Ende November wurde in der für die gesamte Ost-Region zuständigen Verkehrsmanagementzentrale erfolgreich ein topmodernes Verkehrsmanagement- und Informationssystem in Betrieb genommen. Was für das Projektteam bis zum Schluss die größte Herausforderung war:  Der möglichst nahtlose und unter-brechungsfreie Umstieg vom Bestandssystem auf das neue System – aber auch das hat erstaunlich gut funktioniert.

Wozu ein neues System

Die erste Generation des kurz VMIS (Verkehrsmanagement- und Informations-system) genannten Systems ist bei der ASFINAG bereits seit mehr als 15 Jahren im Einsatz. Bis jetzt bildete es die Grundlage für die effiziente Verkehrsüberwachung und -steuerung auf Österreichs Autobahnen- und Schnellstraßennetz.

Durch eine Vielzahl an Erweiterungen hat sich das VMIS in den letzten Jahren zu einem nahezu flächendeckenden Netzwerk entwickelt, in dem riesige Mengen an Daten miteinander verknüpft werden. Aber jedes noch so gut funktionierende System stößt irgendwann an seine Grenzen. Ständig steigende Anforderungen, ein kontinuierlich wachsendes Umfeld und technologische Weiterentwicklungen fordern ihren Tribut. Daher war es auch an der Zeit, auf ein moderneres, leistungsfähigeres und bedienerfreundlicheres Kernsystem umzusteigen.

VMIS 2.0 – von langer Hand vorbereitet

Mit der Ausschreibung für das neue System wurde bereits 2017 begonnen, ein Jahr später erhielt das schweizerisch – deutsch - österreichische Konsortium VMIS-EHE den Zuschlag im Vergabeverfahren. Federführend im Konsortium und mit der Projektleitung betraut war die EBP Deutschland GmbH.

Gegenstand des Projekts VMIS 2.0 waren die Entwicklung, die Inbetriebnahme, die Migration, der Betrieb und die Weiterentwicklung des verkehrstechnischen Kernsystems und der einheitlichen Bedienoberfläche (der sog. Operating GUI) für alle Verkehrsmanagementzentralen der ASFINAG. 

Diese Bedienoberfläche sollte nicht nur die Steuerung aller bestehenden verkehrstechnischen Einrichtungen im Freiland ermöglichen, sondern sich auch für das Bedienen der Einrichtungen in den Tunnels und weiterer Systeme wie Notruf, Video, Ereignismanagement, Pumpwerken, Lichtsteuerung etc. eignen.

VMIS 2.0 – der Alleskönner

Ein Aspekt war bei der Beschaffung des neuen Systems besonders wichtig: es musste einfach zu bedienen sein und die Operatorinnen und Operatoren in den Verkehrs- und Tunnelüberwachungszentralen bei ihren verantwortungsvollen Tätigkeiten bestmöglich unterstützen. Daher war auch ein hoher Automatisierungsgrad gepaart mit äußerster Stabilität und ausreichender Performance gefragt.

  • Das System sollte unter Verzicht auf redundante Eingaben möglichst intuitiv und effizient zu bedienen sein.
  • Die verschiedenen Ansichten sollten leicht an geänderte Gegebenheiten angepasst werden können.
  • Unterschiedlichste Anlagenteile sollten damit bedient werden können

Die Vorzüge des neuen VMIS 2.0

  • Eine einheitliche, durchgängige Bedienoberfläche für die Steuerung der Außenanlagen im Tunnel- und Freilandbereich
  • Ein separater Arbeitsplatz für das Konfigurieren der Außenanlagen erleichtert die Überwachung und Steuerung des Verkehrs
  • Für jedes Straßen-Segment im ASFINAG-Netz können binnen Sekunden die bestmöglichen Vorgaben und Informationen errechnet und an der verfügbaren Infrastruktur angezeigt werden
  • Das Steuerungsmodell erlaubt die Berücksichtigung kooperativer Systeme, ortsungebundener Sensorik/Aktorik und unterschiedlicher externer Informationsquellen.
  • Die Verarbeitung aller verfügbaren Informationen erfolgt in der Verkehrsrechenzentrale.

Insgesamt werden auf dem 2.249 Kilometer langen Autobahnen- und Schnellstraßennetz der ASFINAG mehr als 33.000 Betriebsmittel zur Verkehrs-steuerung in das neue System übernommen. Dazu kommen 166 Tunnels.  Mehr als 200 Mitarbeitende in neun regionalen Verkehrsmanagementzentralen sowie einer übergeordneten Verkehrsrechenzentrale sorgen tagein tagaus für einen möglichst störungsfreien Verkehr auf unseren Hauptverkehrswegen.

„An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an alle Kolleginnen und Kollegen der ASFINAG, die an diesem Projekt unmittelbar beteiligt waren! Dies ist ein tolles Beispiel dafür, wie gut auch ein Megaprojekt dieser Größenordnung erfolgreich abgewickelt werden kann, wenn professionell mit und zwischen den zahlreichen Auftragnehmern und den vielen Mitwirkenden der ASFINAG in unterschiedlichen Gesellschaften und Abteilungen zusammengearbeitet wird. Wir alle dürfen zurecht stolz darauf sein, dass wir das geschafft haben.“
Richard Gunitzberger Teamleiter VMIS Competence Center

Und so geht’s weiter

Aktuell werden alle Freiland Anlagen und ca. 60% der Tunnelanlagen in Österreich bereits durch VMIS 2.0 gesteuert. Im Juni dieses Jahres (2024) werden die Verkehrsmanagementzentralen St. Michael und Bruck an der Mur mit dem neuen VMIS 2.0 System ausgestattet. Das Jahr 2024 wird mit der Ausrollung von VMIS2.0 in November 2024 abgeschlossen. Der Abschluss der Programms findet im Mai 2025 mit der Inbetriebnahme von VMIS 2.0 in Hohenems statt.

Auch das Ereignismanagement wird mit Mai 2024 sehr stark in den VMIS 2.0-Workflow der Operator:innen integriert und automatisiert. Damit wird auch ein neuer Level an Informationsqualität und -bereitstellung erreicht, der unsere Verkehrsteilnehmer:innen immer aktuell und zeitnahe über Ereignisse über unsere eigenen Anlagen auf der Strecke und verschiedenste andere Kanäle informiert.

Zukünftige Anforderungen an noch mehr Digitalisierung und Informationsbereitstellung bzw. -verteilung stehen schon in den Startlöchern und warten auf ihre Umsetzung. Auch die bevorstehende Erneuerung der Freiland-Anlagen bringt zusätzliche Anforderungen an das System VMIS 2.0 in Bezug auf Flexibilität in der Verkehrssteuerung.

Neben diesem Projekt gibt es noch viele andere interessante Vorhaben, in dem Expertenwissen und Know-how gefragt ist.

Wenn auch Sie die ASFINAG in einem spannenden Projekt auf dem Weg zur Transformation begleiten wollen,  schauen Sie auf unsere Karriereseite unter "Jobwelt IT". Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

Richard Gunitzberger
Richard Gunitzberger

Teamleiter VMIS Competence Center

Richard Gunitzberger ist bereits seit 2002 bei der ASFINAG und hat als Teamleiter des VMIS Competence Center die Migration auf VMIS 2.0 seit 2017 federführend vorbereitet und mitgestaltet. Er ist mit seinem 8-köpfigen Team zuständig für Verkehrsmanagement-Software, Verkehrsbeeinflussungsanlagen an der Strecke, das Baustellenmanagement-System und das Sondertransportsystem der ASFINAG.