ADAS-Systeme basieren auf fortschrittlichen, sich ständig weiter entwickelnden Technologien. Ob Sensoren, Kameras, Radar oder auch LiDAR („Light Detection And Ranging“, welches Objekterkennung und Abstandsmessung bedeutet). Das LiDAR -System sendet Laserimpulse aus, die von Objekten reflektiert werden und dann zum Detektor zurückkehren. Mithilfe dieser Zeitdauer kann das LiDAR-System die Entfernung zum Objekt messen. ADAS-Systeme umfassen unterschiedliche Aspekte der Fahrzeugumgebung im Nu und verarbeiten die Informationen schneller und präziser. So kann auch der:die Fahrer:in ohne Verzögerung darauf reagieren.  Je nach Automatisierungsgrad und Bedarf kann das Fahrzeug auch selbständig Maßnahmen ergreifen.

Welche ADAS-Systeme es gibt? Und wie funktionieren sie ?

Intelligent Speed Assistance (ISA)

Die „Intelligente Geschwindigkeitsassistenz“ informiert den:die Lenker:in, wenn das Tempolimit überschritten wird und passt die Geschwindigkeit entsprechend an. Die Rückmeldung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen:

  • Speed Control System: Das Tempo wird automatisch angepasst, um innerhalb der angegebenen Geschwindigkeit zu bleiben.
  • Haptic Feedback: Das Gaspedal wird widerstandsfähiger bzw. drückt den Fuß sanft nach hinten, wenn der Fahrer bzw. die Fahrerin die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreitet.
  • Cascaded Acoustic Warning: Der:die Fahrende wird zuerst durch ein blinkendes Licht gewarnt, dem ein akustisches Signal folgt.
  • Cascaded Vibration Warning: Hier leuchtet zuerst das Warnlicht auf; danach beginnt das Gaspedal zu vibrieren.

Die Informationen erhält das Fahrzeug über die GPS-Daten sowie über die eingebauten Kameras, die imstande sind, die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Verkehrszeichen erkennen.

Je nach Grad des Eingreifens kann man Intelligente Geschwindigkeitsassistenzsysteme in drei Gruppen unterteilen:

  1. Informativ: Der:die Lenkende wird durch ein visuelles und akustisches Signal über eine aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzung und -überschreitung informiert.
  2. Unterstützend: Der Widerstand des Gaspedals wird zwar erhöht, das unterstützende System kann aber durch stärkeres Drücken des Gaspedals übersteuert werden.
  3. Eingreifend: Geschwindigkeitsüberschreitungen werden durch Drosselung der Motorleistung verhindert.

 

Autonomous Emergency Braking System (AEBS)

Beim „Autonomen Notbremsassistenten“ handelt es sich um ein System, das eine mögliche Kollision automatisch erkennt. Dabei wird beispielsweise die Entfernung zum vorausfahrenden Fahrzeug gemessen. Wird die Distanz plötzlich geringer und reagiert der Fahrer bzw. die Fahrerin nicht unmittelbar, kann das System das Abbremsen des Fahrzeugs veranlassen und so einen Zusammenstoß verhindern. Aber das System erkennt ebenso eine potenzielle Kollision mit Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Auch wenn beim Rückwärtsfahren ein Objekt durch die Sensoren oder Radar erfasst  wird, betätigt das System automatisch die Bremsen.

Lane Keeping Assist System (LKAS)

Der Spurhalteassistent erkennt mithilfe der Fahrzeug-Kameras die Fahrbahnmarkierung und überwacht die Position des Fahrzeugs in seiner Fahrspur. Wenn das Fahrzeug einen bestimmten Mindestabstand zur Fahrbahnmarkierung unterschreitet, greift das System ein. Dabei wird aber der:die Fahrende zuerst gewarnt, indem zum Beispiel das Lenkrad vibriert oder visuelle Warnungen auf dem Armaturenbrett angezeigt werden. Aber auch akustische Signale werden eingesetzt, um auf das potenzielle Problem aufmerksam zu machen. Die Warnung wird beendet, sobald der:die Lenkende den Blinker betätigt oder das Fahrzeug selbst die Lenkung korrigiert.  

