Photovoltaik in der ASFINAG: Lärmschutzwände werden zu Energieanlagen
Als innovativer und nachhaltiger Mobilitätspartner Österreichs sind wir ein unverzichtbarer Partner in der Klimawende. Dafür setzen wir auf ein eigenes Klima- und Umweltschutzprogramm, das auf vier Eckpfeilern aufbaut, darunter die Energiestrategie. Aktuell haben wir einen Energieverbrauch von mehr als 220 Gigawattstunden. Rund 135 Gigawattstunden davon sind Strom. Der Großteil fließt in die Straßeninfrastruktur, also in die Beleuchtung sowie in die Betriebs- und Sicherheitsausrüstung der Tunnel.Unser übergeordnetes Ziel ist es, bis 2030 bilanziell stromautark zu sein. Damit wir dieses Ziel erreichen, setzen wir auf zwei zentrale Säulen: die Reduktion des gesamten Energiebedarfs um 20 Prozent und den Ausbau von eigenen Energieanlagen (Photovoltaik, Wind-/Wasserkraft) zur Produktion von erneuerbarem grünem Strom mit einer Leistung von insgesamt 100 Megawatt-Peak. Dabei sollen bis zu zehn Prozent des Gesamtausbaus von Photovoltaikanlagen auf Lärmschutzwänden umgesetzt werden, um damit rund zehn Megawatt-Peak zu generieren. Aktuell gibt es auf den mehr als 2.200 Autobahn- und Schnellstraßen-Kilometern beidseitig und punktuell in der Fahrbahnmitte Lärmschutzwände. Diese haben in etwa eine Länge von 1.400 Kilometern. Um den Strom von den PV-Anlagen zu den jeweiligen Verbrauchen zu bekommen, planen wir den Bau von Stromnetzen entlang des Autobahn- und Schnellstraßen-Netzes.
Aktueller Ausbaustand der erneuerbaren Energie der ASFINAG
Bereits heute erzeugen in der ASFINAG 32 erneuerbare Energieanlagen auf Tunnelportalen sowie Dach- und Freiflächen, davon auch zwei Kleinwasserkraftwerke, rund 3.900 Kilowatt-Peak (Stand Mitte 2023) zur Eigenversorgung. Dabei setzen wir bei der Eigenerzeugung von grünem Strom vorrangig auf Photovoltaik. Dazu werden auch Lärmschutzwände genutzt, um damit eine zusätzliche Flächenversiegelung zu vermeiden. Mit der Energieregion Ost starten wir als erster Straßenbetreiber weltweit mit dem Bau eines privaten Energietransportnetzes, erneuerbarer Stromproduktion mit Photovoltaik und einer leistungsstarken Energiespeicherung zur Eigenversorgung eines fast 40 Kilometer langen Autobahnabschnittes. Das ist der nächste große Schritt auf dem Weg zur bilanziellen Stromautarkie bis 2030.
Energiequelle | Standort | Bundesland | A+S | Leistung | IBN (seit/geplant) |
Photovoltaik | TU Plabutsch, Südportal | Stmk | A9 | 50 kWp | 01.03.2013 |
Photovoltaik | ABM Unterwald | NÖ | A2 | 30 kWp | 01.03.2014 |
Photovoltaik | Hinterbrühl | NÖ | A21 | 2 kWp | 01.12.2016 |
Photovoltaik | TU Herzogberg, Westportal | Stmk | A2 | 50 kWp | 01.10.2017 |
Photovoltaik | UFT Trebesing, Nordportal | Ktn | A10 | 40 kWp | 01.12.2017 |
Photovoltaik | TU Wolfsberg, Südportal | Ktn | A10 | 20 kWp | 01.06.2018 |
Photovoltaik | TU Katschberg, Südportal | Ktn | A10 | 180 kWp | 01.12.2018 |
Photovoltaik | ABM Bruck an der Leitha | NÖ | A4 | 30 kWp | 01.08.2019 |
Photovoltaik | TU Manzenreith, Südportal | OÖ | S10 | 115 kWp | 01.11.2019 |
Photovoltaik | TU Rustenfeld, Ostportat | W | S1 | 130 kWp | 01.12.2019 |
Photovoltaik | ABM Klagenfurt | Ktn | A2 | 221 kWp | 01.12.2019 |
