Wiese, Wald und Sträucher – ein Großprojekt der ASFINAG

Wussten Sie, dass entlang der österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen 185 unterschiedliche Baumarten wachsen? Wussten Sie darüber hinaus, dass die ASFINAG mit rund 50 Quadratkilometer an Gehölzbeständen - das sind mehr als 7.000 Fußballfelder – zu den Großwaldbesitzern in Österreich gehört? Für den Erhalt dieser Flächen sind wir als Eigentümer verantwortlich – für die Pflege genauso wie für die Sicherheit.

Das Thema Grünflächen war für einige Monate hindurch sogar ein besonders großes bei uns. Bis August 2018 haben wir im Rahmen des Projekts „Baumkontrolle Ersterfassung, Baumkatastererstellung“ über 22.000 Einzelbäume sowie mehr als 5.200 Hektar mit Sträuchern und Wiesen erfasst und hinsichtlich ihrer Verkehrssicherheit analysiert. Strauchflächen, Baumgruppen, Wald – alles wurde genau unter die Lupe genommen. Zu jedem Einzelbaum und Bestand sammelten wir Daten wie Baumart, Höhe, Alter und vieles mehr. Insgesamt kamen 1,24 Millionen Datensätze zustande. Aber wofür eigentlich?

Die Antwort lautet – Verkehrssicherheit!

Grünflächen entlang unserer Autobahnen und Schnellstraßen erfüllen nicht nur ökologische Aufgaben und dienen auf unseren Rastplätzen als Schattenspender, sie müssen auch sicher sein.

Zur Person

Der Premstättner Rupert Gartler (31) ist ausgebildeter Förster mit Staatsprüfung und seit November 2016 bei der ASFINAG. Der Großteil der Freizeit wird gemeinsam mit seiner Frau Stefanie und seinem kleinen Münsterländer "Jack" verbracht. Darüber hinaus gehören Konzertbesuche, sportliche Aktivitäten (Laufen, Volleyball, Skifahren) sowie Lesen zu den Hobbys des Steirers.

Nur gesunde Bäume sind sichere Bäume

Für das umfangreiche Projekt "Baumkontrolle Ersterfassung" hat sich Rupert Gartler zusätzlich professionelle Hilfe geholt, denn alleine wäre es nicht zu bewältigen gewesen. Gemeinsam mit den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) war Gartler mehrere Monate lang, mit Tablets ausgestattet, in ganz Österreich unterwegs. Hitze, Trockenheit, Stürme, klimabedingte Umweltereignisse und die unmittelbare Nähe zu Autobahnen und Schnellstraßen setzen unserem Baumbestand zu.

In einem Baumkataster wird die Entwicklung der Bäume zeitlich dokumentiert. Zeigt ein Baum nach mehreren Kontrollen tatsächlich Anzeichen von Bruchgefahr auf, setzen wir notwendige Schritte. Wir

  • entfernen abgestorbener Äste
  • kürzen Baumkronen ein
  • bringen Baumkronensicherungen an
  • und, wenn es unbedingt sein muss, fällen wir kranke und instabile Bäume

Pflanzt die ASFINAG auch Bäume nach? Ja. Falls eine natürliche Verjüngung des Bestandes nicht möglich ist, pflanzen wir mit trockenheitsresistenten und standorttypischen Arten nach. Insbesondere die Pflanzung von niederwüchsigen Sträuchern im Nahbereich der Fahrbahn steht heuer auf dem Programm.

Und warum sind Grünflächen neben Autobahnen und Schnellstraßen überhaupt notwendig?

Entlang unserer Autobahnen, Schnellstraßen und auf Rastmöglichkeiten erfüllen Bäume und Sträucher unterschiedliche Aufgaben. Sie sind

  • Schattenspender (auf Rastplätzen)
  • Sauerstofflieferanten
  • Lebensraum für Tiere
  • Sichtschutz
  • Seitenwindschutz
  • Erosionsschutz für die Böden

Nicht zuletzt dienen sie dem ökologischen Ausgleich beim Bau neuer Straßen und verbauter Flächen und dem Erhalt der heimischen Fauna und Flora.

Wir wollen unsere Waldbestände verkehrssicher und zukunftsfit machen.
Rupert Gartler

Kinder, Perchten, Autobahnen – Holz und Wald als Leidenschaft

Abseits des erwähnten Großprojektes, der Erfassung des gesamten ASFINAG Baumbestandes, ist Rupert Gartler auch unser Experte und erster Ansprechpartner für unsere Autobahnmeister und unsere Autobahnmeisterin, wenn es um Gehölzpflege geht. Da heißt es auch Konflikte auszuhalten und mit Fachwissen bei Gemeinden und Anrainenden Verständnis zu erzeugen. „Es geht uns ja darum, unsere Baumbestände zukunftsfit und verkehrssicher zu machen.“ Und jetzt, wo das Großprojekt abgeschlossen ist, gibt es immer noch viel zu tun. Neben den tausenden Einzelbäumen, die es zu pflegen gilt, steht jedes Jahr eine Folgekontrolle an – gesetzlich verpflichtend übrigens.

