Eine neue mobile Kultur…

Das Mobilitätsverhalten der Menschen ist im Wandel – neue Services, Produkte und Technologien wirken sich entscheidend auf die Nutzung von Verkehrsmitteln aus. Mobilitätsangebote für alle Nutzer:innen einfach, komfortabel und vernetzt anzubieten – das ist die Vision, die hinter dem Projekt DOMINO steht.


Demzufolge waren die Aktivitäten des Forschungsprojekts darauf ausgerichtet, ein durchgängiges, öffentlich zugängliches Mobilitätsangebot zu entwickeln, das möglichst barrierefrei von allen Nutzerinnen:Nutzern in Anspruch genommen werden kann und das gleichzeitig die von der Regierung festgelegten Mobilitäts- und Klimaziele im Auge behält.

Zur Erreichung dieser Ziele wurden bei der Umsetzung von DOMINO folgende Innovationsfelder bearbeitet:

  • Soziale: Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse der Mobilitätsnutzer:innen.
  • Institutionelle und organisatorische: Neue Formen der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Privatwirtschaft werden definiert und geregelt.
  • Technische: Integration ländlicher Mobilitätsservices (Mikro-ÖV, Ride-Sharing, …), Aufbau einer intermodalen Verkehrssteuerung sowie Entwicklung von Algorithmen zur Sicherstellung einer Mobilitätsgarantie.

…erfordert verlässliche Partnerschaften

Eines ist klar: Für das Erreichen von ambitionierten Zielen braucht es starke Partner:innen. Um alle Interessen rechtzeitig und direkt einbinden zu können, haben sich maßgebliche und namhafte Akteurinnen:Akteure der österreichischen Mobilitätslandschaft zu einem Konsortium zusammengeschlossen. Unter der Koordination der ASFINAG haben Vertreter:innen aus der Wissenschaft, Infrastrukturbetreiber und Verkehrsunternehmen, Verkehrsverbünde und Technologiepartner mit vereinten Kräften an der Mobilität der Zukunft gearbeitet.

Das Leitprojekt DOMINO wurde gefördert bzw. finanziert im Rahmen des FTI-Programms Mobilität der Zukunft durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG)
abgewickelt.

Laufzeit: November 2019 – April 2023

Clevere Lösungen kombinieren

Die Anforderungen an ein Verkehrssystem der Zukunft?

  • Smart und bequem von Tür zu Tür zu gelangen
  • Den ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten
  • Vorhandene Verkehrsangebote sinnvoll und effizient zu vernetzen etc.

Erreicht werden kann das, indem unterschiedliche Verkehrsmittel möglichst clever miteinander kombiniert und verknüpft werden. In den drei Pilotregionen Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg haben wir bereits den Grundstein dafür gelegt. Im Rahmen des Leitprojekts DOMINO wurde die Umsetzung multimodaler Verkehrsmanagementstrategien erprobt und wissenschaftlich begleitet. 

Abgesehen von Konzeption und Bereitstellung von konkreten Services in den drei Pilotregionen wurde auch umfangreiches Fact Finding betrieben – sowohl als Basis für die Pilotprojekte als auch aufbauend auf deren Ergebnissen. Das Resultat: Handlungsempfehlungen in Richtung der zentralen Akteurinnen:Akteure der österreichischen Mobilitätslandschaft.

Inhalt aufgrund von Cookie-Einstellungen deaktiviert Einstellungen ändern

Das Anzeigen dieses Inhalts ist mit Ihren aktuellen Cookie Einstellungen (DSGVO) nicht möglich.

Weitere Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung

Für die Auswahl der Regionen spielten konkrete örtliche Gegebenheiten eine wesentliche Rolle. Als geeignete Orte wurden für das Thema „Mitfahren“ die Regionen rund um Linz sowie das Wiener Umland ausgewählt, das Thema „Intermodale und kooperative Verkehrssteuerung“ wurde in Salzburg beforscht. In allen drei Regionen waren gewichtige Partner:innen federführend im Projekt involviert. So konnten in Zusammenarbeit mit der Regionalpolitik die lokalen Anforderungen gezielt abgedeckt werden.

