Müll, Recycling und Abfallwirtschaft in Österreich und der EU

Beginnen wir am Anfang: Die wichtigste Grundlage für die Abfallwirtschaft in Österreich ist das Abfallwirtschaftsgesetz, das festlegt, was überhaupt als Abfall gilt. Ergänzend dazu gibt es in den Bundesländern Landesgesetze, die lokale abfallwirtschaftsrechtliche Aspekte regeln. Darunter fallen zum Beispiel die Müllgebühren und Regelungen für die Organisation der Müllabfuhr. Neben den österreichischen Gesetzen gibt es natürlich auch Rechtsvorschriften der Europäischen Union.

Die wichtigsten Inhalte des Abfallwirtschaftsgesetzes betreffen

  • die Vermeidung
  • die Vorbereitung zur Wiederverwendung
  • das Recycling
  • sonstige Verwertung und Beseitigung von Abfällen
  • die Pflichten von Personen, die in der Abfallwirtschaft tätig sind
  • die Vorgaben für Abfallbehandlungsanlagen

Alles in allem können wir festhalten, dass das Thema Müll in all seinen Facetten stark reguliert und strukturiert ist. Gleichzeitig werden von vielen Teilen der europäischen Bevölkerung mehr Durchsetzungskraft und weitgreifendere Maßnahmen gefordert. Denn eines ist klar: Klare gesetzliche Vorgaben alleine schaffen es leider nicht das Müllaufkommen zu minimieren.

Woher kommt der Müll in Österreich und wo landet er?

Im Jahr 2020 lag das Abfallaufkommen in Österreich bei rund 69,8 Millionen Tonnen. Die größten Teile davon ergeben sich aus Aushubmaterialien und Abfällen aus dem Bauwesen.

Der Anteil der Aushubmaterialien ist jedoch von 2019 auf 2020 etwas rückläufig und reduzierte sich von mehr als 42 Millionen Tonnen auf rund 40,7 Millionen Tonnen. Bei der Verwertung von Abfällen (ohne Aushubmaterialien) werden knapp 67 Prozent recycelt. Bodenaushub und -materialien stellten 2020 mit mehr als 19 Millionen Tonnen den größten Anteil im Bereich der Aushubmaterialien. Generell stieg im Zeitraum von 2018 bis 2021 das durchschnittliche Pro-Kopf-Aufkommen an Siedlungsabfällen in der gesamten EU.

Die Ergebnisse einer vom BMK beauftragten Studie zeigen, dass österreichweit jährlich rund 0,92 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle ("sortenreine" Kunststoffabfälle, wie Kunststofffolien oder Polyolefinabfälle und der Kunststoffanteil kunststoffhaltiger Abfälle, wie zum Beispiel Sperrmüll, Elektronikaltgeräte) anfallen. Rund 77 Prozent der Kunststoffmenge befinden sich in gemischten Abfällen mit unterschiedlich hohen Kunststoffanteilen. Hinsichtlich der Herkunft sind 80 Prozent der gesamten Kunststoffabfälle sogenannte Post-Consumer-Abfälle und nur 20 Prozent entfallen auf Produktionsabfälle. 28 Prozent werden stofflich verwertet, 71 Prozent der Kunststoffabfälle werden einer thermischen Verwertung zugeführt und 1 Prozent wird deponiert (als Kunststoffanteil in einzelnen Abfallarten).

Ein zusätzliches, gravierendes Müllproblem ergibt sich auch auf einer ganz anderen Seite: Einer Studie des Umweltbundesamts zufolge, wurden 2018 in Österreich weit mehr als 4.500 Tonnen Abfall in der Natur „entsorgt“. Dieses unter „Littering“ bekannte Problem ist auch für uns als ASFINAG ein alltäglicher Begleiter, denn es muss händisch aufgesammelt werden.

Recycling in der Bauwirtschaft

Der Bausektor hat einen hohen Ressourcenverbrauch und verursacht einen Großteil österreichischen Abfallaufkommens. Umso wichtiger ist es, bereits bei der Planung von Bauvorhaben das Wiederverwerten von Materialien und Rohstoffen mitzudenken.

Als ASFINAG legen wir den Fokus unter anderem darauf, bereits verbaute Materialien zu recyceln. Vieles von dem, was abgetragen und ausgehoben wird, wird wiederverwertet. So schreiben unsere Planungsbücher auch den Einsatz ressourcenschonender, langlebiger Technik und Materialien sowie eine hohe Recyclingquote vor. Trotz gewisser Schwankungen erreichen oder übertreffen wir so die seitens der EU geforderte Verwertungsquote unseres Aushubmaterials, Beton- und Asphaltabbruchs. Was wir darüber hinaus noch tun, um im Einklang mit der Natur zu bauen, lesen Sie im folgenden Blogbeitrag

Unsere Erfahrung zeigt uns, dass mit einer genauen Planung, der Einsatz von Rohstoffen verringert werden kann. Auch die Wahl der Materialien und die Bauweise führen zu einer erhöhten Nutzungsdauer der errichteten Objekte, einer der wichtigsten Hebel für die Ressourcenschonung in diesem Bereich. Details zur Kreislaufwirtschaft im Bau finden sich in diesem Bericht zur Kreislaufbauwirtschaft des Umweltbundesamtes.

