Dass das Thema Salz kompliziert und spannend zugleich ist und oft keine pauschal richtigen oder falschen Aussagen möglich sind, zeige ich Ihnen mit diesem Beitrag.

Salz ist nicht alles, aber ohne Salz ist alles nichts

Neben dem mechanischen Räumen von Schnee, ist der Einsatz von Salz als Taumittel auf unseren Straßen ein absolutes Muss. Warum? Salz setzt den Gefrierpunkt von Wasser herab, was die Eisbildung verhindert. Das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass viel Salz bei viel Schnee auch viel hilft! Liegt eine große Menge an Schnee auf der Straße, hat es keinen Sinn noch einmal zu salzen. Der Schnee verdünnt das Salz zu sehr und die Tauwirkung tritt nicht wie erwartet ein. Einfach noch einmal „drübersalzen“ bringt daher keinen Effekt.

Liegt mehr als 1 cm Schnee auf der Fahrbahn, muss zuerst geräumt und erst dann (wieder) gesalzen werden. Bei viel Schnee und tiefen Temperaturen stößt Salz an seine physikalischen Grenzen.

Wir legen bei der ASFINAG bei der Salzstreuung im Winterdienst daher zwei Schwerpunkte:

  • Vorbeugende Streuung von Salz
  • Einsatz von Salz und Sole

Beides ist wichtig, damit der Verkehr auf unseren Straßen im Winter nicht zum Erliegen kommt.

ℹ Wie lang dauert es, bis der Schnee schmilzt? So einfach lässt sich das nicht sagen, denn es hängt stark von der Konzentration des Taumittels, der Fahrbahntemperatur und der Menge des Schnees ab. Werte aus dem Labor lassen sich nicht einfach auf die Verhältnisse auf der Straße umlegen. 

Warum es sinnvoll ist zu salzen, obwohl es nicht schneit

Wir streuen präventiv, also bevor es schneit, weil dadurch das Gefrieren im Vorhinein verhindert wird. Bei leichtem Schneefall schmilzt der Schnee einfach, wenn er auf die „salzige“ Fahrbahn trifft. Bei starkem Schneefall bildet das gestreute Salz einen feinen Trennfilm zwischen Fahrbahn und Schneedecke, was das Räumen erleichtert.

Und wenn gar kein Schnee angekündigt wurde?

Auch diese Frage erreicht uns immer wieder: Warum salzen wir, wenn kein Schnee vorhergesagt wurde? Die einfache Antwort: Um Reifglätte zu verhindern.

Wenn feuchte Luft abkühlt, fällt Wasserdampf in Form von Tau auf die Fahrbahn. Auf der grünen Wiese sehen wir diese Erscheinung deutlich, auf unseren Straßen erkennt man diese Nässe jedoch kaum.

Schon bei geringen Minusgraden kann diese Feuchtigkeit gefrieren und unsere Fahrbahnen zu spiegelglatten Eisbahnen machen. Anders als Schnee, bildet sich bei Reifglätte eine durchgehende, dünne Eisschicht, die noch dazu für Fahrerinnen und Fahrer nicht sichtbar ist.

Wir verfügen als einziger Straßenerhalter in Europa über ein eigenes Reifprognosemodell. Jahrelange Forschung, Messungen und Modellierungen führen zu dem Ergebnis, dass unser Prognosesystem nun auch über das Feature einer Reifprognose bzw. Reifwarnung verfügt. Auf Basis dieser Informationen können wir nun die Bildung von Reifglätte durch zielgerichtete präventive Streuungen verhindern.

ℹ Gut zu wissen: Der Schnee auf der Straße taut schneller, wenn Fahrzeuge die Eis-Salz-Masse gut durchmischen. So wie sich Zucker im Kaffee schneller löst, wenn wir umrühren.

Sole statt Streusalz – oder doch beides?

Sole – in Wasser gelöstes Salz – und Streusalz haben unterschiedliche Einsatzbereiche. Bei der vorbeugenden Streuung auf trockener Fahrbahn, verwenden wir Sole. Diese haftet besser auf der Straße und wird nicht von der Fahrbahn verweht, wie etwa Trockensalz. So können wir weniger Salz verwenden und gleichzeitig punktgenauer arbeiten. Das schont unsere Umwelt und verringert gleichzeitig die Kosten.

