Unfälle aufgrund eines zu geringen Sicherheitsabstands gehören zu den häufigsten im Straßenverkehr. Mehr als 1.000 Auffahrunfälle gibt es jährlich auf unserem Streckennetz. Die Tendenz ist leider steigend. Dabei verlieren durchschnittlich 14 Personen pro Jahr ihr Leben. Eine traurige Bilanz. Grund genug, dem Thema Sicherheitsabstand jene Aufmerksamkeit zu widmen, die es verdient.

Wie viel Sicherheitsabstand auf der Autobahn?

Grundsätzlich gilt: Bei jeder Fahrgeschwindigkeit müssen wir ausreichend Sicherheitsabstand zum voranfahrenden Fahrzeug einhalten. Der Abstand sollte so groß sein, dass wir auch bei einem plötzlichen Bremsen jederzeit anhalten können. Das sagt die Theorie, aber wie macht man das in der Praxis?

Wir haben es alle in der Fahrschule gelernt. Der empfohlene Sicherheitsabstand auf der Autobahn beträgt 2 Sekunden. 21, 22 … Erinnern Sie sich? Bestimmt. Die viel wichtigere Frage lautet aber: Halten Sie sich an diese Regel und prüfen Sie Ihren Sicherheitsabstand auch regelmäßig nach?

Richtig Abstand messen auf der Autobahn

Auch wenn sich die meisten von uns an die 2-Sekunden-Regel bei der Abstandsmessung erinnern, bedeutet das nicht, dass wir sie auch immer richtig anwenden. So wäre es korrekt:

ℹ Wenn das vorausfahrende Auto an einem markanten Punkt vorbeifährt, beginnen wir langsam 21, 22 zu zählen. Erst nachdem wir 22 ausgesprochen haben, sollten wir bei diesem markanten Punkt angekommen sein.

Warum 2 Sekunden?

Wieso sind es überhaupt zwei Sekunden? Und hat das etwas mit der gefahrenen Geschwindigkeit zu tun?

Es braucht durchschnittlich eine Sekunden bis wir die Bremslichter eines voranfahrenden Fahrzeuges erkannt und die Bremse unseres eigenen Fahrzeuges betätigt haben. Das ist die sogenannte Reaktionszeit. Die zweite Sekunde wird für das eigentliche Abbremsen benötigt und gleicht auch Bremswegunterschiede, zum Beispiel durch unterschiedliche Bereifung, Bremsanlagen, Bremstechnik des Fahrers usw., aus. Die reale Zeitspanne von Reaktion und Bremsweg hängt stark vom Fahrenden, dem Zustand des Fahrzeugs und Beschaffenheit der Straße ab. Mit zwei Sekunden ist man jedoch auf der sicheren Seite.

…und wie viele Meter sind das?

Wie viele Meter zwei Sekunden sind, hängt natürlich von der gefahrenen Geschwindigkeit ab. Bei 130 km/h entsprechen 2 Sekunden 72 Meter. Das ist viel, denken Sie vielleicht. Gleichzeitig ist das in etwa die Strecke, die Sie zurücklegen würden, wenn Sie für zwei Sekunden nicht auf die Straße schauen. Einmal kurz aufs Handy blicken, schnell den Radiosender anpassen, quengelnde Kinder am Rücksitz beruhigen – es gibt viele Situationen, die unsere Aufmerksamkeit von der Straße lenken.

Zu wenig Sicherheitsabstand ist – nach Ablenkung und zu hoher Geschwindigkeit - an dritter Stelle der Unfall-Ursachen auf Autobahnen und Schnellstraßen. Mehr zur Unfallstatistik lesen Sie übrigens in diesem Artikel.

⚠ Vorsicht: Achten Sie beim Überholen und Wiedereinordnen auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand.

Was kostet zu dichtes Auffahren?

