Der Pkw der Zukunft fährt elektrisch. Ja, es gibt auch Wasserstoff-Pkw, aber in Europa ist die Technologie-Entscheidung zu Gunsten des batterieelektrischen Pkw gefallen. Und das ist aus heutiger Sicht auch richtig, denn der Wirkungsgrad und somit der Gesamt-Energiebedarf ist wesentlich besser als bei Wasserstoff-Pkw.

Und es gibt noch einen sehr spannenden Vorteil: E-Pkw können theoretisch fast überall geladen werden, wo es Strom gibt. Braucht es dann überhaupt noch Ladestationen entlang der Autobahn, wenn Laden überall möglich ist? Ja, die braucht es, und es werden mehr Ladestationen nötig sein, als es derzeit Tankstellen gibt. Das kommt daher, dass der Ladevorgang einfach länger braucht als das Betanken eines Benzin- oder Diesel-Pkw. Zusätzlich haben E-Mobile eine geringere Reichweite, müssen also häufiger „aufgefüllt“ werden. Also brauchen wir viele leistungsfähige Schnellladestationen damit auch weite Strecken problemlos bewältigt werden können.

Was sich in dieser Hinsicht auf unserem Autobahnen und Schnellstraßennetz schon getan hat, habe ich schon in diesem Artikel behandelt.

Welche Ladeinfrastruktur gibt es aktuell am ASFINAG-Netz?

Derzeit haben wir mit 41 Ladestandorten und rund 220 Ladepunkten eine gute Netzabdeckung, wie auch auf der Grafik erkennbar ist. Uns ist bewusst, dass manche Standorte schon etwas älter sind und nicht mehr ganz den heutigen Anforderungen entsprechen. Aber in den kommenden Jahren werden neue moderne Ladestationen folgen, und eines können wir versprechen: Die zukünftigen Ladestandorte werden Ladepunkte mit mindestens 150 kW bereitstellen, werden überdacht sein  und  werden eine unkomplizierte Bezahlmöglichkeit anbieten. In den ersten Jahren der E-Mobilität wären solche zusätzlichen Anforderungen überzogen gewesen, da die Nachfrage einfach noch viel zu gering war. Jetzt brummt der E-Motor und im Jahr 2021 haben wir im Vergleich zu 2020 über 150% mehr Ladungen am ASFINAG-Netz registriert. Zeit also, die Ladestationen mehr und mehr an den Komfort von herkömmlichen Tankstellen anzupassen!

Mehr Informationen zu den Ladestandorten am ASFINAG-Netz gibt es auf unserer Webseite ➡

Hier finden Sie zum Beispiel auch detaillierte Informationen zu den angebotenen Ladeleistungen, den verfügbaren Steckertypen, aber auch z.B. zu den Betreibern und den Zahlungsmöglichkeiten bereit.

Ladepunkte, Kilowatt, Ladekurven: Ein kleiner Ausflug in die technischen Begrifflichkeiten der E-Mobilität

Wir wissen, dass Kommunikation oft daran scheitert, dass wir nicht die richtigen Worte oder Begriffe verwenden. Im privaten Bereich kann dies manchmal zu unnötigen zwischenmenschlichen Konflikten führen. Bei technischen Themen erzeugt die falsche Verwendung von Begriffen oft Verwirrungen und Missverständnisse. Daher möchten wir hier kurz einige häufig verwendete Begriffe im Bereich der E-Mobilität erklären:

Ladepunkt: Ist ein einzelner Stromabgabepunkt, an dem ein Fahrzeug geladen werden kann. Oft auch Ladestecker genannt. Neben den unterschiedlichen Steckertypen (CCS, Chademo, Typ 2) werden Ladepunkte vor allem durch ihre maximale Leistungsabgabe (Kilowatt) charakterisiert. Übrigens geht der Trend in Europa deutlich zum leistungsfähigen CCS-Stecker.

Ladestation: Ist eine technische Einrichtung mit einem oder mehreren Ladepunkten, auch oft als Ladesäule bezeichnet.

Ladestandort: Umfasst alle Ladestationen an einem Standort.

Ladeleistung des Fahrzeugs: Beschreibt die maximale Stromaufnahme eines E-Fahrzeugs. Wird in Kilowatt (kW) angegeben. Bei modernen Fahrzeugen liegt dieser Wert üblicherweise zwischen 50 und 250 kW.

