Strom durch Wind- und Wasserkraft für den Betrieb unserer Infrastruktur
Schritt für Schritt nähern wir uns einem unserer wichtigsten Ziele: der bilanziellen Stromautarkie bis 2030. Der Fokus liegt auf dem Ausbau von Anlagen, die erneuerbare Energie generieren – besonders auf Photovoltaik. Aber auch Wind- und Wasserkraftwerke sind in der ASFINAG auf dem Vormarsch. Und die stellen wir in diesem Blog genauer vor.Die Vielfalt der erneuerbaren Energie
Wie bereits in diesem Blog beschrieben, spielt das Thema „Dekarbonisierung“ beim Betrieb der ASFINAG-Standorte eine immer größere Rolle. Aufgrund der topografischen, geologischen oder auch der meteorologischen Eigenschaften der einzelnen Standorte kommen deswegen unterschiedliche Methoden zur Gewinnung von erneuerbarer Energie zur Anwendung.
Grüner Strom durch Wasserkraft
Neben dem Einsatz von Photovoltaikanlagen setzen wir seit 2020 auf den Einsatz von Kleinwasserkraftwerken, insbesondere in gebirgigen Regionen. Ende 2020 ging in Tirol das erste eigene Wasserkraftwerk in Betrieb, das in erster Linie den Flirscher Tunnel an der S 16 Arlberg Schnellstraße (Länge 1.124 Meter) mit grünem Strom versorgt. Trotz des jahreszeitlich bedingten geringen Wasserpegels des Gondebachs ist der Turbinenbetrieb an 220 Tagen im Jahr möglich. Wir können damit pro Jahr maximal 385 Megawattstunden Strom erzeugen, so viel wie umgerechnet rund 20 Einfamilienhäuser benötigen.
Seit Ende 2022 versorgt ein weiteres Kleinwasserkraftwerk den Tunnel Semmering an der gleichnamigen Schnellstraße S 6. Mit einer Leistung von 490 Megawattstunden wird knapp die Hälfte des Energiebedarfs des 3,5 Kilometer langen Tunnels abgedeckt. Das Besondere bei diesem Kraftwerk ist die Nutzung von Stollensickerwässern, die normalerweise ungenützt vom Tunnel abgeleitet werden. Über eine Druckrohrleitung werden die Bergwässer durch das Krafthaus geleitet, um eine Pelton-Turbine anzutreiben. Die so erzeugte Energie wird mittels Erdkabel in die Tunnelwarte übertragen.
Im November 2023 startete der Bau des Kleinwasserkraftwerks an der A 11 für den Karawankentunnel. Die Fertigstellung ist Ende 2024 vorgesehen. Die energetische Nutzung der konsensgemäß abgeleiteten Bergwässer mittels einer Wasserkraftanlage liefert rund 470 Megawattstunden sauberen Strom pro Jahr, so viel wie umgerechnet gut 100 Einfamilienhäuser benötigen, und deckt damit bis zu einem Drittel des Energiebedarfs (ohne Lüftung) des fast 8 Kilometer langen Tunnels ab.
Thermische Nutzung von Bergwässern
Eine weitere Innovation feierte 2021 Premiere: die thermische Nutzung von Bergwässern des Arlbergtunnels am Stützpunkt Langen/Arlberg. Dank dieser Methode konnte eine 40 Jahre alte Stromheizung außer Betrieb genommen werden. Durch die hohe Effizienz des Wärmepumpensystems sinkt der Strombedarf zur Beheizung im Vergleich zur bisherigen direkten Stromheizung um zwei Drittel. In Zukunft wird Strom nur noch für den Betrieb der Anlagenteile benötigt.
Mikrowind-Projekt auf der Europabrücke
Die europaweit einzigartige Mikrowind-Anlage auf der Europabrücke versorgt seit Mai 2023 die Mautstation Patsch mit grüner Energie. Nachdem die Turbinen von Industriekletterern montiert wurden, absolvierten sie zunächst eine Testphase. Im Detail handelt es sich dabei um acht Mikrowindturbinen, die im nördlichen Abschnitt der Europabrücke auf einer Höhe von 140 Metern über dem Grund installiert werden. Die Produktion der Druckgussteile sowie der Zusammenbau der MOWEA Mikrowindturbinen wurden von der Firma Dynacast Österreich südlich von Wien durchgeführt.
Dynacast ist ein global führendes Druckgussunternehmen in der Produktion kleiner Präzisionsmetallkomponenten mit Produktionsstätten auf der ganzen Welt. Aus den Daten der Windmessung an der Europabrücke geht die ASFINAG davon aus, dass die Anlage mit einer Nennleistung von vier kW Energie in der Größenordnung von rund 5.000 kWh pro Jahr liefern wird – also eine Jahresversorgung für ein größeres Einfamilienhaus. Noch wichtiger werden aber die Erfahrungen und Erkenntnisse im Echteinsatz sein, um eine mögliche Ausrollung von Turbinen an Brückenpfeilern zu prüfen.
Update November 2024: Da das Ziel von 5.000 Kilowattstunden pro Jahr nicht erreicht wurde, befindet sich das Projekt gerade in der Nachjustierung und wurde dafür abgebaut. Es soll im Frühjahr 2025 in verbesserter Form wieder montiert werden.
Windrad auf dem Dach der Autobahnmeisterei Inzersdorf
Seit Juni 2024 speist eine Mikro-Windturbine auf dem Hauptgebäude der Autobahnmeisterei Wien-Inzersdorf grünen Strom in den „Energie-Ring Ost“ – ein Energietransportnetz für erneuerbaren Strom mit einer leistungsstarken Energiespeicherung.
Die Windturbine ist acht Meter hoch und hat einen Durchmesser von rund 2,5 Metern. Das innovative Pilotprojekt entstand aus einer ASFINAG internen Idee und wurde im Rahmen des „Verbund X Accelerator Programms“ zusammen mit dem deutschen Start-up Unternehmen Luvside entwickelt und umgesetzt. Ein großer Vorteil des Projekts ist, dass keine zusätzliche Infrastruktur oder gar Bodenversiegelung dafür notwendig ist.