Dass zu dichtes Auffahren nicht nur unangenehm, sondern sehr gefährlich sein kann, sagen die Unfallstatistik und die hohen Strafen, die so ein Verhalten nach sich zieht.

Wer die Vorschriften über den Sicherheitsabstand nicht einhält, muss mit teils massiven Strafen rechnen:

  • Bei einem Sicherheitsabstand zwischen 0,4 und 1 Sekunde droht eine Geldstrafe von bis zu € 726.
  • Bei einem Sicherheitsabstand zwischen 0,2 und 0,4 Sekunden droht zusätzlich zur Geldstrafe von bis zu € 2180 eine Vormerkung.
  • Bei weniger als 0,2 Sekunden Sicherheitsabstand kommt es zusätzlich zur Geldstrafe auch zum Entzug des Führerscheins für mindestens sechs Monate. Unter Umständen erreicht einen auch eine Gerichtsstrafe wegen Nötigung.

Nötigung? Richtig gelesen. Fahrzeuglenkende begehen unter Umständen Nötigung, wenn sie mit Nachdruck andere zum Ausweichen auf die rechte Fahrbahn bewegen wollen.

Das Drängeln auf Autobahnen und Schnellstraßen ist also kein Kavaliersdelikt, sondern eine Gefahr für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer!   

…wie wird der Sicherheitsabstand auf unseren Autobahnen und Schnellstraßen gemessen?

Das Messen, Kontrollieren und bei Bedarf das Strafen des macht ausschließlich die Polizei. Diese misst den Abstand zwischen den Fahrzeugen mittels spezieller, geeichter Geräte meist von Brücken aus.

Es geht darum, das eigene Verhalten zu überdenken. Ein Sicherheitsabstand von zwei Sekunden ist unsere persönliche, lebensrettende Komfortzone.
Bettina Schützhofer Verkehrspsychologin

2 Sekunden Abstand in der Praxis

Aller Theorie und drohenden Strafen zum Trotz, halten sich auf unseren Autobahnen und Schnellstraßen nicht alle Verkehrsteilnehmenden an die 2 Sekunden Sicherheitsabstand. Aber warum ist das so?

  • Ungenügend Wissen
  • Mangelndes Bewusstsein
  • Unachtsamkeit und Ablenkung
  • Absichtlich zu dichtes Auffahren

Das sind die vier wichtigsten Gründe, warum Fahrerinnen und Fahrer den empfohlenen Sicherheitsabstand nicht einhalten. Als ASFINAG setzen wir an den ersten zwei Punkten an: Wir sorgen für das notwendige Bewusstsein und wollen gleichzeitig Wissen vermitteln.

ℹ Tipp: Halten Sie auch im Stau und Kolonnenverkehr ausreichend Sicherheitsabstand!

Damit auch auf der Strecke alles passt und der notwendige Sicherheitsabstand gewahrt wird, hier unsere besten Tipps für mehr Abstand und Sicherheit auf der Straße:

  • Beachten Sie das Rechtsfahrgebot.
  • Benützen Sie beim Fahrstreifenwechsel Blinker, Rückspiegel und Schulterblick.
  • Fahren Sie vorausschauend und konzentriert.
  • Lassen Sie sich von "Dränglern" nicht provozieren.
  • Testen Sie immer wieder Ihren Sicherheitsabstand.

Wir wünschen Ihnen eine gute und sichere Fahrt und denken Sie daran: Halten Sie Abstand. Es sind Ihre 2 Sekunden!

Walter Mocnik
Walter Mocnik

Pressesprecher Region Süd

Walter Mocnik ist seit 2011 bei der ASFINAG als Pressesprecher für die Steiermark und Kärnten tätig.  Den Großteil seines beruflichen Lebens verbrachte er als Journalist in Redaktionen. Die Leidenschaft fürs Zeitungmachen kann der Grazer aber auch bei der ASFINAG weiterhin durch die Mitarbeiterzeitung "unterwegs" ausleben.