Wohin kommt dieses Straßenoberflächenwasser? Wohin das Abwasser der Tunnelwäschen? Und wohin versickert das Salz auf der Straße? Angeleitet von diesen Fragen, möchten wir Ihnen diesmal zeigen, was wir im Hinter- und Untergrund mithilfe unserer Gewässerschutzanlagen für unsere Umwelt leisten.

Gewässerschutzanlagen im Kampf gegen Verunreinigungen

Gewässerschutzanlagen sorgen für ein kontrolliertes Abfließen und für eine geringere Belastung der Gewässer, indem sie den Abfluss von Straßenwasser reinigen und regulieren. Sie schützen die umliegenden Gewässer und das Grundwasser. Sie sollen alle ungelösten Stoffe, wie etwa Straßen- und Bremsbelag, Reifenabrieb und Müll zurückhalten. In diesem Blogbeitrag haben wir die Problematik des achtlos weggeworfenen Mülls bereits ausführlich thematisiert.

Unsere Gewässerschutzanlagen filtern aber auch Tropfverluste von Ölen und anderen Betriebsmittel sowie gelöste Stoffe, wie zum Beispiel Schwermetalle. Eine ganz wichtige Rolle spielen diese Anlagen aber auch bei Unfällen mit Schadstoffaustritt, wie Diesel aus aufgerissen Tanks, Austritt von Gefahrgütern nach Unfällen und Löschwasser bei Fahrzeugbränden. Unsere Gewässerschutzanlagen besitzen nämlich eingebaute Trennwände, die bei Bedarf gefährliche Stoffe aufhalten.

Und wie war das mit der Tunnelwäsche? Das Waschwasser der Tunnelwäschen wird in eigene Auffangbecken abgeleitet und danach zur fachgerechten Aufbereitung oder Entsorgung bereitgestellt.

Gut zu wissen: Die Leistungsfähigkeit einer Gewässerschutzanlage wird überwacht. Die Überwachungsergebnisse müssen wir den Behörden zum Nachweis der Funktionsfähigkeit laufend vorlegen.

Was versteht man unter einer Gewässerschutzanlage und wo sieht man sie?

Eine Gewässerschutzanlage - kurz GSA – ist ein hoch komplexes Bauwerk zum Schutz unserer Umwelt. Es ist eine technische Anlage, die mithilfe der Schwerkraft und natürlicher Materialen - Sand, Schotter, Kies, Erde und etwas Humus - das Wasser reinigt, bevor es in Bäche oder in das Grundwasser zurückgeleitet wird. Dabei hat die GSA einen sehr klar definierten Aufbau dieser natürlichen Filterstoffe. In exponierten Lagen kommen zu den natürlichen auch geprüfte, technische Filter zum Einsatz.

Und wo befinden sich diese Anlagen? Unsere Gewässerschutzanlagen befinden sich meist neben der Fahrbahn, oft unter Brücken oder auch auf unseren ASFINAG-Rastplätzen. Sie sind für Kundinnen und Kunden meist nicht als solche erkennbar, da trotz ihre Größe, die Funktion nicht unmittelbar zu erkennen ist.

Gut zu wissen: Nicht alle Streckenabschnitte sind durch Gewässerschutzanlagen geschützt. Es werden aber jährlich mehr, denn einen Neubau ohne Gewässerschutzanlagen gibt es heute nicht mehr.

Wie funktioniert eine Gewässerschutzanlage?

Bei einem Regenereignis wird das Straßenwasser über Einlaufschächte und Entwässerungskanäle zur Anlage geleitet. Dort gelangt das Wasser über ein Einlaufbauwerk zunächst in das Absetzbecken. Dort werden die mit dem Straßenwasser mittransportierten Grobstoffe wie Reifenabrieb, Sand und andere Abfälle in der Beruhigungszone abgesondert. Die schweren Stoffe setzen sich am Boden ab und bleiben dort liegen. Das Absetzbecken selbst besteht meist aus Beton, so lässt es sich besonders leicht vom angesammelten Schlammmaterial reinigen. Das am Boden des Beckens anfallende Material wird regelmäßig und ordnungsgemäß entsorgt.

Über das sogenannte Trennbauwerk geht es zum Hauptteil der Anlage. Wie der Name schon sagt, trennt dieses Bauwerk das Absetzbecken vom Filterbecken. Das Trennbauwerk regelt den Zufluss zum Filter, damit dieser nicht überlastet wird. Hier befindet sich außerdem auch eine „Tauchwand“. Diese hält aufschwimmende Schadstoffe wie Öle und Diesel im Absetzbecken zurück, denn diese Stoffe sollten den Filter nicht erreichen.

