Recycling entlang der Autobahn: Einfache Maßnahmen mit enormen Potenzial
Was auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig erscheint, zeigt auf dem zweiten ein enormes Entwicklungspotenzial in Richtung Nachhaltigkeit. In diesem Beitrag wollen wir Ihnen zeigen, wie Recycling entlang unseres Streckennetzes aussehen kann. Was wir dafür tun und wie Sie uns dabei unterstützen können.

Müll, Recycling und Abfallwirtschaft in Österreich und der EU

Beginnen wir am Anfang: Die wichtigste Grundlage für die Abfallwirtschaft in Österreich ist das Abfallwirtschaftsgesetz. Ergänzend dazu gibt es in den Bundesländern Landesgesetze, die lokale abfallwirtschaftsrechtliche Aspekte regeln. Darunter fallen zum Beispiel die Müllgebühren und Regelungen für die Organisation der Müllabfuhr. Neben den österreichischen Gesetzen gibt es natürlich auch Rechtsvorschriften der Europäische Union.
Die wichtigsten Inhalte des Abfallwirtschaftsgesetzes betreffen
- die Vermeidung
- die Vorbereitung zur Wiederverwendung
- das Recycling
- sonstige Verwertung und Beseitigung von Abfällen
- die Pflichten von Personen, die in der Abfallwirtschaft tätig sind
- die Vorgaben für Abfallbehandlungsanlagen
Alles in allem können wir festhalten, dass das Thema Müll in all seinen Facetten stark reguliert und strukturiert ist. Gleichzeitig werden von vielen Teilen der europäischen Bevölkerung mehr Durchsetzungskraft und weitgreifendere Maßnahmen gefordert. Denn eines ist klar: Klare gesetzliche Vorgaben alleine schaffen es leider nicht das Müllaufkommen zu minimieren.
Woher kommt der Müll in Österreich und wo landet er?
Im Jahr 2019 lag das Abfallaufkommen in Österreich bei rund 71,3 Millionen Tonnen. Die größten Teile davon ergeben sich aus Aushubmaterialien und Abfälle aus dem Bauwesen. Die Zahlen sind hier im Vergleich zu 2015 gestiegen, um 28 bzw. 15 Prozent. Dieser Anstieg ist einerseits auf große Bauvorhaben (Bau des Brenner-Basistunnels, Errichtung der Koralmbahn), aber auch auf eine verbesserte statistische Erfassung zurückzuführen.
Der Anteil von Haushaltsabfällen und anderen Einrichtungen betrug rund 4,5 Millionen Tonnen und verzeichnete zu 2015 eine Steigerung um 8 Prozent. Das bedeutet, dass wir pro Kopf jährlich etwa 507 Kilogramm Müll produzieren. Etwa 61 Prozent oder 2,8 Mio. Tonnen der Siedlungsabfälle wurden über eine getrennte Sammlung erfasst. Österreich verfügt hier über ein sehr gut funktionierendes Abfallwirtschaftssystem.
Schauen wir uns die Zahlen noch genauer an, sehen wir, dass in Österreich jedes Jahr rund 900.000 Tonnen Plastikmüll anfallen. Laut Schätzungen des Umweltbundesamts könnte diese Zahl schon im Jahr 2021 auf eine Million Tonnen steigen. Dabei werden nur 25 Prozent recycelt, der Rest wird verbrannt. Die Mehrwegquote ist von 80 Prozent im Jahr 1995 auf aktuell nur noch 19 Prozent gefallen. Österreich entwickelt sich zu einem Land der Recycling-Muffel.
Ein zusätzliches, gravierendes Müllproblem ergibt sich auch auf einer ganz anderen Seite: Einer Studie des Umweltbundesamts zufolge, wurden 2018 in Österreich weit mehr als 4.500 Tonnen Abfall in der Natur „entsorgt“. Dieses unter „Littering“ bekannte Problem ist auch für uns als ASFINAG ein alltäglicher Begleiter, denn es muss händisch aufgesammelt werden.
Recycling in der Bauwirtschaft

