Intermodalität auf der Straße: Was ist das?
Intermodaler Verkehr – klingt kompliziert ist aber einfach erklärt: Es geht kurz gesagt darum, sich rasch und umweltbewusst mit mehr als nur einem Transportmittel zu seinem Ziel zu bewegen. Dahinter verbirgt sich also eine Verkehrsstruktur, die sich aus verschiedenen Transportmitteln zusammensetzt. Diese einzelnen Transportmittel sind zu einer Transportkette verbunden.Intermodaler Verkehr als Teil der Mobilitätswende
Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen zu können, ist nicht nur in Österreich, sondern auf der ganzen Welt ein Umdenken beim Verkehr, die sogenannte Mobilitätswende notwendig. Nur so können das individuelle Mobilitätsbedürfnis und die Klimaanforderungen in Einklang gebracht werden. Der Grund für die steigende Mobilität ist rasch zusammengefasst: Immer mehr Menschen brauchen immer mehr Güter und wollen auch individuell entscheiden, wann sie wie unterwegs sein wollen. Der Preisverfall bei gebrauchten Fahrzeugen in den vergangenen Jahren hat zusätzlich zu einem Anstieg der Fahrzeug-Zulassungen geführt. Es gibt aber noch weitere Gründe für die Zunahme der Mobilität auf den Straßen:
- Mangelhafte Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln in strukturschwachen Regionen und auf dem Land
- Berufsverkehr von Pendlerinnen und Pendlern, die gerne außerhalb der Stadt leben, aber in Ballungsräumen arbeiten
- Unabhängigkeit und Komfort durch das eigene Auto
- Schichtdienste und unregelmäßige Arbeitszeiten erschweren ebenfalls die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel
Die Folge dieser hohen individuellen Mobilität sind nicht zuletzt Staus und damit verbunden erhöhte CO2- und Schadstoffwerte in der Luft. In den großen Städten und Ballungszentren kommen hohe Kosten für das Parken und die Parkplatznot dazu. Immer mehr Städte wollen Fahrzeuge aus den Zentren verbannen und auf den öffentlichen Nahverkehr setzen. Doch nicht immer stößt das auf Verständnis und Zustimmung. Fakt ist, dass die Mobilität der Zukunft neu gestaltet werden muss. Die Intermodalität spielt dabei eine zentrale Rolle.
Mobilität der Zukunft - Ideen und Ansätze
Die Mobilitätswende ist ein sehr wichtiger Aspekt, auf dem die Politik in Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden hinarbeitet. Auch wir als ASFINAG sind hier ein zentraler Partner. Um die Umwelt zu schonen, Ressourcen zu entlasten und die Straßen wieder frei zu bekommen, gibt es verschiedene Ansätze, so etwa die Multi- und Intermodalität zu erhöhen.
Multimodalität bedeutet, verschiedene Verkehrsmittel an verschiedenen Tagen zu nutzen. Wir sind dann multimodal unterwegs, wenn wir zum Beispiel mit dem Bus zur Arbeit und mit Car-Sharing unsere Wochenendeinkäufe erledigen. Intermodalität hingegen bedeutet das Verschränken und Ineinandergreifen von Verkehrsmitteln. Wir sind dann intermodal unterwegs, wenn wir auf unserem Weg mehrere Verkehrsmittel nutzen und zum Beispiel mit unserem Pkw zu einer Park&Drive-Anlage fahren, uns dort dann einer Fahrgemeinschaft anschließen und dann noch die letzten Stationen mit der U-Bahn fahren.
Wir als ASFINAG beteiligen uns aktiv am Ausbau von Park&Drive-Anlagen entlang unseres Streckennetzes. Bereits 60 dieser Pendler-Parkplätze mit rund 3.600 Stellplätzen stehen Ihnen zur Verfügung, davon wurden mehr als die Hälfte durch die ASFINAG mitfinanziert, genauer gesagt 34 Anlagen mit 1.900 Stellplätzen. So sparen Sie nicht nur Geld, sondern leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ob auch in Ihrer Nähe eine solche Anlage zu finden ist, können Sie hier sehen.
Intermodalität bedeutet also, nicht nur das Auto als alleiniges Transportmittel zu betrachten. Dies gilt nicht nur für den privaten, sondern auch für den gewerblichen Verkehr. Die rollende Landstraße ist zum Beispiel ein intermodales Projekt. Hier werden Autobahn und Schiene im Schwertransport verknüpft.
