19:45 Uhr in der Autobahnmeisterei Wien-Inzersdorf. Es ist bereits dunkel und es regnet beharrlich in dicken Tropfen. Auf dem Hof stehen einsatzbereit fünf verschiedene Fahrzeuge und die diensthabenden Kollegen tauschen letzte Infos aus, bevor es Richtung Tunnel geht. So mancher schnappt sich noch eine Jause für unterwegs, denn die Nacht ist lang und Gelegenheiten für Essenspausen ergeben sich nicht immer. Und dann geht es los.

Die Absicherung

Zuerst startet Patrick B. mit dem sogenannten Abdecker. Seine Aufgabe: Die Spur, auf der der Waschzug nachher fährt, abzusichern, indem er auf seiner LED-Tafel anzeigt, dass der Verkehr die anderen Fahrstreifen benutzen soll. Er gibt auch der Verkehrsmanagement-Zentrale Bescheid, die den Tunnel jetzt auf Gelb schaltet und die Geschwindigkeit auf den Überkopfanzeigern auf 60 km/h heruntersetzt. Gleich darauf folgt ihm Patrick S. mit der Pritsche, auf dessen Ladefläche sich sowohl Geräte für die Reinigung als auch die Pylone zum Absperren befinden. Sobald er den stehenden Abdecker sieht, schert er vor ihm ein und bleibt stehen, damit sein Kollege hinten aufsteigen kann. Dann fährt er in langsamem Tempo vom Abdecker aus durch den Tunnel hindurch und noch ein Stückchen weiter, während Patrick B. den Fahrstreifen mit den orangen Hütchen absperrt. 

Der Reinigungsvorgang

Sobald die Fahrspur abgesperrt ist, steigt Patrick B. wieder von der Ladefläche und geht den gesamten Tunnel mit einer Müllzange in der Hand zu Fuß ab. Er sammelt Mist ein, der für die Kehrmaschine zu groß ist und ihr Saugrohr verstopfen könnte. Patrick S. schirmt ihn vom fließenden Verkehr auf den anderen beiden Fahrstreifen ab, indem er stets neben ihm herfährt. So kann sein Kollege den gesammelten Mist auch gleich in die Behälter auf der Ladefläche werfen.

Jetzt ist der Tunnel bereit für den Waschzug. Die beiden geben den Kollegen per Funk Bescheid, dass sie die erste Seite jetzt reinigen können. Zuerst rückt Mario mit dem Vorwaschgerät an. Mit Hilfe seiner ausfahrbaren Sprühlanzen trägt er ein warmes Wasser mit Reinigungsmittel auf. Bei der ersten Durchfahrt sind die Tunnelbeleuchtung und das Brandschutzkabel an der Decke dran. Mario muss aufpassen, dass er die Lanze richtig bewegt und bei tieferen Abhängungen leicht senkt, damit er nicht anstößt. Das ist gar nicht so leicht, denn die Sicht ist alles andere als gut. Zum einen bekommt er das Wasser permanent auf seine Windschutzscheibe und zum anderen sorgen die Lampen im Sprühnebel für ein diffuses Licht. Ihn bringt das aber nicht aus der Ruhe, denn er macht diesen Job bereits seit vielen Jahren und hat dementsprechend reichlich Erfahrung.

Sobald Mario das Putzmittel aufgetragen hat, starten Alfons und Gerald mit dem Tunnelwäscher. Mit Hochdruck geht es dem bereits eingeweichten Dreck an den Kragen. 10.000 Liter Wasser haben sie geladen, mit dem sie insgesamt ca. 1,3 Kilometer lang ordentlich sprühen können. Waschmittel, Wasser und Schmutz fließen in Strömen Richtung Boden. 

Jetzt ist Markus mit seiner Kehrmaschine dran. Er senkt Vorkehrbesen und Seitenbesen und fährt mit 2 km/h durch den Tunnel. Während der Tempomat die Geschwindigkeit regelt, achtet er darauf, genau an der Fahrbahnkante entlangzufahren, damit die Bürsten auch wirklich alles erwischen. Ob das gelingt, sieht er in seinen Seitenspiegeln und auf mehreren Monitoren, denn das Fahrzeug ist mit Kameras ausgestattet. Das Schmutzwasser wird am Ende des Fahrzeugs vom Saugrohr aufgenommen. Die Besonderheit beim Fahren der Kehrmaschine: Je nachdem, ob links oder rechts vom Fahrzeug gekehrt wird, wechselt auch die lenkende Person zwischen linkem und rechtem Fahrersitz.  

Die Nachkontrolle

Nachdem der Waschzug durch ist, bekommen Patrick und Patrick Bescheid und heben die Spursperre wieder auf. Das bedeutet, Hütchen einsammeln und den Abdecker zum nächsten Standort fahren. Es sei denn, die beiden sind mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden. Und das ist heute der Fall. Die weißen LED-Seitenmarkierungen sind alles andere als weiß und deshalb heißt es jetzt, händisch ans Werk. Patrick B. spricht sich mit Markus ab und sie treffen sich vor der Tunneleinfahrt. Dann geht er zu Fuß vor der Kehrmaschine her und spritzt die verdreckten Markierungen zielsicher mit einer mobilen Lanze ab. 

Zum händischen oder vielmehr körperlichen Einsatz kommt es auch, wenn dem Team Ablagerungen am Fahrbahnrand auffallen, die die Kehrmaschine nicht geschafft hat wegzubürsten. Dann geht es mit Spezialgerät ans Aufscheren (Auflockern) dieser Ansammlungen, damit Markus das Material beim nächsten Kehrvorgang aufsaugen kann.

All diese Vorgänge und zahlreichen Durchfahrten sind sehr zeitintensiv. Allein für beide Tunnelwände sind vier Waschvorgänge notwendig. Dazu kommt die erwähnte Deckenbeleuchtung. Einplanen muss man auch das ständige Wenden über die Betriebsumkehr bzw. über eine Ausfahrt sowie das Nachtanken von Wasser an einem Hydranten. 

Nicht alle Tunnel sind gleich

Jeder Tunnel hat so seine Eigenheiten. Je nach Ausstattung kann die Tunnelwäsche aufwändiger sein. Gibt es zum Beispiel Wechseltextanzeigen, müssen diese während der Reinigung von der Verkehrsmanagement-Zentrale gedreht werden, damit der Waschtrupp alle Seiten putzen kann. Bei Notausgängen muss in beide Richtungen gewaschen werden, damit alles sauber wird. Und speziell in kurvigen Tunneln liegt durch die Fliehkraft viel Schlamm auf der äußeren Seite, der händisches Eingreifen notwendig macht.

In jedem Fall leisten die Kolleginnen und Kollegen der Autobahnmeistereien mit ihrer Arbeit einen immensen Beitrag zu unser aller Verkehrssicherheit. Denn ohne ihren Einsatz wären Tunnel nach kurzer Zeit dunkle Röhren, in denen man kein gutes Gefühl hätte und deren Sicherheitseinrichtungen eines Tages ihren Dienst einstellen würden.

Chris Julia Helmberger
Chris Julia Helmberger

Content Managerin

Chris ist seit Juni 2022 als Content Managerin Teil des Online & Social Media Teams. Richtig spannend findet sie die Themenvielfalt, die täglich durch die Kommunikationsabteilung rauscht. Diese dann für alle Kanäle in Worte zu fassen, ist genau ihr Ding.