Instandhaltungstechnik – „Viel mehr als nur ein Lamperl wechseln“
Wer bei der ASFINAG im Bereich Instandhaltungstechnik tätig ist, erlebt einen abwechslungsreichen und spannenden Berufsalltag, in dem man sich ständig neues Fachwissen aneignet, modernste Anlagen betreut und eigenverantwortlich arbeitet.Gekonnt lenkt Mihael den Einsatzwagen über die Donauinsel. Sein Ziel: Der Stromkasten für die Überkopfanzeige vor dem Tunnel Kaisermühlen. Inzwischen ist Mihael seit gut zwei Jahren für die ASFINAG als Instandhaltungstechniker im Einsatz und kennt die Standorte der elektronischen Anlagen ganz genau. Er öffnet den Kasten, prüft routiniert Kabel, Sicherungen und Gesamtfunktion und berichtet währenddessen von angeknabberten Leitungen, die sich immer mal wieder Mäuse schmecken lassen.
Dann fährt er in nordwestlicher Richtung ein Stück weiter und parkt in der Nähe einer unscheinbaren Tür. Dahinter verbirgt sich so etwas wie das zentrale Nervensystem des Tunnels Kaisermühlen: Große Räume voller Schaltschränke, in denen die Technik für Belüftung, Überwachungskameras, Beleuchtung, LED-Verkehrszeichen sowie Notrufsysteme und Brandbekämpfungsanlagen steckt. Um hier durchzublicken, muss man sich wirklich gut auskennen. „Es gibt in den Köpfen noch das Bild, dass einer im blauen Mantel mit einem Schraubenzieher spazieren geht“, sagt Stefan Weiss, Regionalleiter Süd im Bereich Anlagen- und Verkehrsbetrieb. „Aber das ist heute nicht mehr die Realität. Es ist viel mehr als zu ein Lamperl wechseln.“ Heute geht ohne mechatronische Kenntnisse und Laptop gar nichts mehr.
Wie wird man Instandhaltungstechniker:in und was gehört zum Aufgabenbereich?
Wer in der ASFINAG als Instandhaltungstechniker:in arbeiten möchte, braucht unbedingt eine elektrotechnische Fachausbildung. „Eine Lehre als Elektroniker, Nachrichtentechniker oder Mechatroniker muss man haben“, betont Rainer Zechmeister, Regionalleiter Ost im Bereich Anlagen- und Verkehrsbetrieb. „Ob das jetzt ein Spezialisierungszweig ist in Richtung Prozessleittechnik, Automatisierungstechnik, Industrie-Elektronik oder Steuerungstechnik, ist gar nicht so wesentlich“, fügt Stefan Weiss hinzu. Denn auf die vielfältigen, betriebsinternen Systeme wird jede:r neue:r Mitarbeiter:in in den ersten Monaten intensiv eingeschult. Danach ist er/sie für die Instandhaltung von allen technischen Anlagen auf der freien Strecke und im Tunnel zuständig, sowohl für die Wartung als auch für die Behebung von Störungen und Ausfällen. „Alles, was mit Energieversorgung zu tun hat, von der Hochspannung über die ganze Hochspannungsverteilung, die ganzen Transformatoren über die Sicherheitsstromversorgung bis zur Energieverteilung und alles, was man draußen auf der Strecke als Verkehrsteilnehmer sieht, ist in unserer Verantwortung“, fasst Stefan Weiss zusammen. „Das fängt bei den ganzen Sensoren an, die Verkehr wahrnehmen, die Beleuchtung und Beleuchtungsstärken im Tunnel, auch die Luftgüte im Tunnel, die Luftgeschwindigkeit im Tunnel, die Aktualität von Verkehrszeichen und Ampeln bis hin zu Lüftern und Lüfter-Klappen inklusive mechanischer Teile wie Türen und Tore ist in unserem Zuständigkeitsbereich.“ Und all diese Komponenten wollen natürlich gepflegt werden. „Wie man beim Auto eine regelmäßige Wartung oder einen Ölwechsel macht, führen wir bei allen technischen Geräten gemäß Wartungsplänen vorbeugende Tätigkeiten durch“, erklärt Stefan Weiss. „Das fängt ganz simpel an: mit einfachen Kontrollmöglichkeiten, ob diese Anlagen noch dicht sind, bis hin zum zyklischen Abtausch von betriebsrelevanten Elementen.“
Neben diesen planbaren Tätigkeiten gibt es zahlreiche unplanbare Aufgaben, die nahezu täglich dazukommen. „Es reicht von Unfallschäden und bis zu Netzteilfehlern. Irgendwas bricht draußen, zum Beispiel eine Platine, und wird uns dann als Störung gemeldet“, so Rainer Zechmeister. Je nach Priorität von 1 bis 4 – 1 steht für Gefahr in Verzug, 4 steht für eine nicht zeitkritische Störung – rücken die Instandhaltungstechniker:innen aus, um die Anlagen zu entstören, zu reparieren oder auszutauschen.
