Unfälle im Baustellenbereich - wie kommt es dazu?

Auf unserem mehr als 2.200 Kilometer langen Autobahnen- und Schnellstraßennetz kommt es jährlich zu rund 10.000 Tagesbaustellen und mehr als 300 längerfristigen Bauarbeiten. Trotz modernster Absicherungen und elektronischer Vorankündigungen passierten im Vorjahr 142 fremdverschuldete Unfälle durch Pkw- und Lkw-Lenkende. Jedes Jahr werden rund 20 Warnleiteinrichtungen und Anpralldämpfer von Lenkerinnen und Lenkern „erwischt“, weil diese eine Baustellenabsperrung oder eine Absicherung durch ein ASFINAG Fahrzeug „übersehen“. Häufigste Unfallursache dabei: Ablenkung und Unachtsamkeit.

Mit innovativen Technologien für mehr Arbeitssicherheit

Baustellen sind aufgrund von Spursperren, verengten Fahrbahnen und Geschwindigkeitsreduktionen potenzielle Gefahrenstellen. Dies gilt nicht nur für Fahrzeuglenker:innen und Beifahrer:innen, sondern auch für das ausführende Personal des Straßenbetreibers entlang der Strecke – für die Arbeiter:innen direkt auf der Straße. Vier Unfälle im Baustellenbereich gab es im ersten Halbjahr 2021 bereits, 2020 waren es insgesamt neun und im Jahr davor sogar 29. Nicht selten kommt es dabei auch zu Personenschäden. Baustellen für alle Beteiligten sicherer zu machen, ist daher eines unserer zentralen Anliegen. Dabei helfen uns auch innovative Technologien, wie etwa C-ITS, das immer flächendeckender auf unserem Streckennetz ausgerollt wird.

C-ITS für mehr Sicherheit auf den Straßen

Über C-ITS und seine Rolle für mehr Verkehrssicherheit haben wir bereits in diesem Beitrag berichtet. Es handelt sich hierbei um einen offenen Kommunikationskanal, auf dem sicherheitsrelevante Informationen in einem europaweit einheitlichen Format zwischen Fahrzeugen und der Straße ausgetauscht werden können. Das System ist herstellerübergreifend und direkt im Fahrzeug eingebaut. Es braucht keine weiteren Verträge oder verursacht keine zusätzlichen Kosten.

Bei der Nutzung von C-ITS werden nur spontane Kurzzeit-Verbindungen zwischen Fahrzeugen und der Infrastruktur hergestellt und dann ganz ohne Internet Daten übertragen. Erste Serienfahrzeuge mit dieser Funktion sind bereits erhältlich, weshalb wir mit der breiten Ausrüstung unserer Autobahnen starten.

Die Kommunikation baut auf einer Variante des WLAN-Standards auf und funktioniert ähnlich wie ein Radiosignal. Im Internet surfen kann man damit also nicht.

Wie kann C-ITS für mehr Sicherheit sorgen?

Stellen Sie sich vor, dass an einer unübersichtlichen Stelle ein Unfall passiert und sich rasch Stau aufbaut. Nachfolgende Fahrzeuge können direkt, von den Unfallfahrzeugen, über Fahrzeuge, die bereits im Stau stehen oder die Infrastruktur, diese Information erhalten und rechtzeitig bremsen. Schwere Auffahrunfälle können so reduziert werden.

Ein weiterer Anwendungsfall ist das direkte Anzeigen von Informationen von Überkopfschildern – wie etwa dynamischen Geschwindigkeitsbeschränkungen. Konventionelle Systeme bauen hier auf optische Erkennung und sind nicht so verlässlich. C-ITS stellt die Information korrekt und in Echtzeit dar – und liefert die Information direkt ins Auto.

Ein dritter Anwendungsfall wären Kurzzeitbaustellen, wo mobile, mit C-ITS ausgestattete Warnanhänger die Fahrzeuge frühzeitig über die Baustelle und die Entfernung dazu informieren. Konventionelle Warnanhänger werden, wie wir aus Erfahrung leider wissen, immer wieder übersehen.

Echtzeitkommunikation entlang der Strecke

Wir haben bereits 2020 damit begonnen, Warnanhänger mit C-ITS-Ausstattung in Betrieb zu nehmen, um digital auf unsere Baustellen und andere Gefahrenstellen hinweisen zu können. Das ist jedoch nur der erste Schritt in der Vernetzung der Infrastruktur mit den Fahrzeugen über C-ITS. In den nächsten Jahren werden über das gesamte österreichische Autobahnnetz verteilt stationäre C-ITS Straßeneinheiten in Betrieb genommen, welche über weitere sicherheitsrelevante Ereignisse warnen. Der Endausbau sieht 525 C-ITS Straßeneinheiten auf dem 2.250 km langen Autobahnen- und Schnellstraßennetz in Österreich vor.

Durch die direkte Kommunikation mit Fahrzeugen wird zudem die Darstellung einer Verkehrslage in Echtzeit ermöglicht. Das optimiert das Verkehrsmanagement und reduziert Stau. Zusätzlich werden auch aktuelle Reisezeiten erhoben, die wir für unsere Kundinnen und Kunden direkt auf der Strecke aber auch in unserer ASFINAG-App verfügbar machen.

Parallel zu den C-ITS Installationen auf Warnanhängern und der Straße sollen in den nächsten Jahren auch unsere Gelb- und Blaulicht-Einsatzfahrzeuge mit C-ITS ausgestattet werden. So können wir herannahende Fahrzeuge auf Gefahren hinweisen und damit die Verkehrssicherheit weiter erhöhen.

Achtsames Fahren im Baustellenbereich

Wie bereits erwähnt, kommt es im Baustellenbereich immer wieder zu Unfällen. Zu hohes Tempo, zu geringer Abstand sowie Ablenkung sind hier die häufigsten Ursachen. Um die Arbeitssicherheit auch entlang unseres Streckennetzes zu erhöhen, wollen wir bei Fahrer:innen mehr Bewusstsein für den „Arbeitsplatz Straße“ herbeiführen.

Nähere Informationen rund um die Kampagne #dankedassduaufpasst haben wir in diesem Blogartikel zusammengefasst.

Wir wollen die Sicherheit für alle Nutzer:innen unserer Infrastruktur erhöhen – C-ITS bietet uns hier eine sehr gute Möglichkeit. Gleichzeitig liegt es aber auch an den Fahrer:innen entlang unseres Streckennetzes, vorausschauend und umsichtig zu fahren. Nur wenn das gegeben ist, können die gelieferten Echtzeitinformationen ihren Zweck erfüllen.

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Patrick Wunderl
Patrick Wunderl

Service Manager C-ITS

Patrick Wunderl ist Service Manager für vernetztes und automatisiertes Fahren und zuständig für den Ausbau sowie den Betrieb von C-ITS am gesamten österreichischen Autobahnnetz. Damit sicherheitsrelevante Informationen auch ins Fahrzeug gesendet werden können, ist die Digitalisierung im Konzern ein wesentlicher Teil seiner täglichen Arbeit.