Summ, summ, summ… das Bienchen summt kaum noch herum

Unsere Bienen – Honigbienen und Wildbienen – sind bedroht, das wissen mittlerweile auch die Jüngsten. Es war Mitte der 1990-er Jahre als Bienensterben das erste Mal zum Thema wurde. Imkerinnen und Imker verzeichneten ein zunehmendes Aussterben ganzer Bienenvölker. Die Situation hat sich seitdem auch nicht wirklich gebessert, wobei die Zahl der Bienenvölker in Österreich seit dem Jahr 2000 weitgehend stabil ist. Bei den Wildbienen sieht es ähnlich kritisch aus. Laut Global2000 ist über die Hälfte der rund 700 Wildbienenarten in Österreich bedroht. 

Dass Bienen für uns Menschen und das gesamte Ökosystem wichtig sind, steht außer Frage. Ohne die Arbeit der kleinen, fleißigen Helfer gäbe es viele Lebensmittel nicht. Ungefähr 70 Prozent der blühenden Pflanzen müssen von Bienen und anderen Insekten bestäubt werden. Die Arbeit der Bienen lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: ca. 900 Millionen Euro und 15 Milliarden Euro europaweit. Ein vollständiges Aussterben von Bienen weltweit würde zu einem geschätzten wirtschaftlichen Schaden von 250 bis 310 Milliarden Euro führen. Darüber hinaus werden von den 100 wichtigsten Nutzpflanzen laut Welternährungsorganisation 71 von Bienen bestäubt und diese sichern etwa 90 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelversorgung.

Das Sterben der Bienenvölker schwankt jedoch, teilweise sogar recht stark. Den bisherigen Höchststand gab es im Winter 2014/15 mit 28,4 Prozent, den niedrigsten 2015/16 erfasst mit 8,1 Prozent. Im Winter 2019/2020 lag das Bienensterben in Österreich bei 12,6 Prozent. Während in Wien und Teilen Niederösterreichs Bienenvölker den Winter eher schlecht überstehen, geht es den gelb-schwarzen Insekten und Vorarlberg und Burgenland deutlich besser. 

Alles in allem blüht uns als nicht viel Gutes, wenn wir uns nicht nachhaltig dafür einsetzen, unsere Bienen zu schützen.

Gründe für das Bienensterben

Um den Bienen und anderen Insekten, die ebenfalls bedroht sind, bestmöglich zu helfen, müssen wir natürlich verstehen, was diese gefährdet. Hier gibt es gleich mehrere Punkte, die den Insekten das (Über-)Leben schwermachen. Fakt ist jedenfalls, dass die meisten Gründe für das Bienensterben eine Folge menschlichen Handelns darstellt, das heißt, es liegt an uns allen, unser Verhalten zu ändern.

  • Pestizide: Pestizide, allen voran Neonicotinoide, bedrohen unsere Bienenvölker und Wildbienen direkt oder indirekt, indem sie in die Bienenstöcke hineingetragen werden. Auch der Orientierungssinn und die komplexe Kommunikation der Bienen wird durch den Einsatz von Pestiziden gestört. So können sie keine Futterquellen mehr finden oder die Information über die nächste Futterquelle nicht mehr weitergeben.
  • Monokulturen: Große landwirtschaftliche Flächen sind für Bienen nicht attraktiv. Die Unkrautbekämpfung führt zu Äckern ohne Blüten und es gibt zu wenige Wildkräuter.
  • Keine Niststrukturen: Durch das „Säubern“ von Wald, Wiesen und Ackerflächen werden Niststrukturen wie etwa Totholz beseitigt. Unsere Wildbienen finden so keine Nistplätze mehr.
  • Überdüngung: Viele Wiesen werden intensiv gedüngt, wodurch Pflanzen, die wenig Nährstoffe brauchen verdrängt werden. Aber genau das sind oftmals jene Blühpflanzen, die unsere Bienen brauchen.
  • Häufiges Mähen: Heutzutage wird viel häufiger gemäht, als das noch früher der Fall war. Dadurch blühen weniger Wiesen und Bienen blieben hungrig. Werden Löwenzahn und Klee zur besten Flugzeit und bei schönem Wetter gemäht, können während der Mahd zehntausende Bienen auf einem Hektar sterben. Das größte Problem stellt die aktuelle Mähmethode – das Mulchen und Schlegeln - dar. Durch diesen Vorgang wird jedes Insekt auf der Wiese vernichtet und hat keine Chance zu fliehen.