Auf der anderen Seite setzt auch die Politik auf moderne, ökologisch vertretbarere Transportmittel. So wird beispielsweise der Kauf von Elektroautos, die sich schadstofffrei und ohne die Verwendung von fossilen Brennstoffen betreiben lassen, gefördert. Darüber hinaus gilt es aber auch, den öffentlichen Nahverkehr – sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Gebieten zu stärken und die Möglichkeiten zum Bilden von Fahrgemeinschaften intensiver zu fördern. Das alles sind wichtige Grundlagen für die wichtige und geforderte nachhaltige Mobilität von morgen.
Intermodaler Verkehr – Ideen für die Mobilität der Zukunft
Wie könnten Transportketten und Verkehrswege aussehen, die gut funktionieren, die Umwelt möglichst wenig belasten und ein schnelles Vorankommen ermöglichen?
- Fahrgemeinschaften: Fahrgemeinschaften auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder Uni haben sich seit Jahren bewährt. Durch die Digitalisierung sind neue Möglichkeiten dazugekommen. So können Sie sich jederzeit über Apps am Smartphone informieren, ob eine Person Ihre Route fährt und Sie mitnehmen möchte. Die Kosten werden geteilt. Im Forschungsprojekt DOMINO arbeiten wir derzeit aktiv mit Projektpartner wie dem ÖAMTC, der FH Oberösterreich oder auch Ummadum - neben andere Themen - an der Pilotierung von Mitfahrbörsen.
- Einfache Anmietung von Fahrzeugen via App: Sie möchten in der Stadt mobil sein, aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen? Car-Sharing oder Bike-Sharing-Dienste machen es möglich.
- Preiswerte Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln: Viele Menschen wären bereit, einen Euro pro Tag für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu zahlen, so wie es in Wien seit einigen Jahren der Fall ist. Mit dem zukünftigen 1-2-3 Ticket geht der Weg bereits österreichweit in diese Richtung.
- Mobility as a Service: Über digitale Plattformen kann man sich unterschiedliche Reisevarianten berechnen lassen und auch gleich die Reise buchen und bezahlen („One-Stop-Shop“). Dabei können individuelle Präferenzen, wie z.B. Reisezeit, Kosten, oder der ökologische Fußabdruck gewählt werden. Diese Services sind gerade weltweit stark im kommen und werden sich in den nächsten Jahren noch wesentlich weiterentwickeln.
- Transport von Waren mittels Beiladung: Lkw verfügen über eine große Ladefläche, die sich verschiedene Unternehmen teilen können. Diese sogenannte Beiladung spart Zeit, Geld und Kraftstoff.
- Park&Ride: Mit dem Auto zum Bahnhof fahren und in den Zug steigen. Diese Variante der Mobilität erfreut sich vor allem am Rande der Großstädte bereits großer Beliebtheit.
Derzeit läuft zum letztgenannten Punkt ein Pilotprojekt mit ASFINAG-Beteiligung. Bei Stockerau wird ein Park&Ride-System getestet, das Nutzerinnen und Nutzer gezielt informiert, wie viel Zeit sie durch den Umstieg auf die Bahn gewinnen, wie viele Plätze gerade in der Anlage verfügbar sind und wann der nächste Zug geht. Bei dieser Park&Ride-Anlage können sich Fahrerinnen und Fahrer vorab mittels Reservierung einen Platz sichern. Darüber hinaus werden Daten in Echtzeit an die Fahrenden geliefert, aktuell noch per App, aber in Zukunft auch über Wechseltext-Anzeigen auf unserem Streckennetz.
Es ist jedoch entscheidend, Angebote wie dieses nicht nur in Großstädten, sondern auch in kleineren Orten und entlang der gesamten Autobahn zu realisieren. Wenn Sie vor der Haustür in einer Transportkette mobil sein können, nutzen Sie das Angebot sicher häufiger, als wenn es an vergleichsweise große Hürden gekoppelt ist. Dabei sollten bereits bestehende Optionen ausgebaut und neue Angebote aus dem Bereich intermodaler Verkehr erschlossen werden. Es geht uns also darum, Verkehrsknotenpunkte zu schaffen.
Vernetzung Straße & Öffentlicher Verkehr (ÖV)
Bei unseren Projekten werden Verbindungspunkte zum öffentlichen Verkehr von Anfang an mitgedacht. So zum Beispiel der künftige Verkehrsknotenpunkt bei Aspern. Die geplante Spange der S 1 zur Seestadt Aspern wird direkt mit einer großen Park&Ride-Anlage und somit auch mit der U-Bahn, ÖBB-Zügen und Bussen verbunden.