Die drei DOMINO-Pilotregionen

1. Pilotregion Niederösterreich (Korneuburg und Wiener Neustadt)

In Niederösterreich bildet die Ride-Sharing Plattform des Tiroler Tech-Unternehmens Ummadum das zentrale Element der Mobilitätsangebote: Sie verbindet digitale und mobile Services einer mobilen Applikation mit Infrastruktur an den Park&Ride-Anlagen.

Fahrgemeinschaften werden als Teil des öffentlichen Verkehrs bzw. einer MaaS-Lösung („Mobility as a Service“) verstanden. Um die Nutzung der Mitfahrbörse noch attraktiver zu machen, werden den Teilnehmer:innen Incentives geboten:

  • Fahrer:innen und Mitfahrer:innen sammeln Punkte, die bei teilnehmenden Geschäften eingelöst werden können.
  • In den beiden P&R-Anlagen stehen spezielle Mitfahrstellplätze zur Verfügung, die aus der Applikation heraus reserviert werden können.

 

Zum Download der App „Ummadum“:

2. Pilotregion Oberösterreich (Großraum Linz)

In enger Zusammenarbeit mit Linzer Unternehmen – vor allem aus dem Industriegebiet im Osten von Linz - wurde eine Laborumgebung für ein integriertes Mobilitätsangebot geschaffen. Mit der DOMINO OÖ-App haben die Projektpartner die Optimierung der täglichen Pendler:innen-Verkehre angestrebt.

Im Fokus:

  • Die Erhöhung der Besetzungsgrade der Fahrzeuge (durch die Mitfahrbörse)
  • die Förderung auf den Umstieg auf Öffentliche Verkehrsmittel
  • die Reduktion von Stausituationen (CO₂-Ausstoß) im Großraum Linz und
  • die Attraktivierung von Arbeitgeber:innen im Großraum Linz durch ein verbessertes Mobilitätsangebot.

 

Zum Download der App „DOMINO OÖ“:

3. Pilotregion Salzburg

In der Pilotregion Salzburg wurde der Prototyp eines modi- und betreiberübergreifenden Verkehrsmanagements getestet. Gegenstand der Untersuchung bzw. Forschung waren folgende Fragestellungen:

❓ Welche Wirkungen können durch die systematische Digitalisierung von Park&Drive- sowie Park&Ride-Anlagen und Weitergabe an große Navigationshersteller erzielt werden?

❓ Welche Wirkungen können durch die Digitalisierung und Weitergabe von Verordnungen und Fahrverboten erzielt werden?

 

Erkenntnisse zum Thema Mitfahren

Aus den Pilot-Projekten in Niederösterreich und Oberösterreich und durch Befragungen konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Eine davon lautet: Was sich einfach anhört, ist in Wahrheit eine der Königsdisziplinen der nachhaltigen Mobilitätsgestaltung und geht weit über das bloße Ein- und Aussteigen oder Anbieten von Apps hinaus.

Es hat sich gezeigt, dass Mitfahren speziell im täglichen Pendelverkehr prinzipiell gut funktioniert und Österreich dafür die besten Voraussetzungen bietet. Um das enorme verkehrliche Potenzial nutzen zu können – immerhin bedeutet das gemeinsame Zurücklegen eines Weges von bereits zwei Personen eine Einsparung von 50% der entstehenden Emissionen – muss der in DOMINO begonnene Weg konsequent fortgesetzt werden.

Zweifellos nehmen Apps eine Schlüsselrolle bei der Organisation von Mitfahren ein. Um in die Tiefe vordringen zu können, müssen diese aber stark auf die regionalen Gegebenheiten Rücksicht nehmen. Für das Erreichen einer kritischen Masse ist es zugleich wichtig, dass die Verkehrsauskunft Österreich (VAO) alle Mitfahrangebote integriert bereitstellt.