Im Bienenstock zu Hause: einen Blick hineinwerfen

Die Königin, auch Weisel genannt, ist normalerweise das einzige vollentwickelte Weibchen im Bienenvolk und damit auch die Einzige Biene, die Eier legt. Sie ist leicht durch ihre äußere Erscheinungsform – langer dünner Hinterleib, größer als eine normale Arbeitsbiene und rundlichere Kopfform - von den anderen Bienen zu unterscheiden. Die Königin ist das einzige Bienenwesen, das mehrere Jahre lebt. Ihre Aufgabe ist darauf beschränkt, Eier zu legen. 1.000 am Tag oder sogar 2.000 bei legefreudigen Tieren ist möglich, so dass eine Königin an einem Tage eine Eimenge legt, die dem Doppelten ihrer eigenen Körpermasse entspricht. Sie alleine sorgt für den Erhalt des Bienenvolkes.

Die Arbeitsbienen bilden die eigentliche Masse des Bienenvolkes. Sie ist zwar ein weibliches Tier, dennoch kann sie im Normalfall keine Eier legen. In unseren Breiten geht ein Bienenvolk mit ca. 10.000 bis 15.000 Bienen über den Winter, während zur Zeit des Höhepunktes im Sommer ein Volk bis zu 60.000 Bienen zählt. Während der Monate April bis Juli leben Arbeitsbienen als Sommerbienen ca. sechs Wochen, werden sie jedoch im August oder September geboren, so leben sie als Winterbienen bis zum Frühjahr. Die Arbeitsbienen verrichten im Stock alle anfallenden Tätigkeiten.

Drohnen, männlichen Bienen, haben im Bienenvolk keine Aufgabe, außer ihre Königin zu begatten. Diese Aufgabe können aber nur die wenigsten Drohnen im Laufe ihres Lebens erfüllen. Da die Verjüngung des Bienenvolkes im Sommer stattfindet, kann man Drohnen auch nur dann im Volk antreffen. Im Herbst werden alle Drohnen als Schmarotzer im Zuge der „Drohnenschlacht“ von den Arbeiterinnen getötet.

Und der Honig? Woher kommt der?

Honigbienen - Wildbienen nicht! - sammeln Blütennektar und Pollen und stellen daraus ihr Futter her. Erst wenn die Versorgung des Volkes und die Aufzucht der Jungtiere gesichert ist, wird Honig hergestellt. Er ist ein Überschuss und wir als Wintervorrat eingelagert. Dafür machen Baubienen aus Wachs, das aus ihren Wachsdrüsen ausgeschieden, die typischen Waben. Darin werden die Vorräte eingelagert. Sie fügen auch immer etwas Propolis hinzu, damit Keime und Erreger dem kostbaren Gut nichts anhaben können.  

Der von den Bienen gesammelte Blütennektar wird im Bienenstock von der Biene verarbeitet. Sie gibt ihn ab und saugt ihn wieder auf, so lange bis sein Wassergehalt bei 30 bis 40 Prozent liegt. Bei diesem Vorgang wird der Nektar verdickt und es werden ihm Enzyme, Proteine, Säuren und andere wichtige, bieneneigene Substanzen beigesetzt. Jetzt wird der verdickte Saft in den Waben eingelagert, wo er weiter verdunstet. Wenn der Inhalt der Wabenzelle einen Wassergehalt von etwa 20 Prozent erreicht hat, bekommt die Wabe einen Wachsdeckel.

Da es sich beim Honig also um die Wintervorräte der Biene handelt, achten verantwortungsvolle Imkerinnen und Imker stets darauf, dass genug Honig für das Bienenvolk selbst übrigbleibt. Anhand der „Verdeckelung“ der Waben lässt sich erkennen, ob der Honig „reif“ ist. Und da es sich bei Honig um ein Naturprodukt handelt, darf ihm auch nichts zugesetzt oder entzogen werden. Dennoch: Viele im regulären Handel angeboten Honigsorten sind Mischungen aus verschiedenen Honig-Quellen aus EU- und nicht EU-Ländern. Wer einen reinen, regionalen Honig genießen möchte, sollte also genau schauen oder direkt bei der Imkerin und beim Imker kaufen.

Die ASFINAG gibt Bienen ein Zuhause

Wir als ASFINAG sind uns unserer ökologischen Verantwortung durchaus bewusst. Wir setzen viele Maßnahmen, um die Auswirkungen von Bau und Erhaltung von Autobahnen und Schnellstraßen auf unsere Umwelt auszugleichen: Von Grünquerungen, über nachhaltige Stromgewinnung, nachhaltiges Grünraummanagement bis hin zu Ausgleichsflächen findet sich vieles auf unseren To-Do-Listen.

Unser Grünraummanagement berät zum Beispiel Autobahnmeistereien, wie sie nicht verkehrsrelevante Flächen zu Blühflächen und Bienenweiden umgestalten können. Aus dem heraus wurde die Idee geboren unsere Grünflächen entlang des Streckennetzes für Imkerinnen, Imker und ihre Bienenvölker zu öffnen. Unter dem Projekttitel „ASFINAG Bee Highway – Bee Happy“ setzen wir diese Idee jetzt in die Tat um. 50 Bienenstöcke finden sich heuer auf der A 10 bei Zedernhaus, der A 6 bei Bruck an der Leitha, der A 2 bei Pinkafeld und Oeyenhausen und der A 1 bei Ansfelden und bieten somit bis zu drei Millionen Tieren ein Zuhause!

Ist es für Bienen entlang der Autobahn nicht gefährlich?

Nein, Bienen wissen sehr genau, was sie machen und wohin sie fliegen – und wohin lieber nicht. Sie haben zwar ein winziges Gehirn, es hat nicht einmal die Größe eines Stecknadelkopfes, dennoch verbergen sich darin rund eine Million Nervenzellen. Bienen gehören damit zu den Tieren mit den kleinsten und zugleich leistungsfähigsten Gehirnen!  

Der Aktionsradius einer Biene beträgt rund 3 Kilometer um den Bienenstock. Wenn eine Biene einen guten Futterort – zum Beispiel besonders nektarhaltige Blüten – gefunden hat, dann fliegt sie zum Stock zurück und „erzählt“ den anderen davon. Dabei „tanzt“ sie ihren Artgenossinnen in Bienensprache die Wegbeschreibung vor, indem sie Kreise fliegt und „schwänzelt“ (Schüttelbewegungen des Hinterleibs). So finden die anderen Bienen den Weg zum Fundort.

Einzelne Bienen haben also nicht nur einen sehr guten Orientierungssinn für sich selbst, der die Autobahn ausspart, sie können auch Wegbeschreibungen geben und selbigen folgen.

„Autobahn-Honig“?

Bleibt noch die Frage, ob es die Qualität des Honigs beeinträchtigt, wenn Pollen in der Nähe von Autobahnen gesammelt werden?

Wenn man bedenkt, dass eine große Anzahl von Imkern in den großen Städten ihre Bienenstöcke auf Hausdächern betreuen, dann ist die Autobahn bestimmt nicht ein qualitätsmindernder Faktor, vor allem, wenn man die weitläufigen Grünflächen entlang der Strecke bedenkt. Außerdem wird jeder Honig, der als Qualitätshonig verkauft wird, unterschiedlichen Analysen unterzogen. Somit sollte gewährleistet sein, dass alles in Ordnung ist.

Johanna Balatka
Johanna Balatka

Grünraummanagement

Johanna Balatka ist seit 2018 für die ASFINAG im Grünraummanagement tätig. Spannend ist es, die wesentlichen Anforderungen an einen vor allem sicheren Straßenbetrieb mit den Anforderungen des Grünraums in Einklang zu bringen. Daran arbeitet sie jeden Tag mit Freude. Das abwechslungsreiche Tätigkeitsfeld und vor allem der unmittelbare Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen draußen auf der Strecke bereichern ihren Arbeitsalltag immer wieder aufs Neue.