Wie man beim Auto eine regelmäßige Wartung oder einen Ölwechsel macht, führen wir bei allen technischen Geräten gemäß Wartungsplänen vorbeugende Tätigkeiten durch.Stefan Weiss Regionalleiter Süd Anlagen- und Verkehrsbetrieb
Wie schauen die Dienstzeiten aus?
Michael Mihajlovic erinnert sich noch gut an einen seiner ersten Einsätze aufgrund einer Störung der Priorität 1: „Um 4:30 Uhr in der Nacht schlug der Brandalarm im Betriebsgebäude im Tunnel Laaer Berg an und ich bin mit Blaulicht hingefahren. Ich war als Erster vor Ort, habe Rauch festgestellt und die Feuerwehr alarmiert.“ Nachdem der Brand gelöscht worden war, kümmerte sich die:der Instandhaltungstechniker:in um die Reparaturen. „Der ganze Kasten war ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Das war dann meine Aufgabe, das Ganze wieder instandzusetzen und so rasch wie möglich herzurichten, damit die Sicherheit wieder gegeben ist. Der Tunnel war in der Zwischenzeit nicht steuerbar, stand auf Gelb und die Kameras waren ausgefallen.“
Einsätze in der Nacht gehören in der Instandhaltungstechnik der ASFINAG zum Berufsalltag. „Wir haben keinen Schichtdienst, aber wir haben Rufbereitschaft“, erklärt Rainer Zechmeister. „Um 16 Uhr ist Dienstschluss und danach haben wir bis 6:30 Uhr einen Mitarbeiter in Rufbereitschaft.“ Mit Dienstfahrzeug, Werkzeug und Laptop ausgestattet, fährt die:der Instandhaltungstechniker:in nach Hause, um bei heiklen Störungen mit der Priorität 1 oder 2 gleich ausrücken zu können. In urbanen Gebieten wie in Wien gibt es außerdem geplante Nachtdienste. „Ein bis zwei Instandhaltungstechniker:innen fangen dann um 19:00 Uhr oder 19:30 Uhr an und arbeiten bis 5 Uhr in der Früh, weil wir zu vielen Anlagen nur in der Nacht kommen“, so Rainer Zechmeister. Denn auf stark befahrenen Strecken wie der Süd-Ost-Tangente sind Arbeiten bei Tag nicht möglich.
Welche Eigenschaften muss man mitbringen und was lernt man dazu?
Neben der Bereitschaft zur Arbeit in der Nacht ist der Wille zur Weiterentwicklung eine essenzielle Voraussetzung für den Beruf. Um Systeme wie Pumpwerke, Verkehrsbeeinflussungsanlagen, Beleuchtungsanlagen und Tunnelsteuerungen instand halten zu können, muss man ständig auf dem neuesten Stand der Technik sein. Rainer Zechmeister verdeutlicht die rasante Entwicklung so: „Vor 15 Jahren haben wir Röhrenfernseher gehabt und jetzt bekommt man die neuesten 4-K-Geräte. Die sind natürlich ganz anders zu bedienen. Genauso muss man sich das bei unserer Technik vorstellen. Es ist nicht 15 Jahre dasselbe. Man muss sich einfach weiterentwickeln.“
Und genau das ist es auch, was den Beruf in der ASFINAG-Instandhaltungstechnik so spannend macht: Durch regelmäßige Schulungen ist man immer am Puls der Zeit und lernt ständig dazu. „Wir bewegen uns in einem extrem dynamischen Umfeld“, sagt Stefan Weiss. „Wir haben Instandhaltungstechnik mit sechs bis sieben verschiedene Anlagentypen, die in gleichen Zyklen saniert werden. Und wenn man sich anschaut, dass ein durchschnittlicher Lebenszyklus von technischem Tunnelequipment bis zu 15 Jahre dauert, kann man davon ausgehen, dass alle eineinhalb bis drei Jahre irgendwo eine Anlage komplett neu kommt.“
Damit jede:r Mitarbeiter:in die Wartung, Instandhaltung und Reparatur solcher neuer Anlagen übernehmen kann, finden regelmäßig Schulungen statt. Man muss bereit sein, auch selbstständig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. In der Rufbereitschaft muss man alleine Entscheidungen treffen und Störungen beheben. Und das setzt natürlich hohe Fähigkeiten voraus. Allein gelassen wird dabei aber niemand. Neue Mitarbeitende gehen erst in Rufbereitschaft, wenn sie mit der Technik gut vertraut sind. Und auch dann können sie sich auf die Unterstützung ihres Teams verlassen und Kolleg:innen zurate ziehen. Manche Aufgaben verlangen es aus Sicherheitsgründen auch, dass sich zwei Personen darum kümmern. „Beim Befahren von Behältern von Pumpwerken muss einer den anderen sichern. Auch bei Mittelspannungsanlagen oder bei hochkomplexen 20.000 Volt-Anlagen darf man nicht alleine arbeiten“, erklärt Rainer Zechmeister.
