Mikroplastik - auch für uns ein großes Thema
Plastik ist in unserem Alltag allgegenwärtig – auch für uns als ASFINAG. In den Fahrzeugen, auf den Rastplätzen, neben den Fahrbahnen, ob als Ausstattung im Auto oder als achtlos weggeworfene Trinkflasche. Plastik ist überall. In diesem Beitrag wollen wir auf einen weniger sichtbaren Teil des Plastikmülls eingehen – dem Mikroplastik – und Ihnen zeigen, was wir als Unternehmen dagegen tun.Gerade in den Sommermonaten fahren viele Menschen in den wohlverdienten Urlaub und nutzen dafür gerne und oft unsere Autobahnen und Schnellstraßen. Das sehen wir nicht nur an den steigenden Verkehrszahlen, wir sehen diesen Zuwachs an Fahrzeugen auch auf unseren Rastplätzen. Wir müssen mehr und öfter reinigen, als in den anderen Monaten. Das Thema Müll ist hier immer ein großes, insbesondere wenn es um Plastik geht.
Plastikmüll findet sich aber nicht nur in Form von Verpackungen wieder. Ein kaum sichtbarer, aber dennoch problematischer Faktor ist Mikroplastik.
Was ist Mikroplastik und wie viel davon gibt es?
Wie der Name schon erahnen lässt, handelt es sich bei Mikroplastik um sehr kleine Plastikpartikel. Wie klein, da sind sich Expertinnen und Experten nicht ganz einig. Im Allgemeinen geht man aber von einer Größe unter 5 Millimeter aus.
Das Fraunhofer Institut UMSICHT hat 2018 eine sehr interessante Studie zum Thema Mikro- und Makroplastik veröffentlicht. Darin wurden zu Beginn unterschiedliche Kategorien von Mikroplastik festgelegt:
- Mikroplastik Typ-A: Das sind industriell hergestellte Mikroplastik-Teilchen, wie sie etwa in Kosmetika (z.B. Peelings oder Zahnpasta) vorkommen.
- Mikroplastik Typ-B: Diese Partikel entstehen durch die Nutzung von größeren Kunststoffen, durch Verwitterung, Zerkleinerung oder Abrieb von Verpackungen, Schuhsohlen oder Reifen.
Diese Einteilung ist wichtig, da es auch die Verantwortung klar zuweist – entweder der Produktion oder der Nutzung.
Die Autorinnen und Autoren der Fraunhofer Studie haben insgesamt 51 Quellen für Mikroplastik und deren Emissionswerte ermittelt. Ganz weit vorne liegen: Reifenabrieb, Abfallentsorgung, Abrieb von Bitumen in Asphalt aber auch Sport- und Spielplatzflächen. Mikroplastik aus Kosmetik landet „erst“ auf Platz 17.
Laut Studie ergibt sich demnach für Deutschland (in Österreich wird es ähnlich sein) eine Gesamtmenge von vier Kilogramm Mikroplastik pro Kopf und Jahr, bei Makroplastik sind es dagegen nur etwa 1,4 Kilogramm. Das, was wir also an unseren Rastplätzen und entlang der Autobahn finden, ist nur der sichtbare, aber deutlich kleinere Teil von Plastik in der Umwelt.
Reifenabrieb als Mikroplastik-Ursache Nr. 1
Ein Drittel des Mikroplastiks lässt sich laut Fraunhofer UMSICHT auf Reifenabrieb zurückführen – aber nicht nur von großen Fahrzeugen wie Pkw und Lkw, sondern auch von Fahrradreifen und Skateboards! Damit ist Reifenabrieb auf Nummer eins der Liste der Mikroplastik-Ursachen. (Die überaus interessante Detailauflistung der Mikroplastik-Verursacher können Sie hier ab Seite 10 selbst nachlesen.)
Reifen verlieren mit der Zeit an Profil und setzen dabei kleinste Partikel in Form von Feinstaub oder Mikroplastik frei. Ein durchschnittlicher Pkw-Reifen wiegt am Ende seines „Lebens“ (im Durchschnitt 50.000 Kilometer bzw. vier Jahre) 1 bis 1,5 Kilogramm weniger als bei seiner Herstellung. (Hier im Detail nachzulesen.) Diese Differenz klebt auf der Straße oder verfliegt mit dem Wind.
Das bedeutet, dass auch elektrisch betriebene Fahrzeuge zur Belastung der Umwelt beitragen. Nicht nur die Motoren und der Antrieb sind ein umweltrelevantes Thema, sondern eben auch Reifen und Bremsen. Was es hier neben dem Ausbau von ökologischen Antriebsarten zusätzlich braucht, sind abriebfestere Reifen und Bremsbeläge.
Zigarettenfilter – unterschätzt und hochgiftig
Neben all den Plastikflaschen, Verpackungen, Dosen und echten Müll-Kuriositäten, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlang des Streckennetzes finden, sind Zigarettenfilter eines der massivsten Müllprobleme.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete 2017, dass bis zu zwei Drittel aller Zigarettenreste achtlos auf den Boden geworfen werden. Bei 15 Milliarden verkauften Zigaretten täglich, sind das zehn Milliarden Stummel pro Tag! Was viele Raucherinnen und Raucher nicht wissen, ist, dass Zigarettenfilter ebenfalls zu Plastikmüll zählen. Sie bestehen aus dem schwer abbaubaren Kunststoff Celluloseacetat und es dauert rund zehn Jahre bis ein Zigarettenfilter vollständig abgebaut wird. In dieser Zeit zerfallen die Filter zu Mikroplastik und setzen Nikotin, Schwermetalle und andere Chemikalien frei.