Nutzer:innen müssen ihre Vorteile durch Mitfahren klar erkennen können. Das Auto mit unbekannten Personen zu teilen, bedeutet in vielen Fällen immer noch eine gewisse Überwindung, die im Rahmen eines wirksamen Maßnahmen-Mixes entsprechend honoriert werden sollte. Die Piloten haben gezeigt, dass eine direkte Incentivierung in Form von (kleineren) monetären Vorteilen (z.B. Gutscheine, Vergünstigungen, …) sowohl für Fahrer:innen als auch Mitfahrer:innen die Akzeptanz wesentlich erhöht. Zusätzlich muss Mitfahren ein Gefühl der Zuverlässigkeit und Sicherheit vermitteln. Der Buchungsprozess in den Apps wurde darum so einfach und transparent wie möglich gestaltet und durch Maßnahmen wie eigens reservierte Parkplätz oder eine Mitfahrgarantie ergänzt.

Für nachhaltige Wirksamkeit braucht es ein umfassendes Programm mit längerfristiger Perspektive, dessen Teil unbedingt auch Maßnahmen auf regulativer Ebene mit klaren verkehrspolitischen Anreizen sein sollten. Die derzeitige gesetzliche Lage muss stellenweise adaptiert werden, um die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzer:innen abbilden zu können. Da Pendeln oft mit Zeitknappheit verbunden ist, müssen Zu- und Ausstieg so einfach wie möglich ablaufen und müssen durch Infrastrukturgestaltung unterstützt werden. Eine wichtige Rolle werden hier auch in Zukunft verstärkt Park & Drive-Anlagen oder die Integration in regionale Mobilitätsangebote (z. B. Mikro-ÖV, Anrufsammeltaxi, Bedarfsverkehre etc.) einnehmen.

Zusammengefasst muss Mitfahren als eigener Verkehrsmodus verstanden und auch als solcher etabliert werden. Das funktioniert nicht von heute auf morgen. Umso wichtiger ist es aber, alle notwendigen Stakeholder möglichst frühzeitig einzubinden. Neben Pull-Faktoren und Anreizen sind zur Wirkungsmaximierung von Mitfahren auch Push-Faktoren erforderlich, wie etwa städtische Zufahrtsbeschränkungen nach Antriebsart oder Besetzungsgrad. Eine Preisdifferenzierung funktioniert eher schlechter und wird negativer wahrgenommen als eine Regulierung für alle. Wie so oft braucht es auch beim Thema Mitfahren den nötigen Spin. Hilfreich hierbei sind Vorzeigegemeinden und -betriebe, die das Thema Mitfahren vorantreiben und die als Positivbeispiele zum Nachmachen anregen.

Weitere Details dazu finden sich in den Projektberichten

Erkenntnisse zum Thema intermodale und kooperative Verkehrssteuerung:

In der Pilotregion Salzburg wurde die prototypische Implementierung eines modi- und betreiberübergreifenden Verkehrsmanagements getestet. Für eine wirksame Verkehrssteuerung im Rahmen von MaaS ist es essenziell zu wissen, wann, wohin und mit welchen Koordinationsregeln gesteuert und somit der Verkehr verlagert wird. Dazu muss sich zuallererst die öffentliche Hand ihrer Steuerungsverantwortung bewusst sein. Verkehrssteuerung ist ein Regelkreis mit kurz- und langfristigen Loops. Strategische Vorgaben und Zielbilder, KPIs und Steuerungsparameter sind daher essenziell.

Österreichweit sollte ein verstärkter Fokus auf explizite, übergreifende Verkehrsmanagementstrategien gelegt werden, um Spannungsfelder nicht nur aus der Situation heraus, sondern auch strategisch behandeln zu können. Inwiefern beispielsweise eine höhere Reisezeit und geringerer CO2-Ausstoß in der Verkehrssteuerung gegenseitig aufgewogen werden sollten, bedarf einer politischen Entscheidung. Zur institutionellen Sicherstellung der Einbeziehung aller Ebenen (Betreiber, Behörden, etc.) benötigt übergreifendes Management Diskussionsgremien und gemeinsame, abgestimmte Planungen. So kann der Weg von spontanen und rein örtlichen Maßnahmen hin zu einer österreichweiten Perspektive führen.