Das bereits vom gröbsten Schmutz und aufschwimmenden Stoffen gesäuberte Wasser gelangt dann in das Filterbecken. Im Filterbecken wird das Wasser über sogenannte Verteilerrinnen auf der mit Gras bewachsene Bodenpassage oder über ein mit Flies abgedecktes, technisches Filtermaterial geleitet. Hier werden weitere Stoffe wie Schwermetalle, Plastikpartikel und andere gelöste Stoffe herausgefiltert. Diese verbleiben im Filtermaterial.

Der Aufbau dieses Filters muss nach strengen Vorgaben hergestellt werden. Bei der Errichtung der Anlage ist der Filter die größte Herausforderung. Er ist für die Lebensdauer und Funktionsfähigkeit der gesamten Anlage entscheidend. Das Filtermaterial selbst muss nach einigen Jahren natürlich ausgetauscht werden.

Unterhalb der Filterschicht wird das gereinigte Wasser über Drainagerohre gesammelt. Das Drainagewasser gelangt dann über das sogenannte Auslaufbauwerk in unser Gewässer.

Wussten Sie? Die gesamte Gewässerschutzanlage dient darüber hinaus zur Retention, also dem Zurückhalten, des Straßenwassers und trägt so zum Hochwasserschutz bei.

Salz auf der Straße: Kann das gut gehen?

Das Thema Salz ist in den Wintermonaten ein großes und immer wieder taucht die Frage auf, wie schädlich der Einsatz von Salz als Streumittel für unsere Umwelt tatsächlich ist. Diese kritische Frage ist absolut berechtigt. In diesem Beitrag haben wir bereits ausführlich über den Einsatz von Salz auf unserem Streckennetz berichtet

Um es vorweg zu sagen: Das Salz aus dem Winterdienst ist für unsere Gewässerschutzanlagen besonders herausfordernd. Es kann nur zu einem geringen Teil herausgefiltert werden. in diesem Bereich liegt jedoch derzeit einer unserer Forschungsschwerpunkte, um zumindest für sensible Gebiete in den kommenden Jahren eine Lösung anbieten zu können.

Hintergrundinfos zu unseren Gewässerschutzanlagen

Alle Gewässerschutzanlagen verfügen über eine Bewilligung nach dem Wasserrechtsgesetz (WRG 1959). Die zuständigen Stellen schreiben uns natürlich unterschiedliche und auch sehr strenge Auflagen vor, die bei der Errichtung sowie beim Betrieb einer GSA umgesetzt und eingehalten werden müssen. So muss etwa der Bau einer solchen Anlage durch eine wasserrechtliche Bauaufsicht überwacht werden und es dürfen nur genehmigte Bau- u. Filtermaterialien verwendet werden.

Im Betrieb müssen regelmäßige Laboranalysen vorgenommen werden, aber auch die Durchführung der regelmäßigen Wartung, Reinigung, und Kontrollen der Anlagen sind klar vorgeschrieben. Die Einhaltung der Grenzwerte für die Abwässer aus unseren Anlagen wird zudem regelmäßig von akkreditierten Labors überprüft. Nicht nur bei den Ausleitungen der GSA, auch in machen Fließgewässern werden im Bereich der Einleitstellen Messprogramme durchgeführt. So können wir sicher sein, dass unsere Gewässerschutzanlagen auch wirklich das tun, was sie sollen: umliegende Gewässer zu schützen.

Sie sehen, unsere mehr als 1.000 Gewässerschutzanlagen sind laufend im Volleinsatz, ob Reste von Fahrzeugbetriebsmitteln, Reifenabrieb oder Plastikmüll, auf unseren Autobahnen und Schnellstraßen sammelt sich vieles, das herausgefiltert werden muss. So leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Gewässerschutz in Österreich und nehmen unsere Verantwortung als Autobahnbetreiber wahr.

Gerald Wurm
Gerald Wurm

Gewässer- und Umweltschutz

Gerald Wurm ist seit 2014 bei der ASFINAG und beschäftigt sich im Team der BE-Services hauptsächlich um die Themengebiete Gewässerschutz und Gewässerschutzanlagen. Er unterstützt dabei unsere Autobahnmeistereien, die für den Betrieb der Anlagen verantwortlich sind. Da die Themen Gewässerschutz und Gewässerschutzanlagen bereits in der Planung von Autobahnen und später dann beim Bau wichtig sind, bringt er sich gerne auch in diesen Phasen ein und vermittelt die Anforderungen des Betriebes von Gewässerschutzanlagen.