Ladeleistung des Ladepunkts: Beschreibt die maximale Stromabgabe an einem Ladepunkt in kW. Dieser Wert liegt bei Schnellladestationen derzeit zwischen 22 kW und 350 kW. Auch 500 kW sind bereits technisch möglich, allerdings gibt es noch keine Fahrzeuge die diese Leistung aufnehmen können.

Ladekurve: Jetzt wird es ein wenig kompliziert! Aber die Ladekurve ist sehr wichtig um zu verstehen, warum die Ladezeit bei E-Fahrzeugen nicht immer gleich ist. Die Ladekurve beschreibt nämlich den Verlauf der Stromaufnahme während eines Ladevorgangs. Dabei zeigt sich, dass die Stromaufnahme mit zunehmender Ladedauer abnimmt, weil jede einzelne Batteriezelle im Fahrzeug möglichst gleich geladen sein sollte. Dieser Ausgleichsvorgang ist nur mit niedrigeren Ladeleistungen möglich und dauert entsprechend lang, da mehrere tausend solcher Zellen in einem E-Pkw verbaut sind. Zur Veranschaulichung wollen wir Batteriezellen mit Sektgläsern vergleichen: Wenn ein Kellner viele Sektgläser gleichzeitig servieren muss, wird er zunächst mit der Sektflasche großzügig alle Gläser befüllen. Damit aber jedes Glas exakt gleich gefüllt ist, kann der Kellner immer nur sehr geringe Mengen an Sekt in die einzelnen Gläser füllen. Und das braucht eben Zeit! Nun aber wieder zurück zur Technik. Die Ladekurve hängt grundsätzlich von der elektrotechnischen Architektur des Fahrzeuges ab. In der Praxis gibt es aber noch andere Faktoren, welche die tatsächliche Ladekurve beeinflussen: Die zur Verfügung gestellte Anschlussleistung, der aktuelle Ladezustand der Batterie, die Temperatur, aber auch das Alter der Batterie. Wir sehen also, der Ladevorgang ist mit dem herkömmlichen Befüllen eines Tanks nicht wirklich vergleichbar. Daher eine Empfehlung: Bevor man sich ein E-Fahrzeug kauft, sollte man sich die Ladekurven der Fahrzeuge ansehen, denn da lässt sich ablesen, wie effizient das Fahrzeug wirklich geladen werden kann. 

Was passiert beim Schwerverkehr?

Auch der Schwerverkehr muss die Transformation zur Klimaneutralität schaffen. Im Gegensatz zur Pkw-Entwicklung liegen die Lkw aber rund zehn Jahre zurück. Warum ist das so? Der Hauptgrund liegt sicher in der Unsicherheit der Technologie-Entwicklung. Während bei Pkw der Pfad Richtung batterieelektrischer Systeme rasch erkennbar war, gibt es bei den Lkw verschiedene Technologien die parallel entwickelt werden:

  • Lkw mit Wasserstoff-Technologie
  • Lkw mit Batterien
  • Lkw mit Stromabnehmern

Alle diese Technologien haben Vor- und Nachteile, und es ist derzeit nicht absehbar, ob es zukünftig nur eine maßgebliche Technologie geben wird, oder ob sich mehrere Technologien parallel durchsetzen werden. Was wir aber schon heute wissen: Es wird in den nächsten Jahren die Serienproduktion von Batterie-Lkw und auch Wasserstoff-Lkw starten. Und wir bei der ASFINAG werden die notwendige Infrastruktur bereitstellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Verkehr der Zukunft neue Versorgungs-Infrastrukturen benötigen wird, und dies bereits ab dem kommenden Jahr. Dafür sorgen wir und freuen uns Teil der Mobilitätswende zu sein, um ein zukunftsorientiertes, umweltfreundliches Verkehrssystem zu ermöglichen.

Bernhard Hintermayer
Bernhard Hintermayer

Strategische Entwicklung von Rastanlagen und Multimodalität

Bernhard Hintermayer ist seit 2012 bei der ASFINAG tätig. Nach drei Jahren als Projektleiter in der Planungsabteilung ergänzte er das Team der Technischen Koordination seit 2015. Nunmehr hat er in der Abteilung Konzernsteuerung die strategische Verantwortung für die Themen „Parken und Rasten“ sowie „Multimodalität“.