Der Bausektor hat einen hohen Ressourcenverbrauch und verursacht einen Großteil österreichischen Abfallaufkommens. Umso wichtiger ist es, bereits bei der Planung von Bauvorhaben das Wiederverwerten von Materialien und Rohstoffen mitzudenken. Als ASFINAG legen wir den Fokus unter anderem darauf, bereits verbaute Materialien zu recyceln. Vieles von dem, was abgetragen und ausgehoben wird, wird wiederverwertet. So schreiben unsere Planungsbücher auch den Einsatz ressourcenschonender, langlebiger Technik und Materialien sowie eine hohe Recyclingquote vor. Trotz gewisser Schwankungen erreichen oder übertreffen wir so die seitens der EU geforderte Verwertungsquote unseres Aushubmaterials, Beton- und Asphaltabbruchs. Was wir darüber hinaus noch tun, um im Einklang mit der Natur zu bauen, lesen Sie im folgenden Blogbeitrag.
Unsere Erfahrung zeigt uns, dass mit einer genauen Planung, der Einsatz von Rohstoffen verringert werden kann. Auch die Wahl der Materialien und die Bauweise führen zu einer erhöhten Nutzungsdauer der errichteten Objekte, einer der wichtigsten Hebel für die Ressourcenschonung in diesem Bereich. Details zur Kreislaufwirtschaft im Bau finden sich in diesem Bericht zur Kreislaufbauwirtschaft des Umweltbundesamtes.
Littering - Müll in der Natur
Obwohl Müll aus anderen Quellen bei weitem mehr Masse produziert, ist das Littering – also unachtsam weggeworfener Abfall – umwelttechnisch ein großes Problem. Typische Littering-Produkte sind meist Abfallstoffe kurzlebiger Konsumgüter und Take-Away-Produkte. Global2000 hat folgende Zusammensetzung des Littering-Mülls für Österreich erfasst:
- 35 % Zigaretten
- 24 % Plastik
- 13 % Metall
- 7 % Papier
- 5 % Glas und Keramik
- 16 % Sonstiges
Über die oft unterschätzten Gefahren, die von Zigarettenfiltern ausgehen, haben wir in diesem Beitrag bereits ausführlich berichtet. Mikroplastik stellt ein enormes überregionales, ökologisches Problem dar. Jährlich gelangen rund 40 Tonnen Plastikmüll aus Österreich über die Donau ins Schwarze Meer. Das Ausmaß der negativen Folgen für die Gesundheit von Menschen und Tieren ist heute nur schwer abschätzbar.
Den größten Anteil des anfallenden Littering-Mülls machen mit 23 Prozent Kunststoffverpackungen, vor allem PET-Flaschen, aus. Littering ist aber nicht nur ein ökologisches Problem, es verursacht auch hohe finanzielle Schäden. Heimische Gemeinden kämpfen mit Mehrkosten in Millionenhöhe. Zudem kann sorglos weggeworfener Abfall auch ein Sicherheitsrisiko darstellen, besonders auf Autobahnen und Schnellstraßen. Plastikflaschen, Getränkedosen und Zigaretten können zu gefährlichen Wurfgeschoßen werden oder zu abrupten Ausweichmanövern führen. Gegenstände auf Fahrbahnen, und wenn es nur eine aufgewirbelte Zeitung ist, können Unfälle verursachen.
Littering entlang Autobahnen und Schnellstraßen

Die Müllmengen entlang unseres Streckennetzes sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. 2020 waren es knapp 8.000 Tonnen – allein von 2017 auf 2018 gab es eine Steigerung der Müllmengen um 29 Prozent. Littering-Abfall macht davon etwa ein Viertel aus. Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet das einen immensen Arbeitsaufwand, da der Großteil des Abfalls händisch eingesammelt werden muss. In Summe kostet uns die Müllentsorgung pro Jahr zwischen 10 und 13 Millionen Euro, je nach Müllaufkommen.
Ganz konkret bedeutet das, dass jedes Jahr rund 2.000 Tonnen Abfall von unseren mehr als 1.500 Mitarbeitenden im Streckendienst der Autobahnmeistereien gesammelt wird. Vor allem im Mittelstreifen-Bereich ist das mit großem Risiko verbunden, weil unsere Kolleginnen und Kollegen hier direkt neben der Überholspur arbeiten (Stichwort Arbeitssicherheit). Aber nicht nur die Fahrbahnen, auch saubere Rastplätze gehören zum Service für unsere Kundinnen und Kunden.
Was nach viel Arbeit klingt, bedeutet auch mehr Lkw-Fahrten zur Entsorgung des gesammelten Abfalls. Weniger Müll heißt also weniger CO²-Ausstoß, schützt die Umwelt und ist ein Beitrag für mehr Verkehrssicherheit. Genau darauf wollen wir in unserer diesjährigen Sommerreisekampagne aufmerksam machen.
Auffüllen statt wegwerfen!

