Wir wiegen uns aufgrund immer besserer Ausstattung der Fahrzeuge in Sicherheit: Sicherheitsgurt, Airbag, Bremsassistent und ähnliche Einrichtungen haben im Laufe der vergangenen Jahre viel zur Verkehrssicherheit beigetragen. Und das ist gut so.
Warum wird die Geschwindigkeit im Tunnel also immer noch gedrosselt? Eine Frage, die immer wieder in den Raum gestellt und heftig diskutiert wird. Dabei hat die Antwort auf die formulierte Frage zwei wichtige Aspekte.
Aspekt Nr. 1: Mit einer höheren Geschwindigkeit verlängert sich der Bremsweg. Damit steigt Hand in Hand auch das Risiko für einen Auffahrunfall, da oftmals nicht rechtzeitig gebremst werden kann. Zusätzlich steigt mit der Geschwindigkeit auch das Risiko für schwere Verletzungen der Unfallbeteiligten.
Aspekt Nr. 2: Ein Unfall im Tunnel ist mit einem im Freiland nicht zu vergleichen. Der beengte Raum im Tunnel verringert die Möglichkeiten seitlich auszuweichen und die Tatsache, dass die potenzielle Unfallstelle nicht von allen Seite zugänglich ist, macht Unfälle in Tunnel zu einer komplexen Angelegenheit. Hier zählt jedes Detail, das die Schwere des Unfalls minimiert.
Deshalb sind niedrigere Fahrgeschwindigkeiten im Tunnel absolut notwendig und eine wirksame Maßnahme, um die Zahl von schwer Verunglückten zu reduzieren. Wer zu schnell fährt, gefährdet eben nicht nur sich, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmenden – das gilt im Tunnel ganz besonders.
Müdigkeit ernst nehmen
Sie schleicht sich langsam an, man merkt sie kaum, um uns dann wie aus dem Nichts zu packen - die Müdigkeit hinter dem Steuer. Unsere Unfallstatistiken zeigen ganz klar: Jährlich passieren zwischen 150 und 200 Unfälle, die auf Übermüdung zurückzuführen sind. Ob freiwillig oder unfreiwillig, wer die Nacht zum Tag macht, für den kann ein Nickerchen am Steuer schwere Folgen haben. Neben der Unfallwahrscheinlichkeit steigt mit der Müdigkeit auch die Unfallschwere.
Der Sekundenschlaf übermannt uns zwar nur einige Sekunden, aber je nach Geschwindigkeit sind auch hier viele Meter "Blindflug" das Ergebnis. Wie gefährlich das ist, müssen wir Ihnen an dieser Stelle nicht erneut ausführen. Mehr zum Thema Müdigkeit am Steuer, finden Sie übrigens hier.
Signale beachten
Folgende Signalanlage befinden sich vor einem Tunnel
- jeweils eine Ampel pro Fahrstreifen, die bei möglichen Gefahren gelb blinkt oder auf Rot geschalten wird, wenn Sie unbedingt stehenbleiben müssen (etwa bei einem Unfall).
- eine Infotafel, die automatisch aktiviert wird, sobald ein bestimmtes Ereignis eintritt (zum Beispiel ein Brand).
- Wechselverkehrszeichen mit Geschwindigkeitsanzeige (100/80/60 etc.), Überholverbot für Lkw und bei Bedarf auch Pkw sowie Einfahrt verboten.
Vor jedem Tunnel sehen Sie
- Ampeln.
- Verkehrszeichen.
- Informationstafeln.
Im Tunnel selbst finden Sie
- Bordsteinreflektoren (LED am erhöhten Seitenstreifen), die bei einer Warnschaltung blinken und dadurch signalisieren, dass Sie mit erhöhter Vorsicht fahren sollten. Zusätzlich wird auch die angezeigte Geschwindigkeit entsprechend reduziert.
- Wechselverkehrszeichen, die die entsprechende Geschwindigkeit im Normal- und Ereignisfall sowie ein eventuelles Fahrverbot für Lkw und Pkw anzeigen.
- Ampeln, die im Normalbetrieb auf Grün stehen, im Falle eines Ereignisses gelb blinken oder bei Gefahr auf Rot geschalten werden. Bleiben Sie bei einer roten Ampel unbedingt stehen! Die Ampel vor der Gefahrenquelle steht auf Rot, damit der nachfolgende Verkehr nicht in den direkten Gefahrenbereich einfährt. Die Ampeln nach der Gefahrenquelle bleiben grün, damit die Fahrzeuge ausfahren können und der Tunnel geleert wird.
- Infotafeln (etwa im Bereich der Pannenbuchten).
- (in manchen Tunneln) Fahrstreifensignale mit jeweils einer Anzeige pro Fahrstreifen, mit der Möglichkeit einen grünen Pfeil oder ein rotes X anzuzeigen. Der grüne Pfeil bedeutet, dass der Fahrstreifen freigegeben ist, ein rotes X bedeutet, dass der Fahrstreifen gesperrt ist. Ein gelber Pfeil nach links oder rechts zeigt Ihnen, dass Sie den Fahrstreifen wechseln sollen.
- LED Fluchtwegmarkierungen (grüne LED Leuchten im Bereich des Fluchtweges), die im Ereignisfall blinken, damit Verkehrsteilnehmende auf den Fluchtweg aufmerksam gemacht werden und den Tunnel über die Fluchtwege verlassen.
ℹ Schon gewusst? Gelb blinkende Ampeln im und vor dem Tunnel bitten um erhöhte Vorsicht beim Durchfahren. Eine rote Ampel bedeutet „unbedingt stehenbleiben“!
Tunnelfit? Machen auch Sie mit!
Die technische Ausrüstung unserer Tunnel ist auf einem sehr hohen Niveau. Dennoch braucht es auch immer den Menschen, Sie als Fahrer:in, um Verkehrssicherheit auf eine stabile Basis zu stellen. Mit Ihrem verantwortungsvollen Verhalten erhöhen Sie so nicht nur Ihr persönliches Sicherheitsempfinden beim Fahren durch den Tunnel, sondern verringern auch für andere Verkehrsteilnehmende potenzielle Unfallrisiken. Wichtig bei all dem Gesagten ist, sich diese Hinweise und Tipps immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Nur so können wir alle gemeinsam für mehr Sicherheit auf Österreichs Straßen und in Tunnel sorgen.
Tunnelfit? Machen Sie mit!