Für effektive Steuerungsstrategien benötigt es jedenfalls den politischen Willen, rechtliche Grundlagen, klare Zuständigkeiten und Zusammenarbeit aller Akteure. Die Entscheidungsbasis muss durch eine effektive Wirkungsanalyse auf Basis qualitativ hochwertiger Daten aller Verkehrsmodi gegeben sein, um Aussagen und Entscheidungen mit klarem multimodalem Fokus zu ermöglichen. Eine qualitätsgesicherte, österreichweite Datengrundlage mit klaren Verantwortlichkeiten muss dringend angegangen werden, um im Rahmen eines effektiven Channel Management die Kommunikation der Strategien über möglichst viele Informationskanäle sicherzustellen, inklusive der VAO als Referenzsystem.

Ein wichtiger Kanal fand im Zuge der Pilotaktivitäten Betrachtung, nämlich die Ausspielung von Information über kommerzielle Navigationssysteme. Als wichtiges Ergebnis konnte die Integration der Echtzeit-Auslastungen von P&R-Anlagen in Navigationssysteme in DOMINO pilotiert werden. Navis können allerdings trotz Datenverfügbarkeit im Regelfall keine kombinierten IV-/ÖV-Routen inklusive Park & Ride berechnen. Auch die Abbildung dynamischer verkehrlicher Verordnungen – wie im Falle der regionalen Fahrverbote zu den starken Tourismus-Reisezeiten – zeigte die Grenzen der Flexibilität der Hersteller auf.

Auch wenn solche Verordnungen eine geeignete Maßnahme zur Beeinflussung der Routenwahl sind, ist die korrekte Interpretation von verkehrlichen Verordnungen durch kommerzielle MaaS-Anwendungen bzw. Navigationsdienste ist noch ungelöst. Die Verfügbarmachung der Daten nach europäischen Standards sollte unbedingt angestrebt werden. In ganz Europa entstehen hier derzeit Strategien und Frankreich hat mit einer national gültigen Gesetzgebung einen wichtigen ersten Schritt gemacht. Auch DOMINO hat den Weg von der Verordnung bis in die Routing- und Navigationsdienste pilotiert und die Ergebnisse unterstreichen einmal mehr die Bedeutung der Verkehrsauskunft Österreich als Referenzanwendung.

Eine objektive Bewertung von Strategien durch verkehrliche Kennwerte ist für effektives Verkehrsmanagement unabdingbar. Die Verfügbarkeit der verkehrlichen Kennwerte, deren Qualitätssicherung sowie die Nutzungsrechte sind langfristig sicherzustellen. Daten und Werkzeuge zur Wirkungsanalyse sind – wie so oft – bereits vorhanden und erprobt, müssen aber längerfristig als Teil eines multimodalen, strategischen Verkehrsmanagements eingesetzt werden. Dazu gilt es, unterschiedliche Datenquellen (Detektoren, Floating Car Data, Parkdaten, ÖV-Daten, Ereignisse,...) für eine modi-übergreifende Analyse von verkehrlichen Wirkungen effektiv zu kombinieren. Großes Potenzial liegt jedenfalls in der zyklischen, multimodalen Analyse ganzer Korridore in Kombination mit entsprechenden Steuerungsstrategien.

Weitere Infos dazu finden sich im Projektbericht

Projektabschluss

In der Abschlussveranstaltung am 25. April 2023 haben die DOMINO-Projektpartner nach mehr als 3-jähriger Laufzeit die gemeinsam erzielten Ergebnisse einem interessierten Fachpublikum präsentiert, diskutiert und über die nächsten notwendigen Schritte gesprochen, die es für eine weitere Umsetzung von #MaaS in Österreich braucht."

Inhalt aufgrund von Cookie-Einstellungen deaktiviert Einstellungen ändern

Das Anzeigen dieses Inhalts ist mit Ihren aktuellen Cookie Einstellungen (DSGVO) nicht möglich.

Weitere Informationen finden Sie in der Datenschutzerklärung

Martin Nemec & Alexander Hausmann
Martin Nemec & Alexander Hausmann

Projektleiter & stellvertretender Projektleiter

Beide sind als Projekt- und Servicemanager der ASFINAG im Bereich Verkehrsinformation und MaaS tätig.