Evasive Steering Assist System

Der Ausweichassistent unterstützt den:die Fahrer:in dabei, in kritischen Situationen rasch ein Hindernis zu umfahren. Das heißt, wenn das System eine mögliche Kollision mit einem vorausfahrenden Hindernis erkennt, bestimmt es bei einem Ausweichmanöver einen sicheren Ausweichkorridor und unterstützt die Lenkbewegung des:der Fahrenden, um einen Zusammenstoß zu vermeiden.

Lane Change Assist System

Tote Winkel sind für Verkehrsteilnehmende besonders gefährlich. Der Spurwechselassistent setzt auf Sensoren und Radar, um den:die Lenker:in vor dieser Gefahr zu warnen. Wenn sich ein anderes Fahrzeug im überwachten Bereich befindet, wird das dem:der Fahrer:in durch ein konstantes Leuchten eines Warnsymbols im jeweiligen Seitenspiegel signalisiert. Ignoriert oder übersieht diese:r die Warnung und setzt dennoch den Blinker zum Spurwechsel ein, kann das System auch eine zusätzliche Warnung auslösen (z. B. indem das beleuchtete Symbol im Seitenspiegel zu blinken beginnt oder ein akustisches Signal in Form eines Pieptons von sich gibt). Zusätzlich erkennt der Spurwechselassistent stationäre Objekte, wie zum Beispiel geparkte Autos oder Schutzplanken - in diesem Fall löst er keine Warnung aus. Zu beachten ist, dass das System aber erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit aktiv wird.

Augmented-Reality–Navigation

Darunter versteht man ein Navigationssystem, in dem die reale Welt mit digitalen Inhalten auf den Infotainment-Screen oder Heads-Up Display (HUD) projiziert wird. Das Fahrzeug sendet über die Kameras automatisch Live-Aufnahmen der vorausliegenden Straße an das Infotainment-System. In diesem erscheinen dann interaktive Pfeile über der realen Umgebung und zeigen dem:der Fahrer:in an, wann und wo abgebogen sowie die Spur gewechselt werden muss. Zusätzlich werden auch Informationen wie Straßennamen oder Hausnummern auf dem Display hervorgehoben.

 

Driver Drowsiness & Attention Warning Detection

Kaum jemand ist gefeit davor: Der Sekundenschlaf tritt häufig um die Mittagszeit, am frühen Nachmittag und bei Übermüdung nach einer langen Fahrt auf. Das zu verhindern, ist Aufgabe des Aufmerksamkeitsassistenten. Er überwacht mittels Sensoren kontinuierlich die Leistung des:der Fahrenden und das Fahrzeugverhalten. Anzeichen von Müdigkeit oder Übermüdung der Lenker:innen zum Beispiel aufgrund von Spurabweichungen oder plötzlichen Lenkradbewegungen werden so vom System erkannt. Dabei berücksichtigt es noch weitere Faktoren wie Fahrtdauer, Geschwindigkeit und Lenkverhalten. Einige Systeme können auch mithilfe der On-Board-Sensoren die Kopf- und Augenbewegungen des Lenkers bzw. der Lenkerin detektieren. Wenn das System Müdigkeit oder eine:n unaufmerksame:n Lenker:in erkennt, warnt es zum Beispiel mit einem akustischen sowie auch visuellen Warnsignal und empfiehlt, eine Pause einzulegen.

 

Alcohol Interlock System

Alkolenker:innen den Kampf ansagen: Alkohol-Wegfahrsperren stellen ebenfalls einen wirksamen Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit dar. Sie hindern Fahrzeuglenkende daran, ein Fahrzeug in Betrieb zu nehmen, wenn die Alkoholkonzentration in ihrer Atemluft einen bestimmten Grenzwert übersteigt. Dabei wird vor jedem Fahrtantritt durch Pusten in ein Röhrchen der Atemalkohol bestimmt. Wenn der gemessene Wert über dem eingestellten Grenzwert liegt, kann der Motor nicht mehr gestartet werden. Die Verwendung von Alkohol-Interlock-Systemen spielt vor allem im Transportsektor eine große Rolle. Die Systeme werden aber auch gerne als Maßnahme im Rehabilitationsprogramm von mehrfach alkoholauffälligen Fahrer:innen eingesetzt.

