Sondertransporte auf der Straße: Von Kontrollen zu blockierten Auffahrten
Zwei Schwertransporter mit Windrädern stecken in der Anschlussstelle Hermann-Gebauer-Straße der S 2 Wiener Nordrandstraße fest. Diese Info hat am 12. September 2019 für viele Schlagzeilen gesorgt. Für zwei 69 Meter lange und vier Meter breite Schwergewichte ging an diesem Tag nichts mehr. Rund 10.000 Sondertransporte fahren jährlich über unsere Autobahnen und Schnellstraßen, die meisten davon absolut unproblematisch. Die meisten. Für alle anderen gibt es Kontrollen und Sondereinsätze.Wenn ein Sondertransport steckenbleibt…
Bei dem Bild daneben könnte man sich die Frage stellen, ob wir denn keine Sondertransporte kontrollieren? Wie kann so ein Schwergewicht steckenbleiben?
Doch, natürlich kontrollieren wir die SOTRAs (Sondertransporte) auf unserem Streckennetz. Für Details wie Achsenzahl, Lenk- und Drehpunkte oder ob eine Schräg- oder Bogenfahrt möglich ist, ist aber der Transporteur selbst verantwortlich.
Für die zwei hängengebliebenen SOTRAs war ursprünglich eine andere Route geplant gewesen. Diese musste aber aufgrund einer Baustelle geändert werden. Die Ersatzroute erwies sich als ungeeignet, denn die Transporter konnten die Kurve der Auffahrt nicht passieren. Damit die Transporter dennoch weiterfahren konnten, mussten Teile der Straßenbeleuchtung und der Leitplanken entfernt werden.
Wie Schwergewichte auf die Autobahn kommen
Ab einer Breite von 2,55 Metern, einer Höhe von 4 Metern und einem Gewicht von 40 Tonnen gilt ein Transport als SOTRA. Um einen solchen durchzuführen, muss der Transporteur oder der Transportbegleiter bei der zuständigen Kraftfahrbehörde - das sind in Österreich die Länder - um eine Ausnahmegenehmigung, einen Bescheid, ansuchen. In diesem Antrag sind auch alle Details zum Fahrzeug bekanntzugeben. Unsere Aufgabe als Straßenbetreiber ist es, eine Stellungnahme im Rahmen des behördlichen Ermittlungsverfahrens abzugeben.
Der gestellte Antrag wird zuerst im Verkehrsmanagement geprüft. Hier sind einige Auflagen zu beachten, zum Beispiel die erlaubte Fahrtzeit (Nachtfahrt, Sperrzeiten) oder auch der geplante Durchführungszeitraum (Ferienreisezeitverordnung, Veranstaltungen). Danach kommt der Antrag zu unserem Asset-Management bzw. dem baulichen Erhaltungsmanagement. Hier wird nicht nur die Statik – zum Beispiel bei Brücken – geprüft, sondern auch Durchfahrtshöhen bei Tunnel oder Überkopfwegweisern, Baustellenauflagen und Einschränkungen von längerer Dauer. Gibt es unsererseits grünes Licht, kann der Bescheid von der Behörde ausgestellt werden und sich der Sondertransport auf den Weg machen.
Jährlich werden zwischen 120 und 150 SOTRAS aufgehalten und verwogen. Alleine 2018 wurden so rund 70 Sondertransporte mit Gewichtsüberschreitungen von uns entdeckt und von der Polizei gestraft. 🚔
Schwergewichtskontrolle auf der Strecke
Außerordentliche Ereignisse wie der oben beschrieben Vorfall auf der S 2 lassen sich nie ganz ausschließen. Meist verlaufen SOTRAs aber unproblematisch. Dennoch werden Sondertransporte auf unserem Streckennetz stichprobenartig kontrolliert. Es geht hierbei in erster Linie um die Verkehrssicherheit. Sondertransporte können bei zu viel Gewicht, Brücken und andere Bauwerke auf der Autobahn beschädigen. Darüber hinaus können behördlich nicht genehmigte Fahrten andere Verkehrsteilnehmende gefährden – und genau das wollen wir verhindern.
Um Ihnen die Kontrolle direkt an der Strecke etwas näher zu bringen und einen Einblick in die Aufgabengebiete unseres Service- und Kontrolldienstes (SKD) zu geben, möchte ich Ihnen an dieser Stelle einen typischen Einsatz schildern.
So läuft eine Schwergewichtskontrolle ab
Dienstbeginn 18 Uhr: Mein Kollege Christopher Franke und ich (beide Teil des Teams SKD Ost) bekommen von der ASFINAG Verkehrs-Management-Zentrale die Meldung, dass gerade ein Sondertransport auf unserer Einsatzstrecke unterwegs ist. Daraufhin setzt sich Christopher mit der Polizei in Verbindung, die in diesem Fall immer dabei sein muss und gibt die Information über den Sondertransport weiter. Anschließend machen wir uns mit einer Radlastwaage – einer sogenannten Plattenwaage - auf den Weg zum nahen Verkehrskontrollplatz Haag, um die Polizei zu unterstützen.
Unterwegs setzen wir uns telefonisch mit dem Begleitfahrzeug, welches ab einer gewissen Größe des SOTRAs verpflichtend zur Absicherung dabei sein muss, in Verbindung. Wir wollen sichergehen, dass sie planmäßig am Verkehrskontrollplatz eintreffen.
Auf Kontrollplätzen ist meist eine Brückenwaage für normale Verkehrskontrollen vorhanden. Da die meisten Sondertransporte allerdings zu lang und auch zu schwer für diese Art von Waage sind, führen wir stets eine entsprechende Waage zur Verwiegung der einzelnen Achsen mit und bauen diese vor Ort auf.
Die Polizei führt eine umfassende Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten sowie der Dokumente durch. Selbstverständlich wird auch der Lkw genau inspiziert. Anschließend informieren wir den Fahrer über den genauen Ablauf der Verwiegung. Jetzt kann die Verwiegung des Sondertransportes beginnen.
Dabei wird das Gewicht jeder Achse Schritt für Schritt gemessen und in eine eigene Software am Laptop überspielt. Anschließend wird ein Protokoll, welches das Gewicht der einzelnen Achsen und das Gesamtgewicht des Sondertransportes dokumentiert, ausgedruckt. Dieses sogenannte Verwiege-Protokoll wird der Polizei übergeben und eine Kopie davon der Lenkerin bzw. dem Lenker des SOTRAS ausgehändigt. Sollte es zur Überladung gekommen sein, wird das von der Polizei geahndet.
Falls keine weitere Kontrolle seitens der Polizei benötigt wird, ist unser Einsatz damit beendet und der SOTRA kann seinen Weg fortsetzen.
Kennen Sie schon unsere Weigh-in-Motion-Anlagen? Hier sind Wiege-Sensoren in die rechte Fahrspur eingebaut, die das Gesamt- und Achsengewicht messen. Die Neuerung: Die Ermittlung des Gewichts erfolgt im Fließverkehr und nicht wie bisher auf Wiegeteppichen.