Littering – Müll in der Natur

Obwohl Müll aus anderen Quellen bei weitem mehr Masse produziert, ist das Littering – also unachtsam weggeworfener Abfall – umwelttechnisch ein großes Problem. Typische Littering-Produkte sind meist Abfallstoffe kurzlebiger Konsumgüter und Take-Away-Produkte. Global2000 hat folgende Zusammensetzung des Littering-Mülls für Österreich erfasst

  • 35 % Zigaretten
  • 24 % Plastik
  • 13 % Metall
  • 7 % Papier
  • 5 % Glas und Keramik
  • 16 % Sonstiges

Über die oft unterschätzten Gefahren, die von Zigarettenfiltern ausgehen, haben wir in diesem Beitrag bereits ausführlich berichtet. Mikroplastik stellt ein enormes überregionales, ökologisches Problem dar. Jährlich gelangen rund 40 Tonnen Plastikmüll aus Österreich über die Donau ins Schwarze Meer. Das Ausmaß der negativen Folgen für die Gesundheit von Menschen und Tieren ist heute nur schwer abschätzbar.

Den größten Anteil des anfallenden Littering-Mülls machen mit 23 Prozent Kunststoffverpackungen, vor allem PET-Flaschen, aus. Littering ist aber nicht nur ein ökologisches Problem, es verursacht auch hohe finanzielle Schäden. Heimische Gemeinden kämpfen mit Mehrkosten in Millionenhöhe. Zudem kann sorglos weggeworfener Abfall auch ein Sicherheitsrisiko darstellen, besonders auf Autobahnen und Schnellstraßen. Plastikflaschen, Getränkedosen und Zigaretten können zu gefährlichen Wurfgeschoßen werden oder zu abrupten Ausweichmanövern führen. Gegenstände auf Fahrbahnen, und wenn es nur eine aufgewirbelte Zeitung ist, können Unfälle verursachen.

Littering entlang Autobahnen und Schnellstraßen

Die Müllmengen entlang unseres Streckennetzes sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Allein von 2017 auf 2018 gab es eine Steigerung der Müllmengen um 29 Prozent. 2021 waren es knapp 8.000 Tonnen. Littering-Abfall macht davon etwa ein Viertel aus. Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet das einen immensen Arbeitsaufwand, da der Großteil des Abfalls händisch eingesammelt werden muss. Für die Müllentsorgung entstehen uns jährlich Kosten in Millionenhöhe. 

Ganz konkret bedeutet das, dass jedes Jahr rund 2.000 Tonnen Abfall von unseren mehr als 1.500 Mitarbeitenden im Streckendienst der Autobahnmeistereien gesammelt wird. Vor allem im Mittelstreifen-Bereich ist das mit großem Risiko verbunden, weil unsere Kolleginnen und Kollegen hier direkt neben der Überholspur arbeiten (Stichwort Arbeitssicherheit). Aber nicht nur die Fahrbahnen, auch saubere Rastplätze gehören zum Service für unsere Kundinnen und Kunden.

Was nach viel Arbeit klingt, bedeutet auch mehr Lkw-Fahrten zur Entsorgung des gesammelten Abfalls. Weniger Müll heißt also weniger CO²-Ausstoß, schützt die Umwelt und ist ein Beitrag für mehr Verkehrssicherheit. 

Auffüllen statt wegwerfen!

1,6 Milliarden PET-Flaschen werden pro Jahr in Österreich verbraucht. Das sind pro Monat mehr als 133 Millionen Flaschen. Wenn wir es schaffen, lediglich ein Prozent dieser Getränke in befüllte Mehrwegflaschen umzuwandeln, sparen wir monatlich 1,3 Millionen PET-Flaschen. Das ist ein Ziel, das wir alle erreichen können – ein Ziel, das wir erreichen sollten!

Schon gewusst? Wer mit dem Auto auf unseren Autobahnen und Schnellstraßen unterwegs ist, braucht keine Einwegflaschen. Auf allen 57 ASFINAG-Rastplätzen bieten wir Trinkwasserqualität. 💦

Mit unserer Kampagne „Auffüllen statt Wegwerfen“ haben wir das Bewusstsein für die Nutzung von wiederbefüllbaren Flaschen für die sommerliche Reise durch Österreichs geschaffen. 

Allein in den 1,6 Milliarden PET-Flaschen, die in Österreich jährlich verbraucht werden, stecken pro Stück durchschnittlich 80 Milliliter Erdöl – auf die gesamte Menge umgerechnet sind das rund 130 Millionen Liter Erdöl. Mit derselben Menge Erdöl könnten etwa 40.000 Autos für ein Jahr betankt werden. Das ist die Anzahl zugelassener Pkw in der Stadt Villach.

Alexander Holzedl
Alexander Holzedl

Pressesprecher im Westen

Ist seit 2007 für die ASFINAG im Einsatz und kümmert sich als Pressesprecher um Tirol, Vorarlberg und um die Angelegenheit der Maut. Für Alex im Vordergrund: der tägliche Kontakt mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um stets up-to-date zu bleiben. Es gibt täglich etwas Neues zu erfahren und somit täglich etwas Interessantes zu erzählen.