C-ITS oder Car2X

Kooperative intelligente Verkehrssysteme – dafür steht die Abkürzung C-ITS. Vereinfacht gesagt: Fahrzeuge und Straße „sprechen“ miteinander.  Etwas technischer ausgedrückt versteht man darunter die Kommunikation der vernetzten Mobilität über eine Variante des WLANs. Klingt zwar wie Internet, ist aber etwas komplett anderes: Hier werden nur spontane Kurzzeit-Verbindungen zwischen Fahrzeugen und der Infrastruktur hergestellt, um in Echtzeit sicherheitskritische Informationen auszutauschen – die dann direkt im Cockpit angezeigt werden. Bereits eine Million Fahrzeuge auf dem europäischen Straßennetz haben diese Kommunikation eingebaut.

Die ASFINAG rüstet ihr gesamtes Netz an Autobahnen- und Schnellstraßen gerade mit dieser Technologie aus und nimmt dabei eine Vorreiterrolle in Europa ein. Wie das System im Detail funktioniert, haben wir bereits in diesem Blogartikel ausführlich beschrieben.

Intelligente Lichtassistenten

Ob aufgrund von Kurzsichtigkeit, Nachtblindheit oder behindernden Wetterbedingungen: Schlechte Sichtverhältnisse zählen ebenfalls zu den Hauptverursachern von Verkehrsunfällen. Mit intelligenten Lichtassistenten können Straßen besser ausgeleuchtet werden, indem sie das Abblend- sowie Fernlicht steuern, sodass Fahrer:innen Gefahrenpotenzial rechtzeitig erkennen können.  

Zahlreiche Systeme sind heute im Einsatz, darunter das Adaptive Frontlicht System (AFS). Im Gegensatz zu herkömmlichen Scheinwerfern, die aus ihrer fixen Position heraus nur nach vorne leuchten können, wählen adaptive Scheinwerfer aus verschiedenen Lichteinstellungen die beste aus. Dabei verstellen die Lichtassistenten die Scheinwerferposition basierend auf der Lenkradbewegung und berücksichtigen dabei oft auch noch die Fahrzeuggeschwindigkeit, um die Sicht auf dunklen, kurvigen Straßen zu verbessern. Außerdem können Fahrzeuge das Licht an ihre Umgebung anpassen. Denn sie erkennen sogar, ob sie sich im Stadtgebiet oder auf der Autobahn befinden und zeigen auch bei Schlechtwetter adaptives Verhalten. Dabei kann das System entgegenkommende Fahrzeuge detektieren und die Scheinwerfer so regulieren, dass sie andere Verkehrsteilnehmende nicht blenden und gleichzeitig dem:der Fahrer:in die maximale Sicht gewähren. Das gilt auch für vorausfahrende Fahrzeuge.

Darüber hinaus können moderne Autos sogar Warnungen und Hinweise direkt auf die Straße projizieren, um andere Fahrerinnen und Fahrer rechtzeitig auf nahende Gefahren, wie z. B. eine Baustelle, aufmerksam zu machen.

Neben diesen Fahrerassistenzsystemen gibt es weitere, die die Verkehrssicherheit verbessern und den Fahrer bzw. die Fahrerin unterstützen, wie das Adaptive Cruise Control (ACC, Abstandsregeltempomat), Antiblockiersystem (ABS)) oder Bergan- und abfahrhilfe etc.

Lebensretter Fahrerassistent

Heute retten Fahrerassistenzsysteme Leben, indem sie Unfälle verhindern, die ohne sie passiert wären. Jede Weiterentwicklung von Advanced Driver Assistance-Systemen wirkt sich daher auf die Unfallstatistik aus und reduziert die Anzahl von Verletzungen und Todesfällen im Verkehr.

🔸 Aber nicht nur das: Diese intelligenten Systeme bilden auch die Grundlage für das voll autonome Fahren in der Zukunft. 🔸

Warum Sicherheit beim Autokauf großgeschrieben werden sollte

Wenn es darum geht, sich für ein neues Auto zu entscheiden, haben wir alle unsere eigenen Vorstellungen. Einige von uns wünschen sich mehr Beinfreiheit, andere mehr Laderaum, wieder anderen ist die Leistung am wichtigsten. Während viele der von den Herstellern angebotenen Funktionen eine Frage der persönlichen Präferenz sind, sollten die Sicherheitsfunktionen beim Kauf eines Autos die oberste Priorität haben. Diese können Lenker:innen dabei helfen, Kollisionen zu vermeiden und/oder Insassen im Falle eines Unfalls zu schützen, und spielen daher eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung für ein Fahrzeug.

