Grünraumpflege entlang der Autobahn: Von B wie Biene bis N wie Neophyten

Grünraummanagement entlang der Autobahn

Grünflächen, die unmittelbar an der Straße liegen, werden zurecht dem Aufgabengebiet der ASFINAG zugeschrieben: So zum Beispiel Gehölzflächen in Knotenbereichen. Durch die Gehölze werden bestimmte Flächen akzentuiert, um sie für Autofahrende besser sichtbar zu machen und somit die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Aber auch Autobahnböschungen gehören zu diesen unmittelbaren Grünflächen, auf welchen notwendige Pflegearbeiten durchgeführt werden müssen, damit beispielsweise Verkehrszeichen nicht hinter sattem Grün verschwinden.
Neben diesen von der Straße aus sichtbaren Flächen, gibt es auch zahlreiche, zum Teil straßenferne Flächen, die zum Ausgleich für die Auswirkungen des Straßenbaus – zum Beispiel die Versiegelung durch neu errichtete Straße - angelegt wurden. Diese sogenannten Ausgleichsflächen müssen ebenfalls betreut werden. Entsprechend behördlicher Vorgaben und gemäß abgestimmter Pflegekonzepte, hegen und pflegen wir diese Flächen, ganz zur Freude des Rotkehlchens, Rehs und Regenwurms!
Rund 1.500 Hektar dieser Ausgleichsflächen (Tendenz steigend!), weiteren 3.500 Hektar Grünflächen sowie 5.300 Hektar Gehölzflächen machten es notwendig, einen Bereich „Grünraummanagement“ in der ASFINAG zu etablieren. Unterstützt durch einen ausgebildeten Förster werden hier all die Aufgaben in Zusammenhang mit unseren Grünflächen in Angriff genommen. Wir kümmern uns um alle Fragen im Zusammenhang mit Grünraum sowie die Optimierung der Pflege unserer Grünflächen - auch hinsichtlich des Aufkommens von Neophyten.
Was sind Neophyten und warum sind sie ein Problem?

Neophyten sind gebietsfremde Pflanzen, die teilweise invasiven Charakter haben, sich also sehr aggressiv verbreiten und andere Pflanzen verdrängen. Entlang unseres Streckennetzes finden diese Pflanzen optimale Voraussetzungen vor: Die kargen und für viele Arten von Lebewesen unattraktiven Flächen, vor allem auch im Bereich des Mittelstreifens, werden gerne durch diese anspruchslosen Pflanzen besiedelt.
Das Problem: Viele dieser Arten verdrängen nicht nur einheimische Pflanzen, sie zerstören auch die Substanz der Strecke. Der Götterbaum zum Beispiel beschädigt Leitschienen und sprengt selbst Beton!
Auch andere Neophyten machen der ASFINAG zu schaffen. Darunter fallen auch Arten, die wir zum Schutz unserer Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden bekämpfen, wie z.B. die Ambrosie (Ragweed). Dieses eher unscheinbare Pflänzchen ist stark allergieauslösend und breitet sich von unseren südlichen Nachbarländern Richtung Norden zusehends aus.
Auch der Riesenbärenklau kann Probleme machen: Bei Kontakt mit dieser Pflanze kommt es in Kombination mit Sonne zu verbrennungsähnlichen Verletzungen. Daher werden durch das Grünraummanagement Kolleginnen und Kollegen, die tagtäglich mit diesen Arten konfrontiert sind, entsprechend geschult und im Umgang mit diesen Arten sensibilisiert.
Gegen Neophyten, aber ohne Glyphosat

Früher war es üblich diese auch für den Menschen potenziell gefährlichen Neophyten mit Glyphosat zu bekämpfen. Glyphosat ist ein "Totalherbizid" und hindert sämtliche Pflanzen (und eben auch Neophyten) am Wachstum. Keine andere Substanz weist eine ähnlich breite Wirksamkeit auf, ist aber auch entsprechend umstritten – und gefährlich.
Ein Verbot konnte bis heute in Österreich nicht durchgesetzt werden. Wir als ASFINAG verzichten jedoch seit 2015 freiwillig auf den Einsatz dieses Totalherbizides. Wir entfernen Neophyten stattdessen manuell und mechanisch. Das ist zwar zeitintensiv, dafür aber auf alle Fälle umweltfreundlich.
Um die Effizienz bei der Bekämpfung von Neophyten künftig zu steigern, beschäftigen wir uns in Forschungsprojekten zum Beispiel auch mit pflanzlichen Alternativen zu Glyphosat, wie etwa der Essigsäure. Das machen wir nicht nur, um die Strecke, Mitarbeitende sowie Kundinnen und Kunden vor den negativen Auswirkungen dieser Pflanzen zu schützen, sondern auch um die Nebenwirkung von Spritzmitteln zu vermeiden - und auch, um dem Artenschutz Rechnung zu tragen. Dieser ist uns ein großes Anliegen.
Grünraumpflege ist Teamwork und tut allen gut

Apropos Artenschutz: Unser Grünraummanagement berät streckenverantwortliche Autobahnmeistereien zum Beispiel auch darin, wie nicht verkehrsrelevante Flächen aus der intensiven Nutzung genommen werden können und eine Umgestaltung hin zu Blühflächen möglich ist. Auch eine Zusammenarbeit mit Imkerinnen und Imkern, die unsere ausgedehnten Ausgleichsflächen als Bienenweide nutzen können, wird über das Grünraummanagement betreut.
Solche Ausgleichsflächen finden sich zum Beispiel an der A 6 sowie der S1.
Unsere Kooperation mit dem Naturschutzbund haben wir auch für 2020 verlängert: Die Expertinnen und Experten des Naturschutzbundes unterstützen unser Grünraummanagement mit ihrem Know-how bei der Umsetzung von Projekten, wie eben der Anlage von Blühflächen. Diese Flächen bereichern nicht nur das Landschaftsbild, sondern schaffen die für die Artenvielfalt so wichtige Verbindung zwischen Naturräumen.










