Lebenslang beim gleichen Arbeitsgeber? In der heutigen Arbeitswelt ist das eher die Ausnahme als die Regel. Den Arbeitsplatz zu wechseln – und das mitunter alle zwei, drei Jahre –, gehört für viele zum normalen Arbeitsleben.

Selbstverständlich ist es also nicht, einem Unternehmen jahrzehntelang treu zu bleiben – und umgekehrt ist es aber auch keine Selbstverständlichkeit, dass Arbeitgeber ältere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bis zum Pensionsalter beschäftigen.

Bei uns gibt es das aber sehr wohl – einige sind sogar länger im Dienst der Autobahnen und der Kundinnen und Kunden, als es die ASFINAG selbst gibt, mehr als 36 Jahre also. So wie Rudi Nagele, der am 1. Dezember 1976 bei der damaligen Brenner Autobahn AG an der Mautstelle Schönberg anheuerte.

Vom Sachbearbeiter über Leiter Mautaußendienst, Betriebsleiter der Mautstelle bis hin zur Abteilungsleitung der österreichweiten Mauteinhebung reicht sein ASFINAG-Arbeitsleben – und das war eng verbunden mit der technologischen Entwicklung. „Damals bestand unser Büro nur aus Telefonapparaten und Rechenmaschinen. Keine Computer oder Handys – heute unvorstellbar“, erinnert sich der Trinser. Seine erste berufliche Herausforderung: die Umstellung auf ein EDV-basiertes Kassensystem im Jahr 1986 – das Computer-Zeitalter hatte begonnen. „Im Jahr 1991 haben wir mit der Videomaut begonnen. Es gab aber kein Netzwerk. Deswegen mussten die Floppy-Disks mit den relevanten Daten persönlich zwischen Mautkabine und Zentrale hin und her getragen werden“, so Nagele. Bis zur Einführung des Euro nahm die Mautstelle bis zu 20 Währungen an. „In Italien gab es einmal einen Engpass bei Lira-Münzen. Die dortigen Banken haben kurzerhand Zettel über einen Wert von 100 Lira gedruckt. Die Touristen haben dann die Dinger bei uns eingewechselt“, so Nagele.

In den über 40 Jahren gab es auch Außergewöhnliches: Etwa 1993, als die Mautstelle zur Filmkulisse für den Spielfilm „Mautplatz“ wurde. Oder 1990 – dem Gründungsjahr der Autobahn-eigenen Musikkapelle, in der selbstverständlich auch Rudi Nagele das Waldhorn spielte. Der Tiroler ist froh, dass er bei der Entwicklung von der Papiermaut bis zum High-Tech-Einsatz in der ersten Reihe dabei war.

Nach knappen 46 Dienstjahren verabschiedete sich Rudolf Nagele am 1. Februar 2021 in seine wohlverdiente Pension.

Ich durfte die Zukunft mitgestalten. Die Technik spielte immer eine Rolle, die Hauptrolle aber haben nach wie vor die Mitarbeiter.
Rudi Nagele

Der Brand im Tauerntunnel

Beim gebürtigen Salzburger Manfred Gartler, Baujahr 1959, war dafür der Autobahnbau immer schon das Maß aller Dinge. Die ersten drei Berufsjahre verbrachte der zweifache Familienvater und mittlerweile auch einfache Opa noch bei einem Bauunternehmen in Innsbruck. Dann aber ging es 1983 zur ASFINAG beziehungsweise zur Tauern Autobahn AG. Und der Tauern Autobahn ist das BMG-Urgestein nach wie vor treu. Der erste Arbeitstag? „Da kann ich mich gut erinnern. Der Chef und die Sekretärin waren auf Urlaub und ich war auf mich allein gestellt. Eine Kollegin hat sich dann erbarmt und ich hab Stromrechnungen sortieren dürfen.“

Auf die Autobahn und die Baustellen hinaus ging es dann aber sehr schnell. Bauaufsicht sowie Planung gehörten rasch zum unmittelbaren Aufgabenbereich. „Ich kannte bald jeden Weg unter, über oder neben der Tauernautobahn.“

Mit der ÖSAG, in der 1993 sieben Autobahngesellschaften zusammengefasst wurden, änderte sich einiges. Unter anderem gab es dann eine externe Bauaufsicht und für Gartler gab es dadurch weniger „Baustellen-Zeit“. War früher trotzdem alles einfacher? Die Antwort kommt mit einem Schmunzeln. „Es gab weniger Papierkram, aber der ist schon auch wichtig und sinnvoll.“

Das prägendste Erlebnis war ganz klar der Brand im Tauerntunnel am 29. Mai 1999. „Ich hab es in der Früh im Radio gehört und bin sofort hin.“ Im stockfinsteren und heißen Tunnel half auch der 59-Jährige mit, damit die Polizei die Suche nach Überlebenden durchführen konnte. Die Tragödie bleibt in Erinnerung, die Bilder sind unvergesslich. Und unmittelbar danach ging es an die Sanierung, für die Gartler zuständig war. „Im September gab es wieder grünes Licht.“

Seit 1.11.2019 ist Manfred Gartler mittels Arbeitsteilzeit bei der ASFINAG beschäftigt und darf sich ab 1.11.2024 auf seine wohlverdiente Pension freuen. 