Sole kommt als fertige Mischung auf die Fahrbahn und zeigt sofortige Wirkung. Sie bildet einen Film zwischen Asphalt und Schnee und ist effektiver in der Tauwirkung als Salz alleine.

Salz kommt dann zum Einsatz, wenn die Fahrbahn feucht bzw. schneebedeckt ist. Nur so kann sich das Salz auch gut lösen und seine Wirkung entfalten.

ℹ Wie viel Salz verbrauchen wir durchschnittlich in einem Winter? Der Salzverbrauch im Winterdienst schwankt teilweise sehr stark. In Wintern wie diesem, wo es zu Rekordwerten an Schneefall kam, brauchen wir dementsprechend mehr. Im Durchschnitt sind es rund 80.000 Tonnen Salz, die jährlich auf unsere Straßen gestreut werden.

Ist Streusalz eigentlich dasselbe wie Tafelsalz?

Das auf unseren Straßen verwendete Streusalz und das Tafelsalz zu Hause entstehen aus demselben Rohmaterial, jedoch kommen unterschiedliche Zusatzstoffe hinzu, wie etwa Jod (beim Speisesalz). Wir nutzen für unseren Winterdienst mittlerweile ausschließlich Natriumchlorid (NaCl).

In der technischen Fachsprache bezeichnen wir alle Stoffe, die Eis und Schnee auf der Straße tauen können als auftauende Streumittel. Die wichtigsten sind: Natriumchlorid (hergestellt aus Siedesalz oder Steinsalz), Kalziumchlorid, Magnesiumchlorid oder auch Kaliumchlorid. Nach vielen Tests hat sich gezeigt, dass Natriumchlorid auf unseren Straßen das beste Verhältnis zwischen Wirkung, Kosten und Nebeneffekten aufweist.

ℹ Woher kommt unser Salz? Unser Streusalz kommt aus Österreich. Die Salinen Austria versorgen uns mit ausreichend Streusalz für unseren Winterdienst. Das feine Siedesalz ist rückstandsfrei und vermeidet so die Feinstaubbildung. 
Die Reise unseres Salzes ist eine spannende Geschichte, die Sie zur Gänze hier lesen können.

Macht Salz nicht unsere Autos kaputt?

Wie so oft im Leben macht die Dosierung den entscheidenden Unterschied. Salz ist für den Menschen und für die Natur wichtig und dennoch muss man darauf achten, nicht zu viel zu erwischen. Das ist beim Einsatz auf unseren Straßen nicht anders.

Ja, der Einsatz von Salz als Taumittel kann ungewollte und teilweise auch große Nebeneffekte haben. Vielen dieser Wirkungen können wir aber vorbeugend entgegenwirken.

Für Fahrzeuglenker:innen ist es wichtig auch im Winter auf eine regelmäßige (je nachdem, wie viel gefahren wird) Reinigung des Fahrzeugs zu achten. Die Bodenbleche der Fahrzeuge leiden im Winter am meisten. Salz und Feuchtigkeit können an Stellen mit kleinen Schäden große Wirkung entfalten. Deshalb unbedingt reinigen und darauf achten, dass das Fahrzeug trocken abgestellt wird. Nutzen Sie daher wenn möglich immer die Waschstraße. Mehr Tipps für Ihre Fahrzeugpflege im Winter finden Sie in diesem Beitrag.

ℹ Gut zu wissen: Auf unseren Straßen kommt nur noch Natriumchlorid zum Einsatz. Dieses verursacht weniger Probleme bei Ihrem Fahrzeug, als Kalium- oder Kalziumchlorid. 

Was bedeutet der Salzeinsatz im Winterdienst für die Umwelt?

Auch für unsere Umwelt ist ein Zuviel an Salz eine Belastung. Streusalz, bzw. die damit verbundenen Chloride, gelangen direkt mit dem Niederschlag, der über die Fahrbahn abrinnt, in unsere Gewässer. Die Belastung des Grundwassers wird mit Grundwasser-Messstellen in der Nähe von Autobahnen und Schnellstraßen laufend überwacht. Der Grenzwert der Chloridbelastung laut Trinkwasserverordnung ist bei diesen Messstellen in der Regel weit entfernt.