Arsen, Blei, Formaldehyd, Benzol, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und das Nervengift Nikotin sind nur ein Teil jener Substanzen, die unsere Umwelt nachhaltig belasten. Bei Wasserlebewesen führt das nicht selten zu Verhaltens- und Genveränderungen. Zigarettenreste werden aber auch von vielen Tieren (von Fischen bis Vögeln) mit Futter verwechselt. Die Tiere werden so vergiftet oder sterben qualvoll an Magen-Darm-Problemen. Aber auch die Pflanzenwelt kämpft mit den Folgen der Zigarettenstummel, die nachweislich das Pflanzenwachstum hemmen.
Zigarettenfilter sind mehr als nur ein kosmetisches Problem. Sie sind giftiges Mikroplastik, das unsere Umwelt nachhaltig und nachweislich schädigt. Jede Raucherin und jeder Raucher sollte daher auf eine sachgemäße Entsorgung der Zigarettenreste achten und diese nicht auf den Boden oder aus dem Fenster werfen.
Mikroplastik in der Umwelt ein kaum einschätzbarer Faktor
Was die kleinen Plastikpartikel in der Natur bewirken und welche Gefahr möglicherweise von diesen ausgeht, ist noch nicht eindeutig belegt. In der Arktis könnten die dunkel gefärbten Teilchen zum Beispiel zu einer schnelleren Schnee- und Eisschmelze führen. Über den Nahrungskreislauf gelangen die Plastikpartikel aber jedenfalls auch in unseren Körper.
In einer 2018 vom Umweltbundesamt und der Medizinischer Universität Wien erstellten Studie wurde erstmals belegt, dass Mikroplastik auch im menschlichen Stuhl zu finden ist – und das bei allen internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Studien an Tieren zeigen, dass Mikroplastik auch im Blut, den Lymphen und der Leber nachweisbar ist. Wie gesagt, wissen wir noch nicht eindeutig, was diese Partikel in unseren Körpern bewirken. Tatsache ist allerdings, dass Mikroplastik im menschlichen und tierischen Körper von Natur aus nicht vorgesehen ist.
Was wir als ASFINAG gegen Abfall und Vermüllung tun
Nach all dem Gesagten stellt sich natürlich die Frage, was wir als ASFINAG hier leisten können. Wir sehen uns als „Teil der Lösung“. Wir wollen Wege finden, Dinge und Prozesse besser zu machen, schließlich braucht der Schutz unserer Umwelt echte Teamarbeit.
- Alle unsere Bauprojekte durchlaufen strenge Umweltverträglichkeitsprüfungen, die alle möglichen Auswirkungen auf die Umwelt evaluieren.
- Wir achten auf einen hohen Recyclinganteil beim Bau, um natürliche Ressourcen zu schonen.
- Unsere Mitarbeiter:innen sammeln laufend Müll entlang unserer Straßen und auf unseren Rastplätzen ein, damit so wenig Plastik wie möglich in die Umwelt gelangt.
- Unsere Gewässerschutzanlagen filtern einen Teil des (Mikro-)Plastiks aus den Abwässern, die von der Fahrbahn gespült werden, heraus.
Gewässerschutzanlagen im Kampf gegen Mikroplastik
Was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Straße an Plastik nicht aufsammeln können, landet meistens in einer unserer Gewässerschutzanlagen, die strengen Auflagen seitens der Wasserrechtsbehörde unterliegen. Ungefähr die Hälfte unseres Streckennetzes ist mit solchen Anlagen ausgestattet. Bei Neubau- und Sanierungsprojekten sind Gewässerschutzanlagen grundsätzlich verpflichtend. Die Zahl dieser Anlagen steigt also stetig.
Eine "klassische" Gewässerschutzanlage sammelt die Abwässer der Fahrbahn und reinigt diese in zwei Phasen.
- Im ersten Becken wird das Wasser „beruhigt“, damit sich die Schwebstoffe absetzen können. Der zurückgehaltene Schlamm wird von Spezialfirmen abgesaugt und fachgerecht entsorgt.
- Im zweiten Becken sickert das vorgereinigte Wasser durch ein (meist technisches) Filtermaterial, das Schadstoffe und kleinere Partikel zurückhält.
Das auf diese Weise gereinigte und gefilterte Wasser wird schließlich der Natur rückgeführt, entweder ins Grundwasser oder in einen Bach oder Fluss. Die Einhaltung der Abwasser-Grenzwerte wird regelmäßig von darauf spezialisierten Labors geprüft.
Unsere Gewässerschutzanlagen sind selten sichtbar, da sie wie eine Wiese grün und dicht bewachsen sind oder sogar unter Brücken liegen. Zwei aktuelle Projekte, wo derartige Gewässerschutzanlagen erneuert oder neu gebaut werden, liegen an der A 1 von Brentenmais bis Steinhäusl oder auch an der A 23 beim Knoten Kaisermühlen.
Um die Vermüllung unserer Umwelt mit Plastik zu vermeiden, müssen wir alle einen großen Beitrag leisten. Umweltschutz ist Teamarbeit und mit jeder Handlung, die wir setzen – vom Einkaufen bis zur Müllentsorgung – haben wir die Möglichkeit einen Unterschied zu machen und einen Schritt in die richtige Richtung zu setzen. Diese Chance sollten wir nutzen.