⭐ Multimodalität ist für uns mehr als nur ein Schlagwort. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der ÖBB und den Verkehrsverbünden arbeiten wir intensiv an Projekten zur Förderung eines multimodalen Verkehrsverhaltens. ⭐
Vernetzung Güterverkehr auf Straße & Schiene
Der Ende 2016 eröffnete Güterterminal Inzersdorf ist ein Vorzeigeprojekt für die Vernetzung von Straße und Schiene, auch was die enge Koordinierung zwischen ASFINAG und ÖBB bei Planung und Bauabwicklung betrifft. Mit der Autobahn-Anschlussstelle vor Ort haben wir zwei für den Wirtschaftsstandort Österreich entscheidende Verkehrsträger vernetzt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Lkw-Verkehr wird ohne weitere Umwege im untergeordneten Straßennetz direkt auf die Autobahn verlagert. Das bringt Verkehrsentlastung für Wohngebiete und mehr Lebensqualität, weniger Lärm und Luftschadstoffe. Das gemeinsam erfolgreich umgesetzte Projekt Güterterminal entspricht auch ganz der Strategie und Vision der ASFINAG für die Zukunft. Wir wollen dort, wo es möglich ist und Sinn macht, den Güterverkehr und den Personenverkehr vom Straßennetz stärker auf die Schiene verlagern.
Auch die ROLA, die rollende Landstraße, ist ein gelungenes intermodales Projekt. Die ÖBB Rail Cargo war auch bisher in Tirol ein wichtiger Partner, um einen Teil des Lkw-Verkehrs auf die Schiene zu bringen. Die ROLA bietet Straßentransportunternehmen dabei einen besonderen Vorteil: eine Alternative für das sektorale Fahrverbot und die Möglichkeit die gesetzlich vorgeschriebene Ruhepause bestmöglich zu nutzen und danach gut erholt die Fahrt fortzusetzen. Mehr Infos und Buchungsmöglichkeiten gibt es auf dieser Website.
Mehr gemeinsame Infos für Kund:innen
Der gegenseitige Austausch von Verkehrsinformationen auf der Strecke zwischen Wien und dem Flughafen Wien ist Inhalt eines jungen Kooperationsprojektes zwischen der ASFINAG und den ÖBB. Die gegenseitige Informationsweitergabe von Ereignissen, die den Auto- oder Zugverkehr behindern, erfolgt in Echtzeit. Die Pilotabschnitte für diese neuartige Infovernetzung erstrecken sich derzeit auf die Verbindungen Knoten Prater, Hauptbahnhof Wien und Bahnhof Wien Mitte – jeweils in Richtung Flughafen. Das Ziel der Zusammenarbeit: Bei Störungen auf der A 4 Ost Autobahn erhalten die Kundinnen und Kunden zusätzlich Informationen über die Zugverbindungen und bei Ereignissen am Schienennetz wird über die Verfügbarkeit der A 4 informiert. Die Informationsweitergabe erfolgt über die jeweiligen Verkehrsinfodienste.
Vernetzung von Verkehrsträgern
Damit Intermodalität gelingen kann, muss ein Überblick über alle Verkehrsträger hergestellt sein. Nur so können wir die richtigen und für uns passenden Verbindungen wählen. Gebündelt werden alle relevanten Daten bereits heute, etwa über die sogenannte Verkehrsauskunft Österreich (VAO). Dieses Unternehmen, das im Eigentum der nationalen Mobilitätsanbieter ASFINAG, Verkehrsverbünde, ÖBB, sowie dem ÖAMTC und allen Bundesländern steht, bietet Informationen über alle Formen der Mobilität und des Reisens in Österreich an. Die VAO beinhaltet somit alle Daten für Öffentlichen- und Individualverkehr wie Fahrpläne und Straßen, als auch für alle Wege und Strecken für Radfahrende und Fußgänger.
Die Informationen kommen dabei direkt von den Betreibern der Verkehrswege bzw. Verkehrsmittel selbst. So liefern wir neben tagesaktuellen Baustellen jede Minute aktuelle Ereignisse und die gegenwärtige Verkehrssituation vom gesamten Netz. Die Verkehrsteilnehmenden bekommen diese Informationen in ihre aktuelle Routenabfrage miteingerechnet. Weiters sind alle Informationen über Verspätungen oder Probleme im Öffentlichen Verkehr bis hin zu den Verbundtarifen enthalten.
Intermodaler Verkehr ist als Teil der Mobilitätswende unerlässlich. Jede Fahrerin und jeder Fahrer können dazu einen nachhaltigen Beitrag leisten. Wir von der ASFINAG setzen die Anforderungen an eine neue, moderne, umweltbewusste Mobilität mit anderen wichtigen Mobilitätspartnern um. Natürlich, es gibt noch viel zu tun, aber wir blicken schon heute auf eine spannende Entwicklung in der Zukunft.