Photovoltaik | ABM Lieserhofen | Ktn | A10 | 100 kWp | 01.11.2020 |
Kleinwasser KW | TU Flirsch | T | S16 | 130 kWp | 01.10.2020 |
Photovoltaik | ABM Knittelfeld | Stmk | S36 | 15 kWp | 01.11.2020 |
Photovoltaik | ABM Villach | Ktn | A10 | 140 kWp | 01.11.2020 |
Photovoltaik | TU Plabutsch, Südportal | Stmk | A9 | 144 kWp | 01.07.2021 |
Photovoltaik | Steinhäusl-Oed (Access Point) | NÖ | A1 | 4 kWp | 01.08.2021 |
Photovoltaik | Stützpunkt St. Georgen | NÖ | S36 | 11 kWp | 10.08.2021 |
Photovoltaik | ABM Liefering | Sbg | A1 | 304 kWp | 01.10.2021 |
Photovoltaik | Mautstelle St. Michael, HB | Sbg | A10 | 140 kWp | 01.10.2021 |
Photovoltaik | ABM St. Michael/ EH Oberweisburg | Sbg | A10 | 140 kWp | 01.11.2021 |
Photovoltaik | ABM Bruck an der Leitha | NÖ | A4 | 341 kWp | 01.11.2021 |
Photovoltaik | Laxenburg (PV Lärmschutz) | NÖ | S1 | 42 kWp | 01.03.2022 |
Photovoltaik | RPL Schöngrabern/Wullersdorf | NÖ | S3 | 30 kWp | 01.07.2022 |
Photovoltaik | ABM Ansfelden | OÖ | A1 | 308 kWp | 01.10.2022 |
Photovoltaik | ABM Inzersdorf | W | A23 | 540 kWp | 01.10.2022 |
Kleinwasser KW | TU Semmering | NÖ | S6 | 140 kWp | 01.10.2022 |
Photovoltaik | TU Bosruck, Südportal | Stmk | A9 | 265 kWp | 15.05.2023 |
Photovoltaik | Ambergtunnel Nord | Vbg | A14 | 50 kWp | 01.11.2021 |
Photovoltaik | Ambergtunnel Nord | Vbg | A14 | 50 kWp | 01.11.2021 |
Photovoltaik | TU Amberg Süd | Vbg | A14 | 96 kWp | 01.11.2021 |
Photovoltaik | TU Amberg Süd | Vbg | A14 | 50 kWp | 01.11.2021 |
3 908 kWp |
Photovoltaik auf Lärmschutzwänden
Lärmschutzwände entlang von Autobahnen erfüllen die wichtige Funktion, den Verkehrslärm von Anrainerinnen:Anrainern abzuschirmen. Diese versiegelten Flächen sollen aber künftig einem weiteren Nutzen zugeführt werden, nämlich der Gewinnung von sauberer und regionaler Ökoenergie durch die Installation von PV-Anlagen.
Aus dem 2021 gestarteten und sieben Systeme umfassenden Pilotprojekt auf der S 1 Wiener Außenring Schnellstraße wurden vier Photovoltaiksysteme für den Rollout am ASFINAG-Netz ausgewählt. Drei der Systeme eignen sich speziell für die Montage auf der der Fahrbahn abgewandten Seite. Ein System kann beidseitig installiert werden.
Wir setzen bei der Eigenerzeugung von grünem Strom vorrangig auf Photovoltaik. Dazu nutzen wir auch unsere Lärmschutzwände und können damit eine zusätzliche Flächenversiegelung vermeiden.Hartwig Hufnagl, Vorstand
Funktionsweise
Die PV-Anlagen werden direkt an den Lärmschutzwänden installiert oder sind sogar integraler Bestandteil dieser und bestehen aus Solarzellen, die Sonnenlicht in elektrischen Strom umwandeln. Die gewonnene Energie kann direkt für den Betrieb der Autobahninfrastruktur beispielsweise für Beleuchtung oder Verkehrsleitsysteme bzw. für die Versorgung unserer Standorte verwendet werden. Überschüssiger Strom wird direkt in das öffentliche Stromnetz eingespeist und kann bilanziell an anderen Standorten der ASFINAG genutzt werden.
Die „PV auf Lärmschutzwand“-Challenge
Im Sommer 2021 wurde die LSW Solar IÖB Challenge abgeschlossen und mit sieben Gewinnern auf der S 1 baulich umgesetzt. Im Frühjahr 2022 wurde das Testfeld LSW Solar in Betrieb genommen, wobei sich der Evaluierungszeitraum von Februar bis Oktober 2022 ersteckte.
