Ausgleichsflächen – Kompensation für Eingriffe in die Natur

Beim Ausbau von Verkehrswegen greifen wir auch in Lebensräume von Tieren und Pflanzen ein. Nicht selten treffen etablierte Wanderrouten von kleinen und großen Tieren auf von Menschen erschaffene Verkehrswege. Genau deshalb kümmern wir uns darum, dass ein ungehindertes Vorankommen für alle möglich ist, zum Beispiel durch Grünquerungen.

Zur Kompensation von verbautem Freiland legen wir zusätzlich Ausgleichflächen an, die dann als wertvoller Lebensraum zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich um extensiv genutztes Grünland, Amphibienteiche oder naturnahe Wälder. Ausgleichsflächen sind für uns niemals Selbstzweck, sondern wir fördern dadurch gezielt Lebensräume für seltene Arten, wie Vogel-Azurjungfer, Kammmolch, Kiebitz oder Fledermäuse.

Ersatzlebensräume noch lange bevor der erste Bagger rollt

Was Sie eventuell noch nicht wussten, ist, dass wir uns um diese Ausgleichsflächen kümmern, noch bevor die ersten Bagger auffahren. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Ausgleichsflächen bereits bestehen. Damit stellen wir sicher, dass zu keinem Zeitpunkt ein Lebensraumverlust für die geschützten Tiere und Pflanzen eintritt.

Um zu verhindern, dass durch die ersten Erdbauarbeiten Tiere zu Schaden kommen, werden diese vor Beginn der Bauarbeiten vom Baufeld gebracht. So haben wir zum Beispiel Urzeitkrebse, Frösche oder auch Eidechsen abgesammelt und auf die neuen Ausgleichsflächen gebracht.

Für Tiere, die wir nicht händisch einsammeln können, machen wir das zukünftige Baufeld etwa durch Mähen der Flächen unattraktiv. So bringen wir Schmetterlinge und andere Insekten dazu, zu den neuen nahegelegenen attraktiveren Ausgleichsflächen zu fliegen. Selbstverständlich achten wir darauf, die Flächen außerhalb von Brutzeiten zu mähen. Und damit für die Insekten auch während dieser notwendigen Mahdzeiten noch Flächen übrigbleiben, werden immer nur Teilabschnitte gemäht.  

Grünlandrenaturierung: Mahdgutübertragung, Direktsaat oder Sodenverpflanzung

Entscheidend für den Erfolg einer naturschutzfachlich wertvollen Wiese ist die Anlage einer solchen. Dabei ist auf den Boden, das Saatgut und die Umgebung zu achten. Wir verwenden daher unterschiedliche Methoden. Bevorzugt übertragen wir direkt Mahdgut von artenreichen Wiesen, etwa aus Natura2000-Gebieten. Stehen diese nicht zur Verfügung verwenden wir autochthones Saatgut, also Saatgut, das aus der Region stammt.

Aber auch mit der Transplantation von Vegetationseinheiten (Sodenverpflanzung) haben wir gute Erfahrungen gemacht. Die Transplantation von Vegetationseinheiten ist eine technisch aufwendige Methode zur Grünlandrenaturierung, da hier ganze Vegetationssoden ausgestochen werden (Grasnarbe plus bis zu 20-30 cm Oberboden, je nach Standortbeschaffenheit) und auf die Empfängerfläche übertragen werden. Bei dieser Methode werden ganze Biozönosen übertragen, was einen höchstmöglichen Renaturierungserfolg gewährleistet.

Wir als Fachbereich Umwelt- und Verfahrensmanagement bündeln das Know-how zu den verschiedenen Anlagemethoden intern und beraten die einzelnen Projektteams zu den Umsetzungsmöglichkeiten.
Brigitte Sladek Leitung des Fachbereiches Umwelt- und Verfahrensmanagement

Damit´s auch wirklich richtig gut wird

Die Natur hat manchmal so ihre eigenen Gesetze und diese beeinflussen die Entwicklung unserer Ausgleichsflächen massiv. Im Rahmen von regelmäßigem Monitoring während und nach der Bauphase beobachten wir das Pflanzenwachstum auf den Wiesenflächen, die Änderung der Pflanzenzusammensetzung und die damit einhergehende Änderung der Tierarten.

Dieses Monitoring hilft uns zu beobachten, wie die Ausgleichsflächen sich entwickeln. Bei Bedarf können wir noch durch Nachsäen, Änderung der Mahddurchgänge oder landschaftsbaulichen Maßnahmen ungewollten Entwicklungen gegensteuern.
Hans-Peter Ritter Bauprojektleitung S7 Ost Fürstenfelder Schnellstraße

Die ersten Erfolge

Die Freude ist sehr groß, wenn wir nach jahrelanger Planung und akribischer Umsetzung dann auch die ersten Erfolge sehen. Jede Ausgleichsfläche beheimatet für sich spezifische Arten. So mag der Kiebitz lückrige Wiesen mit feuchten Lacken und wie es scheint, haben wir das gut hinbekommen!

Wir haben eine Fotofalle in der Nähe eines Kiebitzpaares aufgestellt und konnten glücklicherweise auch den ersten Bruterfolg festhalten. Das freut uns persönlich ganz besonders!

Diese Beispiele zeigen, dass wir neben unserer bautechnischen Expertise auch eine fundierte Expertise in der Grünlandrenaturierung vorweisen können.

Brigitte Sladek
Brigitte Sladek

Leiterin des Fachbereiches Umwelt- und Verfahrensmanagement

Brigitte Sladek ist seit 2014 bei der ASFINAG BMG und leitet den Fachbereich Umwelt- und Verfahrensmanagement. Neben der Betreuung von Genehmigungsverfahren liegt ihr als Landschaftsplanerin der nachhaltige Umgang mit der Natur sehr am Herzen.