Seinen Arbeitsalltag beschreibt Gartler mit „viel Arbeit, wenig Tag“ und lacht dabei beherzt. Wir glauben es gerne, denn er

  • übermittelt notwendige Informationen an unsere Streckenverantwortlichen
  • unterstützt Kolleg:innen aller Abteilungen bei Themen rund um Grünflächen (Hier ist von der fachgerechten Waldpflege und Ausgestaltung der Grünflächen, über die Holzernte bis hin zu Behördenverfahren alles dabei.)
  • kümmert sich um Forschungs- und Entwicklungsprojekte
  • bildet Mitarbeiter:innen weiter
  • erstellt Ausschreibungen
  • steht für Fragen von Kund:innen und Anrainer:innen zur Verfügung

Zwischen Büroarbeit und Dienstgängen in ganz Österreich, wie der Besichtigung von Waldflächen, hat Rupert Gartler noch andere Leidenschaften und Herzensprojekte. Holz und Wald haben es ihm auch privat angetan. „Ich bin gerne und viel in der Natur unterwegs. Es ist faszinierend zu beobachten, wie in der Natur alles in gegenseitiger Wechselwirkung steht. Insbesondere der nachwachsende Rohstoff Holz hat es mir angetan.“  

Daraus entstand auch die Begeisterung mit Holz zu arbeiten. „Von Geh- und Wanderstöcken über Holzschmuck bis hin zu Perchtenmasken ist alles dabei. Seit einem Jahr übe ich mich künstlerisch auch darin, Bilder und Schriftzüge mit dem Lötkolben auf Holz einzubrennen.“

Auch pädagogische Arbeit hat bei Gartler einen hohen Stellenwert. „Kindern die Natur und das Ökosystem Wald näher zu bringen, ist extrem wichtig. Die Erziehung und auch der Schulunterricht sind heutzutage oft sehr naturfremd. Viele Kinder kennen nicht einmal den Unterschied zwischen Laub- und Nadelbaum.“

Im Zuge von waldpädagogischen Führungen (z.B. in der Grazer Waldschule am Hilmteich) werden den Kindern einen halben Tag lang die Grundzüge der Natur beigebracht. „Ich finde es bedenklich, wenn Kinder in der Klasse am Tisch sitzen und sich Bilder von Eichenblättern ansehen, anstatt mit Ihnen in die Natur hinaus zu gehen. Bei der Waldpädagogik wird klarerweise alles spielerisch und mit allen Sinnen erlernt, so merken es sich die Kinder besser“. Ganz nach dem Motto: „Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“

Landschaftspflege mit Bedacht

Die größte Herausforderung bei der Pflege der Gehölzbestände sind zweifelsohne die vielseitigen Anforderungen, die an diese gestellt werden. Vorrangig für den Betrieb der Autobahn ist insbesondere der Punkt „Aufrechterhaltung der Streckenverfügbarkeit“. Darunter versteht man das Freihalten der Fahrbahn, trotz starker Sturmereignisse, die in den letzten Jahren vermehrt zunehmen. Dementsprechend müssen Baumbestände so gepflegt werden, dass Windwürfe bestmöglich vermieden werden. Sind Baumbestände zu dicht gewachsen, zu alt oder zu instabil, um noch gepflegt werden zu können, müssen Randbereiche auf Stock gesetzt werden. Diese werden in anschließenden Projekten mit niederwüchsigen Sträuchern neu bepflanzt – ganz im Sinne einer fachgerechten Waldrandgestaltung.

 „Grüne“ Zahlen zur ASFINAG

  • ca. 5.000 ha mit Gehölzen bewachsene Flächen entlang Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen
  • 22.000 Einzelbäume (insb. an Park- und Rastplätzen)
  • über 1 Million digitale Datensätze im Baumkataster
  • 185 unterschiedliche Baum- und Straucharten
  • über 2.000 ha ökologische Ausgleichsflächen
  • rund 3.300 ha Mähflächen

Gleichzeitig möchten wir bei derartigen Eingriffen die anderen Waldfunktionen erhalten und auch auf die Wünsche der Anrainerinnen und Anrainer Rücksicht nehmen. Die Anforderungen sind hier jedoch oftmals sehr kontrovers. „Ich bekomme regelmäßig anfragen, Bäume als Sichtschutz zu erhalten oder diese aufgrund von Schattenwurf oder verdeckter Aussicht zu entfernen. Es ist nicht immer einfach, hier allen Wünschen nachzukommen. Aber wir tun unser Bestes!“.

Michaela Gold
Michaela Gold

Online Marketing und Social Media

Seit 2015 ist Michaela Gold in der ASFINAG als Teamleiterin für Online & Social Media tätig. Ihr ist vor allem der direkte Austausch mit den Kund:innen sehr wichtig um ihnen einen Blick hinter die Kulissen des Unternehmens zu gewähren. Als Ausgleich zu der abwechslungsreichen Tätigkeit verbringt sie ihre Freizeit am liebsten in der Natur, beim Yoga oder auf dem Motorrad.