Auf etwa 70 Meter Lärmschutzwand bei Laxenburg an der S 1 umfasst dieses Testfeld mehr als 100 Photovoltaik-Paneele von sieben verschiedenen Herstellern, die bis zu 45.000 kWh erneuerbaren Strom pro Jahr produzieren können.
Ende Jänner 2023 wurde der Abschlussbericht mit Empfehlungen zur weiteren Umsetzung vorgestellt.
Die Challenge und die Pilotierungen zeigen eine technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit bei vier von sieben getesteten Systemen:
1. Straßenabgewandte Installation (Hauptanwendungsfall)
- auf Alu Kassetten → ein System möglich
- auf Holzbeton Kassetten → drei Systeme möglich
2. Straßenseitige Installation
- auf Alu Kassetten → ein System möglich
- auf Holzbeton Kassetten → aktuell keine passende Lösung (Lärmreflexion, Blendung)
Vorteile:
- Nachhaltige Energiegewinnung: PV-Anlagen auf Lärmschutzwänden ermöglichen die Nutzung von erneuerbarer Energie, wodurch der Bedarf an fossilen Brennstoffen und die Emission von Treibhausgasen reduziert werden.
- Effiziente Nutzung von Flächen: Durch die Installation von PV-Anlagen auf bereits vorhandenen Lärmschutzwänden wird keine zusätzliche Fläche benötigt. Dies minimiert den Eingriff in die Umwelt und optimiert die Nutzung bereits vorhandener Infrastruktur.
- Lärmschutz bleibt erhalten: Die eingesetzten PV-Anlagen beeinträchtigen nicht die Funktion der Lärmschutzwände. Sie bieten weiterhin den gleichen Schutz vor Verkehrslärm und tragen zur Verbesserung der Lebensqualität entlang der Autobahnen bei.
- Reduzierte Energiekosten: Die gewonnene Solarenergie kann entweder direkt genutzt oder ins Stromnetz eingespeist werden. Dies führt zu Kosteneinsparungen bei der Stromversorgung der Autobahninfrastruktur und erhöht die Blackout Resilienz der ASFINAG.
Energieregion Ost
Die Energieregion Ost ist die weltweit erste Installation eines privaten Energietransportnetzes mit erneuerbarer Stromproduktion mittels Photovoltaik und einer leistungsstarken Energiespeicherung für einen gesamten Autobahnabschnitt mit Eigenstrom.
Hintergrund und Ziel der Umsetzung ist die Steigerung des Anteils an erneuerbarer Energie zur Eigenversorgung um ein Vielfaches sowie die spürbare Entlastung des öffentlichen Stromnetzes. Zusätzlich steigern wir die Blackout-Resilienz und erhöhen damit die Aufrechterhaltung der Verfügbarkeit der Strecke deutlich.
Wichtige Eckpunkte:
- Gesamtlänge: rd. 38 Kilometer
- Projektgesamtkosten: 45,7 Mio. Euro
- Bauzeit: 2023 - 2026
- Lage: A 4 Knoten Prater bis Knoten Schwechat / S 1 Knoten Schwechat bis Knoten Inzersdorf / A 23 Knoten Inzersdorf bis Knoten Prater
- 17.000 Photovoltaik-Module
- 21 PV-Anlagen
- 4 Hochleistungs-Batteriespeicher 6,25 MWh Speicherkapazität
- Mehr als 28.000 Meter Energieleitungen
- Erneuerbare Energieproduktion: 6,00 GWh p.a.
- Energieverbrauch (Basis 2021): 7,30 GWh p.a.
- Stand August 2023: Die ersten beiden PV-Felder stehen vor der Fertigstellung. Bei den S 1 Anschlussstellen Schwechat Süd, Mannswörth und Rannersdorf haben wir bereits 1.400 von insgesamt 17.000 PV-Modulen der Energieregion Ost montiert.
Fazit
Um das Ziel der bilanziellen Stromautarkie zu erreichen, setzen wir auf die Errichtung von erneuerbaren Energie-Erzeugungsanlagen. Neben Aufdach- und Freiflächenanlagen werden wir auch die Installation von PV-Anlagen auf Lärmschutzwänden als eine innovative und nachhaltige Lösung für die Energiegewinnung entlang von Autobahnen nutzen. So sollen die Flächen effizient genutzt werden. Zusätzlich wird mit der Energieregion Ost ein beispielloses Projekt zur Erhöhung der Autarkie über ganze Streckenabschnitte umgesetzt. Wir als ASFINAG setzen damit ein positives Beispiel für andere Organisationen und zeigen, wie erneuerbare Energien in bestehende Infrastrukturen integriert werden können.