Darüber hinaus haben wir entlang unserer Autobahnen und Schnellstraßen umfassende Gewässerschutzanlagen. Diese fangen chlorid-belastetes Oberflächenwasser, sammeln dieses in Rückhaltebecken und sorgen durch ein kontrolliertes Abfließen für eine gleichmäßigere und geringere Belastung der Gewässer, in die abgeleitet wird. So halten wir die Salzkonzentration  in der Umgebung so niedrig wie möglich.

Für Tiere und Pflanzen kann eine erhöhte Salzkonzentration in Gewässern und Böden Probleme verursachen. Bei Kontakt mit Streusalz kann es zu oberflächlichen Schäden oder Wunden kommen. Chloride sind für Pflanzen in hoher Konzentration schädlich und führen zu Verätzungen oder Nährstoffmängeln. 

Problematischer ist die Wirkung von Salz auf unsere Böden. Hier kann die Vegetation gestört bzw. verändert werden. Besonders in Straßennähe können Auftausalze zu Verdichtungen und Verschlämmungen des Bodens führen, je nach Streusalztyp auch zu einer Veränderung des ph-Werts. Auch für diesen Zweck haben sich unsere Gewässerschutzanlagen als äußerst hilfreich erwiesen.

Gibt es Alternativen zu Salz?

Salz hat eine sehr gute Tauwirkung, gleichzeitig hat es ungewollte Nebeneffekte auf unsere Umwelt. Wir wissen das. Daher ist uns ein bewusster Einsatz von Streusalz sehr wichtig.

Immer wieder werden wir auch nach Alternativen gefragt oder auf diese hingewiesen. Viele dieser Alternativen haben wir schon in intensiven Testreihen geprüft. Unser Fazit: Natriumchlorid ist aus unserer Perspektive immer noch die beste Wahl für den Winterdienst auf Österreichs Straßen.

Kalzium- und Kaliumchlorid haben eine sehr gute Tauwirkung auf Schnee und Eis und wirken auch bei tieferen Temperaturen. Sie sind aber auch um einiges aggressiver als unser gängiges Streusalz und lassen unter anderem Fahrzeuge schneller rosten.

Auftaumittel auf Harnstoff-Basis führen nicht selten zu einer Überdüngung der Böden. Auch Ammoniumsulfat wirkt wie Harnstoff als ungewollter Stickstoffdünger und ist daher für uns keine sinnvolle Alternative.

Aus Kanada kommt ein Nebenprodukt der Zuckerherstellung, das bei uns unter dem Markennamen Safecote bekannt ist. Dieses wird ebenfalls gerne als Taumittel und Alternative zum Streusalz genannt. Dabei handelt es sich um eine Melasse, die bei der Feuchtsalzstreuung zum Einsatz kommt. Für die Sole wird in diesem Fall statt Natriumchlorid Safecote verwendet. Die Tauwirkung bei dieser Feuchtsalzstreuung ist ähnlich gut wie bei der Verwendung von Natriumchlorid. Aufgrund der gegebenen Umweltbelastung  - Safecote bindet Sauerstoff in Gewässern – und der höheren Kosten haben wir schließlich die Verwendung nach ausführlichen Tests eingestellt.   

Salz, ja oder nein?

Ein Winterdienst ohne Salzstreuung ist auf Österreichs Straßen nicht vorstellbar. Zum einen dürfen wir nur auftauende Streumittel verwenden, zum anderen ist das ohnehin die beste Lösung für mehr Verkehrssicherheit in den Wintermonaten.

Die Frage, ob es sinnvoll ist, Salz für den Winterdienst zu nutzen, kann ich ruhigen Gewissens mit Ja beantworten. Jedes Menschenleben, das durch den Einsatz von Salz im Winterdienst gerettet wird, ist ein Beweis dafür.

Georg Steyrer
Georg Steyrer

Leitung Region Ost, Betriebliche Erhaltung

Georg Steyrer ist seit 1999 in der ASFINAG und seit 2005 in der Servicegesellschaft tätig. Als „Nebenjob“ zu seiner Funktion als Leiter der Region Ost übt er die Aufgabe des Prozessverantwortlichen für den Winterdienst aus und vertritt – gemeinsam mit seinem Chef Heimo Maier Farkas - die ASFINAG auch in den entsprechenden Gremien. Ein wichtiges Anliege sind ihm die zahlreichen Forschungsprojekte, die wir seit vielen Jahren beauftragen und begleiten, um unsere Kernleistung bestmöglich auf die Straße zu bringen.