Welche Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten gibt es?
Wer als Instandhaltungstechniker:in oder als Lehrling für diesen Beruf bei der ASFINAG einsteigt, kann sich auf einen spannenden und abwechslungsreichen Arbeitstag einstellen.
Das sieht auch Mihael Mihajlovic so: „Es ist nicht monoton. Die Arbeit ist immer abwechslungsreich, immer was anderes und sehr interessant.“ Und die Zukunftsaussichten sind ebenfalls rosig. Denn wer Einsatz, Engagement und Lernwillen zeigt, kann es weit bringen. Stefan Weiss bestätigt das: „Man kann überall hinkommen. Die Frage ist, was will man und in welche Richtung bildet man sich weiter? Ein ehemaliger Lehrling hat bei uns inzwischen schon eine leitende Funktion übernommen.“ Auch Rainer Zechmeister berichtet von vielfältigen Möglichkeiten: „Wen jemandem die Überwachung mehr Spaß macht, ist auch der Weg Richtung Operator in der Verkehrsmanagement-Zentrale möglich. Ganz neu ist der Bereich Anlagen- und Energiebetrieb, der gerade im Entstehen ist. Zahlreiche Photovoltaikanlagen mit dazugehörigen Speichern werden gebaut, auch dahin kann man sich spezialisieren und weiterbilden.“
Die Bandbreite des Zuständigkeitsbereichs (Elektrotechnik, Mechanik und IT) verlangt zum einen, dass die Instandhaltungstechniker:innen wahre Generalisten sein müssen und bietet andererseits auch die Möglichkeit, sich entsprechend seiner Fähigkeiten und Interessen mit konkreten Themen intensiver zu beschäftigen. „Das Fachwissen in der Instandhaltungstechnik ist groß“, so Stefan Weiss. „Wir sind innerhalb der ASFINAG eine wichtige Schnittstelle und arbeiten mit verschiedenen Gesellschaften zusammen. Deshalb wird bei uns auch für die Besetzung interner Stellen immer wieder nachgefragt.“
⭐ Wer die Herausforderung annehmen möchte, in Zukunft zum Beispiel eine Tunnelanlage instand zuhalten, die von der Leistungsverteilung her mit einer kleinen Gemeinde von etwa 4.000 Einwohnern verglichen werden kann, findet auf unserer Karriere-Seite freie Stellen in der Instandhaltungstechnik sowie nähere Informationen zur Lehre. ⭐
Was sind die Vorteile, wenn man in der ASFINAG-Instandhaltungstechnik arbeitet?
- Mitarbeitende sind keine Nummer, die herumgeschickt werden, sondern sie bekommen schon im November einen Dienstplan für das kommende Jahr und wissen genau, wann sie Dienst und wann sie Bereitschaft haben.
- Der Dienst beginnt am fixen Standort und abends sind die Mitarbeitenden wieder daheim bei Familie und Freunden.
- Rufbereitschaften und Nachtdienste werden besonders vergütet.
- Arbeitssicherheit steht an erster Stelle.
- Sehr gute Schulungen und Weiterbildungen, um immer auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben.