Für die meisten von uns ist es eine Selbstverständlichkeit, eine Autobahn oder eine Schnellstraße zu nutzen, um von A nach B zu kommen. Hohe Sicherheitsstandards und in Schuss gehaltene Fahrbahnen sind wir genauso gewohnt wie gepflegte Rastplätze und die logische Beschilderung auf unserer Route. Deswegen kaufen wir uns selbstverständlich vor Fahrtantritt eine passende Vignette, besorgen uns die nötigen Streckenmautprodukte oder eine GO-Box. Aber: Ca. zwei Prozent der Lenker:innen sind ohne (richtiges) Mautprodukt unterwegs.

Mautaufsichtsorgane und Enforcement

Keine Maut zu entrichten, ist erstens unfair jenen gegenüber, die brav zahlen, zweitens rechtswidrig und drittens bei Mauteinnahmen im Milliardenbereich sehr viel Geld, das uns für die Erhaltung und den Betrieb der Straßen und Bauwerke fehlen würde – gäbe es nicht unseren Service- und Kontrolldienst. 101 Mautaufsichtsorgane sind täglich auf den auf insgesamt 2.265 Kilometern unseres Streckennetzes unterwegs und leisten einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung der Mautordnung. Die drei eigenständigen Systeme – Vignette, Streckenmaut und GO-Maut – werden durch eine Kombination aus automatischem, kameragestütztem und manuellem Enforcement kontrolliert. Die stichprobenartigen Kontrollen der Kolleginnen und Kollegen auf der Straße tragen in hohem Maße dazu bei, Mauttreue und konformes Nutzer:innenverhalten sicherzustellen. Denn durch sie bekommt die Maut nicht nur ein Gesicht, der persönliche Kontakt zu den Kundinnen und Kunden sorgt auch für mehr Verständnis und Akzeptanz und erzielt auch eine präventive Wirkung.

Ablauf einer mobilen Mautkontrolle

Die Mautaufsichtsorgane sind immer im 2er-Team unterwegs. Während eine:r das Fahrzeug steuert, behält die:der zweite die am Display aufscheinenden Fahrzeuge im Blick und gibt Bescheid, wenn eines ohne gültiges Mautprodukt aufscheint. Diese Daten kommen sowohl über die stationären Maut-Gantrys herein als auch über die Bake am Dach des Einsatzfahrzeugs. Wird zum Beispiel ein Lkw ohne (korrekt eingestellte) GO-Box registriert, bespricht das Team, an welcher Stelle man den Lkw am besten zur Anhaltung auffordert. Dort fahren sie vor ihn und weisen ihn mit der Heckklappschrift zum Folgen auf. Mit dem Lkw im Schlepptau geht es dann zum nächstmöglichen Anhalteplatz, um sich genauer anzuschauen, warum die Maut nicht korrekt entrichtet wurde. Dafür gibt es viele Möglichkeiten: Von der nicht korrekt montierten Box, die daher nicht vom Gantry erfasst wird, über zu wenig aufgeladenes Guthaben bis zur falsch eingestellten Achsenzahl. Gemeinsam mit der:dem Kraftfahrer:in klären die Mautaufsichtsorgane die Ursache, heben die Ersatzmaut ein und helfen dabei, dass das Fahrzeug möglichst zügig ohne erneute Probleme weiterfahren kann. Denn die Teams wissen natürlich, dass Stehzeiten in der Transportwirtschaft Kosten verursachen.

Neben ihren Kontrollfahrten auf der Strecke überprüfen die Mitarbeitenden des Service- und Kontrolldienstes (SKD) auch Fahrzeuge auf Rastplätzen und Raststationen. Mit Hilfe der mobilen Vignettenkamera am Fahrzeugdach, der Bake für die GO-Box und mit ihrem geschulten Blick fahren sie die Parkreihen ab und kontrollieren freiwillige und unfreiwillige Mautpreller:innen. Außerdem gibt es regelmäßige Kontrollen mit mobilen Mautkameras.

Sobald die Fahrenden ihre Ersatzmaut bei den Mautaufsichtsorganen bezahlt haben, wird das Delikt aus der Datenbank gelöscht. Delikte, die nicht durch die Mautaufsicht innerhalb einer Frist abgehandelt werden, werden automatisch auf dem Postweg an den Zulassungsbesitzer versandt.

Während einer Schicht legen die Teams im Schnitt 300 bis 400 Kilometer zurück und erledigen dabei sowohl ihre Kontrolltätigkeit als auch Serviceleistungen für Kundinnen und Kunden. Abschließend fahren sie zu ihrem Stützpunkt und schreiben einen Abschlussbericht. Lesen Sie hier, wie eine Sondertransport-Kontrolle abläuft.

Alle Aufgaben der Mautaufsicht

Kontrolltätigkeit

  • Kontrolle der zeitabhängigen und fahrleistungsabhängigen Maut sowie der Streckenmaut
  • Ersatzmauteinhebung, Nachzahlungen
  • Anzeige und Einleitung von Verwaltungsstrafverfahren, Einhebung von Sicherheitsleistungen
  • Unterstützung Technische Unterwegskontrolle (TUK) durch Prüfhelfer

Serviceleistungen

  • Sondertransport-Schleusungen
  • Informierte Vertreter für Verhandlungen am Landesverwaltungsgericht
  • Duschgeld-Abfuhr
  • Stau- und Unfallabsicherungen, Unterstützungsleistungen im Winterdienst, Staumanagement
  • Verkehrserhebungen (z. B. CAFT24 - Cross European Freight Transport, Alpenquerender Güterverkehr)
  • Service- und Hilfeleistungen für Kunden, Erste Hilfe, Information und Wegweisung

Die Ausstattung der Fahrzeuge

Seit Gründung der Mautaufsicht haben sich die Fahrzeuge und ihre technische Ausstattung laufend weiterentwickelt. Die Kontrollfahrzeuge des Service- und Kontrolldienstes der ASFINAG zählen zu den modernsten Mautfahrzeugen in ganz Europa.
Die Ausstattung im Detail:

  • Blaulicht
  • Early Warner mit Vollmatrix
  • Umfeldbeleuchtung
  • Vignettenkontrollkameras
  • Bake
  • Heckklappschrift
  • GPS
  • C-ITS
  • Tablet, PC, Bildschirm
  • Zahlungsterminal, Drucker
  • Tetra-Funk, iPhone
  • Feuerlöscher, Erste Hilfe Tasche
  • Leitkegel
  • Konsole für Sondertransport-Wiegeplatten

Wie erlangen Mautaufsichtsorgane ihre Befugnisse?

Ein Mautaufsichtsorgan (MAO) ist ein durch die Bezirksverwaltungsbehörden bestelltes und vereidigtes Organ der öffentlichen Aufsicht. Arbeitsgrundlagen sind das Bundesstraßenmautgesetz (BStMG 2012) in Verbindung mit der Mautordnung, das Allgemeine Verwaltungsverfahrensgesetz (AVG 1991) und das Verwaltungsstrafrecht (VSTG 1991). Darüber hinaus erwachsen der Mautaufsicht verschiedene Befugnisse aus der Straßenverkehrsordnung (STVO 1960) und dem Kraftfahrgesetz (KFG 1967) sowie weiteren Rechtsmaterien. Einem Mautaufsichtsorgan kommen von Gesetzes wegen Anordnungs- und Zwangsbefugnisse zum Zweck der Kontrolle der ordnungsgemäßen Mautentrichtung zu. Sie werden dazu durch einen sechswöchigen Ausbildungskurs an einer Sicherheitsakademie des Bundesministeriums für Inneres ausgebildet. Mit einer kommissionellen Prüfung schließt die Ausbildung zum Mautaufsichtsorgan ab.

Was darf die Mautaufsicht?

Mautaufsichtsorgane sind auf dem hochrangigen Straßennetz berechtigt, Kraftfahrzeuglenkende durch deutlich sichtbare oder hörbare Zeichen, beispielsweise mittels Blaulicht, Anhaltekelle oder Leuchtschrift am Heck des Kontrollfahrzeuges, anzuhalten, die Identität der:des Lenkenden und die Zulassung zu überprüfen, das Gerät zur elektronischen Entrichtung der Maut und die Anbringung der Vignette zu überprüfen. Mautaufsichtsorgane nehmen Ersatzmauten in Form von Zahlungen entgegen. Sie hindern ein Fahrzeug im Bedarfsfall durch geeignete Maßnahmen wie Radklammern oder die Abnahme der Fahrzeugpapiere an der Weiterfahrt. Sie zeigen Vergehen bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde an und nehmen vorläufige Sicherheitsleistungen entgegen. Zur Kontrolle der ordnungsgemäßen Entrichtung der Maut sowie zur Durchführung von Verkehrserhebungen sind Mautaufsichtsorgane auch befugt, Kraftfahrzeuge unter Zuhilfenahme von automatischen Verkehrsleiteinrichtungen auf einen der 37 Maut- beziehungsweise Verkehrskontrollplätze auszuleiten.

Ein Job für robuste Personen

Wer Interesse am Beruf der Mautaufsicht hat, braucht ganz bestimmte Eigenschaften. Walter Riepler, Abteilungsleiter im Service- und Kontrollmanagement, arbeitet seit mehr als 20 Jahren bei der ASFINAG und weiß genau, worauf es ankommt: „Ein Mautaufsichtsorgan muss in jedem Fall konsequent sein und seine Amtshandlung durchziehen können. Gleichzeitig muss man die Kundenorientierung in den Mittelpunkt der Tätigkeit stellen. Sollte es einmal zu einer Eskalation kommen, braucht man die Fähigkeit, Konflikte gut verdauen und Beschimpfungen wegstecken zu können. Man muss also schon robust sein.“ In der ASFINAG gibt es glücklicherweise viele Mitarbeitende, die diese Fähigkeiten mitbringen und Freude am Beruf als Mautaufsicht haben. Besonders erfreulich ist, dass 45 Mitarbeiter:innen seit 2004 noch heute aktiv im Dienst für den Service- und Kontrolldienst stehen.

Chris Julia Helmberger
Chris Julia Helmberger

Content Managerin

Chris ist seit Juni 2022 als Content Managerin Teil des Online & Social Media Teams. Richtig spannend findet sie die Themenvielfalt, die täglich durch die Kommunikationsabteilung rauscht. Diese dann für alle Kanäle in Worte zu fassen, ist genau ihr Ding.