Unser Ziel: Nicht nur auf den Autobahnen und Schnellstraßen sollen die Pkw und Lkw vor sich hin brummen, sondern auch abseits der Straße soll es künftig wieder mehr brummen, rascheln und zwitschern. Gemeinsam schaffen wir das!
Sehr geehrt Frau Balatka! Entlang der A14 und der A12 (ich nehme an auch im Rest Österreichs) werden und wurden die begrünten Mittelstreifen mit Leitschienen Großteils durch versiegelte Flächen mit Betonleitschienen mit nur ganz wenig grün ersetzt. Wieso passiert dies? Wieso wird die Grünfläche inklusive Buschwerk in Zeiten des Klimawandels weiter dezimiert und durch Asphalt ersetzt? Auch in Deutschland gibt es Betonleitschienen, aber beidseitig mir Erdreich und Grünbewuchs in der Mitte. Die Sicherheit kann nicht das auschlaggebende Argument sein: Für das Auge ist die Asphalt/Betonwüste wesentlich anstrengender als Asphalt/Grün. Vielen Dank
Liebe Frau Balatka, liebes Team der ASFINAG, ich freue mich, dass sie im Rahmen ihres Grünraummanagements versuchen die Flächen entlang von Autobahnen möglichst naturnah zu belassen, um Tier- u Pflanzenwelt möglichst wenig zu stören. Dennoch darf ich hier, aus aktuellem Anlass eine kurze Anmerkung geben: immer mehr Wildvögel und Insekten verlieren ihren Lebens- u Nahrungsraum durch die zu frühe u zu ofte Maht. Trotzdem werden regelmäßig im Umfeld der Autobahn (aktuell zb im Bereich S1 Laxenburgerstr,. Vorarlberger Allee, usw) die Wiesen fast bis zur Erde hinunter abgemäht? Das passt nicht zu dem was sie in ihrem Blog zum Thema Bienen schreiben (https://blog.asfinag.at/hinter-den-kulissen/bienen-ein-zuhause-geben-artenschutz-bei-der-asfinag/). Warum wird das seit Jahren so gemacht? Die schönen blühenden Wiesen stören keine Autofahrer und würden Insekten, Vögeln und anderen Tieren Nahrung bieten. Nebenbei hätte die ASFINAG weniger Arbeitsaufwand und würde auch unnötige Ressourcen einsparen. Danke fürs Lesen u beste Grüße
Liebe Frau Amri, danke für Ihre Nachricht und das interessierte Nachfragen. Es gibt unterschiedliche Gründen, warum wir Mäharbeiten auf den innenliegenden Straßenböschungen durchführen: - Sicherstellung der Verkehrssicherheit (Sichtbarkeit der Anzeigen, Tafeln, Leiteinrichtungen etc.) - behördliche Vorgaben - Hintanhalten von der Ausbreitung nicht erwünschter Pflanzen (bspw. Disteln, Stechapfel, Ragweed) - Freimachung für Kontrolltätigkeiten an Einbauten, Zäunen, Lärmschutzwänden - Hintanhalten von „Ökologischen Fallen“, um ein Einwandern von Tieren in den Straßenraum zu vermeiden Viele dieser Böschungen und Grünflächen sind "technische Anlagen" und wir müssen sie auch auf eine bestimmte Art instand halten. Dort, wo das nicht unbedingt notwendig ist, setzen wir Maßnahmen für mehr Biodiversität - z.B. durch das Anlegen von Ausgleichsflächen. LG, Ihre ASFINAG
Spannendes Thema, ein Hinweis zum Götterbaum, im Bereich A22 Nordportal Kaisermühlentunnel Mittel-Trennstreifen wächst ein Götterbaum aus dem Beton. Er überragt in der Höhe schon die Leitplanke, wächst aber noch nicht in die Fahrbahn. Besonders gut zu sehen vom linken Fahrstreifen ca. 50m nach der Tunnelausfahrt in Richtung Norden... Auch schön ist die Königskerze im Bereich A22 Floridsdorferbrücke (vor der Brücke) zwischen linken Fahrbahnrand und Mittel-Leitplanke. Diese beginnt aktuell zu blühen!
Lieber Herr Großmann, vielen Dank für Ihre Nachricht! Ja, wir haben den Götterbaum an der beschriebenen Stelle schon gesichtet und warten auf den richtigen Augenblick diesen zu entfernen. Da dafür eine Spursperre notwendig ist, gestaltet sich das nicht ganz so einfach. Ja, die Königskerze ist nicht nur schön anzusehen, sie bietet auch Insekten wertvolle Nahrung!