Ich hab es in der Früh im Radio gehört und bin sofort hin!
Manfred Gartler zum Brand im Tauerntunnel

Vom Magnetkonto zum PC

Wer wissen möchte, wie man ohne Computer nicht nur überleben, sondern sogar Rechnungen buchen kann, der muss Robert Hofer fragen. Der 60-Jährige ist in Graz das Um und Auf im Controlling. Ganz egal, um welche Zahlen es innerhalb der SG geht: Der Weststeirer hat sie auf Knopfdruck – oder stellt das Wesentliche übersichtlich in einer Excel-Tabelle zusammen, sodass es auch Menschen wie Sie und Ich (vor allem ich) verstehen.

Seit 1981 kümmert Hofer sich um alles, das mit Waren und Geld zu tun hat. Vom Salzverbrauch über Stromkosten bis zu den Winterdienst-Lkw. „Tja und damals gab es natürlich noch keine Computer, kein Excel, dafür aber Lochstreifen oder Magnetkonten.“ Da hieß es händisch jede Rechnung irgendwie über eine heute seltsam anmutende Maschine zu buchen. Mit einer mechanischen Schreibmaschine wurde getippt, mit einem tragbaren Mobilfunkgerät, das mehrere Kilogramm wog, „telefoniert“.

Diese Geräte gibt es nicht mehr, die Erinnerung daran bleibt. So wie auch an schillernde Weggefährten in diesen mittlerweile 37 Jahren, wie etwa unseren ehemaligen Vorstand Alois Schedl oder auch Heinz Talirz, seinen ersten Chef in der Pyhrn Autobahn AG, der nach dem „Pyhrn-Skandal“ vor Gericht stand, in U-Haft war und – weil alles zu Unrecht - erst acht Jahre später rehabilitiert wurde.

Nach einem erfolgreichen 40-jährigen Dienstleben, hieß es für Robert Hofer am 1.5.2021 auf Wiedersehen, denn er hat an diesem Tag seine wohlverdiente Pension angetreten.

Wir haben jede Rechnung händisch gebucht, mit Maschinen, die es längst nicht mehr gibt.
Robert Hofer

Es waren andere Zeiten

Die Herausforderungen im Streckendienst hat Martin Bachmann aus Vorarlberg gleich am ersten Arbeitstag bei der ASFINAG zu spüren bekommen. „Das war leider sehr tragisch. Damals, 1980, fuhr ich das erste Mal im Streckendienst als Beifahrer mit. Es gab Unfälle durch den starken Schneefall und sogar Tote auf der Strecke. Das hat mich sehr geprägt“, erinnert sich Bachmann zurück.

Es waren andere Zeiten vor knapp 40 Jahren. Sein Dienstbeginn war um vier Uhr morgens. Bachmann legte täglich 14 Kilometer zu Fuß in den Arlbergtunnel zurück, um mit einer Signalkelle den Verkehr zu regeln. Winterdienst war pure Handarbeit, mussten doch 50 Kilogramm schwere Salzsäcke per Hand auf die Lastwagen verfrachtet werden. „Ehrlich gesagt dachte ich mir damals, dass ich das nicht mein Leben lang machen möchte“, gibt der gelernte Tischler zu. Zum Glück lief es aber anders, Bachmann entdeckte seine Leidenschaft für den Winterdienst. „Ich habe erkannt, wie sehr ich Menschen mit der Schneeräumung helfen kann. Und das gilt besonders für die Arlberg Schnellstraße. Erlebnisse wie eine italienischen Familie aus dem Auto zu befreien, das durch den Schnee hängengeblieben ist, haben dazu beigetragen“, meint Bachmann.

Vor über 30 Jahren war die Verbindung zwischen Tirol und Vorarlberg eine berüchtigte Unfallstrecke – Unfalltote waren leider keine Seltenheit. Psychische Belastung stand an der Tagesordnung. Ganz besonders ein Unfall mit einer Familie blieb dem Vorarlberger im Gedächtnis. „Ich bin damals gerade selbst Vater geworden. Wenn du dann tote Kinder siehst, ist das mit Worten nicht zu beschreiben“, so Bachmann.

Seine ASFINAG-Karriere entwickelte sich weiter – 1998 wurde er zum Vorarbeiter befördert. Seitdem leitet er den Stützpunkt Langen am Arlberg. Heuer im Dezember schließt sich der Kreis für den sympathischen Familienvater – seine Pension steht an. Rückblickend bleibt für ihn aber eines klar: „Ich habe immer gern bei der ASFINAG gearbeitet und bin auch mächtig stolz darauf!“

Ich habe immer gern bei der ASFINAG gearbeitet und bin auch mächtig stolz darauf!
Martin Bachmann
Silvia Moser
Silvia Moser

Online und Social Media Managerin

Betreut seit 2015 unter anderem die Social Media Kanäle der ASFINAG. Gute Kommunikation gepaart mit einem Augenzwinkern gehört da einfach dazu. Silvia ist privat gerne in der Natur unterwegs. Der perfekte Ausgleich zur onlinen Welt, in der sie sich tagtäglich bewegt.