Die meisten Autos sind bereits mit vielen Sicherheitsfunktionen ausgestattet: Antiblockiersystem (ABS), Airbags oder das elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) gehören mittlerweile zur Standardausrüstung. Aber das ist bei vielen in älteren Modellen nicht unbedingt der Fall, weshalb es dies bei Kauf eines Gebrauchtwagens zu bedenken gilt.

Darüber hinaus sollten aber bei der Neuanschaffung eines Fahrzeuges auch andere Sicherheitssysteme, wie beispielsweise automatisches Notbremssystem (AEBS) oder Spurhalteassistent in Betracht gezogen werden. Der Aufpreis für ein Mehr an Sicherheit sollte dabei angesichts potenziell lebensrettender Auswirkungen eine geringere Rolle spielen.

Die Studienlage

Zahlreiche Studien zeigen, dass ADAS zu mehr Verkehrssicherheit beitragen können. So ergab zum Beispiel eine 2018 in den USA von der AAA Foundation for Traffic Safety durchgeführte Studie Folgendes: Die kombinierte Verwendung von Vorwärtskollisionswarnung, automatischer Notbremsung, Spurhaltewarnsystem/Spurhalteassistent sowie die Überwachung des toten Winkels hat das Potenzial, 40 % aller Unfälle mit Pkw, 37 % der Verletzungen bei Unfällen mit Beteiligung von Pkw und 29 % aller Todesfälle bei Unfällen mit Beteiligung von Personenkraftwagen zu verhindern.  Eine weitere Studie im Jahr 2022 von IIHS, Insurance Institute for Highway Safety, zeigt, dass automatische Notbremssysteme (AEBS), die Fußgänger:innen erkennen, Fußgängerunfälle um ca. 27 % reduzieren können.

Die EU gibt vor

Auch die EU hat auf sich die Erhöhung der Straßenverkehrssicherheit auf die Fahnen geschrieben. Seit Juli 2022 sind laut einer neuen EU-Verordnung weitere Fahrassistenzsysteme in neuen Fahrzeugen bald Pflicht. Die „Verordnung über die Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganhängern sowie von Systemen, Bauteilen und selbstständigen technischen Einheiten für diese Fahrzeuge im Hinblick auf ihre allgemeine Sicherheit und den Schutz der Fahrzeuginsassen und von ungeschützten Verkehrsteilnehmern“ gilt ab dem 06.07.2022 zunächst für alle in der EU typgenehmigten Pkw. Ab dem 07.07.2024 müssen dann alle neu zugelassenen Fahrzeuge mit dem zusätzlichen System serienmäßig ausgestattet sein. Verpflichtend eingebaut müssen dann die folgenden Systeme sein:

  • Intelligent Speed Assistance (ISA)
  • Notbremsassistent
  • Notbremslicht
  • Notfall-Spurhalteassistent
  • Rückfahrassistent
  • Müdigkeitswarner
  • Vorrichtung zum Einbau einer alkoholempfindlichen Wegfahrsperre
  • Ereignisbezogene Datenspeicherung (Black Box)

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Investition in Fahrerassistenzsysteme (ADAS) beim Kauf eines Neu- oder Gebrauchtwagens erhebliche Auswirkungen auf die Sicherheit von Fahrzeuglenker:innen und Passagieren haben kann. Spurhalteassistenten, automatische Notbremsungen und adaptive Geschwindigkeitsregelung verringern nachweislich die Zahl der Unfälle. Und falls es doch dazu kommt, kann zumindest die Unfallschwere gemindert werden.

Lovejeet Singh Chauhan
Lovejeet Singh Chauhan

Work & Study-Student

Lovejeet Chauhan ist Work & Study-Student im Team Kooperatives, Vernetztes & Automatisiertes Fahren in der ASFINAG Maut Service GmbH. Er beschäftigt sich mit C-ITS, eine Technologie, die es ermöglicht, dass Fahrzeuge sowohl miteinander als auch mit ihrer Umgebung kommunizieren können, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.