1,6 Milliarden PET-Flaschen werden pro Jahr in Österreich verbraucht. Das sind pro Monat mehr als 133 Millionen Flaschen. Wenn wir es schaffen, lediglich ein Prozent dieser Getränke in befüllte Mehrwegflaschen umzuwandeln, sparen wir monatlich 1,3 Millionen PET-Flaschen. Das ist ein Ziel, das wir alle erreichen können – ein Ziel, das wir erreichen sollten!
Allein in den 1,6 Milliarden PET-Flaschen, die in Österreich jährlich verbraucht werden, stecken pro Stück durchschnittlich 80 Milliliter Erdöl – auf die gesamte Menge umgerechnet sind das rund 130 Millionen Liter Erdöl. Mit derselben Menge Erdöl könnten etwa 40.000 Autos für ein Jahr betankt werden. Das ist die Anzahl zugelassener Pkw in der Stadt Villach.
Mit unserer Kampagne „Auffüllen statt Wegwerfen“ wollen wir das Bewusstsein für die Nutzung von wiederbefüllbaren Flaschen für die sommerliche Reise durch Österreichs schaffen. Die Zeit dafür ist reif, denn nach den Corona-Lockerungen setzen viele auf das private Fahrzeug, um ans Urlaubsziel zu gelangen. Dieser Weg führt oft über unser Streckennetz.
Schon gewusst? Wer mit dem Auto auf unseren Autobahnen und Schnellstraßen unterwegs ist, braucht keine Einwegflaschen. Auf allen 54 ASFINAG-Rastplätzen bieten wir Trinkwasserqualität. Daher gibt es 500 Edelstahl-Trinkflaschen bei unserem Online-Quiz zu gewinnen.
Müllpressen auf unseren Rastplätzen – ein erster Versuch

Wer ungern Wasser trinkt, sollte seine Getränkeverpackung jedenfalls recyceln. Daher stellen wir auf drei Rastplätzen sogenannte PET-Containerpressen auf. Es handelt sich dabei um einen ersten Test zur Verbesserung der Mülltrennung auf unseren Rastplätzen. Das gesammelte Plastik wird vor Ort gepresst und der Inhalt um das Drei- bis Fünffache des ursprünglichen Volumens verdichtet. Auf diese Weise können wir ungefähr vier Lkw-Entleerungen einsparen, was die „Müll-Fahrten“ deutlich reduziert. Getestet werden die Müllcontainer-Pressen auf folgenden Rastplätzen an der A 1 Westautobahn: Kesselhof, Viehdorf und Ornding.
Gut zu wissen: Mit der App „recyclemich“ kann man sich mittels NFC-Code auf dem Container Punkte für jede gesammelte PET-Flasche oder Aludose holen. Anstatt die leere Plastik-Getränkeverpackung im Restmüll zu entsorgen, werden diese einfach in die Press-Container geworfen und dabei mit der App dokumentiert. Wer fleißig und korrekt entsorgt und scannt, hat Chancen auf tolle Gewinne.
ES REICHT
Die Menschen,die den Müll machen und alles verunreinigen,die sollen zahlen,wie kommen wir dazu,da meine ich die Asfinag,Strassenmeistereien,eigentlich Alle.die den anderen den Saustall wegräumen muss.Vielen Dank
Lieber Naturmensch, es ist völlig verständlich, dass dieses enorme Müllaufkommen einen verärgert und sprachlos zurücklässt. Wir haben noch viel Aufklärungsarbeit vor uns, das stimmt.
Es zahlen immer die kleinen Leute
Am besten wäre für die Menschen und Tiere.wenn die Wirtschaft überhaupt kein Plastik erzeugt,sowas gehört bestraft.