Brücken am Netz

5.765 Brücken befinden sich auf dem gesamten ASFINAG-Streckennetz und diese müssen regelmäßig geprüft beziehungsweise kontrolliert werden. Für die Bauwerksinspektoren ist es, wie sie sagen, Routinearbeit. Sie schwingen sich von dem 44 Tonnen schweren Brückeninspektionsgerät – dem sogenannten BIG – fast täglich hinunter zu den Tragwerken, um deren baulichen Zustand zu checken. Gearbeitet wird großteils im Sommer, also zwischen April und Oktober, es sei denn, es ist „Gefahr in Verzug“. „Dann kannst net sagn, ich fahr nicht, sondern musst auch im Winter, wenn’s kalt ist, in den Korb“, weiß Werner Kaswurm von unserer Erhaltung aus Erfahrung.

Erleichtert im Korb angekommen

Im Stahlkorb unter den Brücken zu arbeiten, das ist für unsere Bauingenieure Alltag. Während sie „locker-flockig“ das Stahlgitter hinunterklettern, wird mir als Laie schon etwas mulmig. „Rauf auf die Leiter, rechts umi und dann runter in den Korb. Nur Mut: Du schaffst das schon – langsam Schritt für Schritt – ich sichere dich“, spricht mir Kollege Andreas Pirker Mut zu. Mit zitternden Beinen hantle ich mich vorsichtig Stiege für Stiege hinab in den Korb. Dann heißt es erst mal: Bitte eine Verschnaufpause.

Währenddessen beginnen die Ziviltechniker bereits mit der Tragwerksprüfung. Denn im Sechsjahres-Zyklus werden die Brücken von externen Bauwerksinspektoren auf „Herz und Nieren“ inspiziert. Pfeiler und Tragwerke werden mit dem Hammer abgeklopft und teilweise angebohrt, um das Innenleben des Stahlbetons zu prüfen. Denn: Oftmals ist eine zu geringe Betondeckung das Problem. Diese ist wichtig, um die Bewehrung im Inneren der Brücke zu schützen. Ist zu wenig Beton vorhanden, kann vor allem im Winter salzhaltiges Wasser eindringen und den Betonstahl angreifen, was letztlich zu Rostschäden, oder fachsprachlich ausgedrückt zu „Altersflecken“, führt. Am Ende einer derartigen Prüfung steht ein ausführlicher Bericht inklusive Fotodokumentation. „Die Herausforderung für den Bauwerksprüfer ist es, eine Aussage über die Sanierungsmaßnahme, den Zeitpunkt der Sanierung und die zu erwartenden Kosten abzugeben“, weiß Michael Zehner von unserem Erhaltungsmanagement. Übrigens: Für die Autofahrer:innen bleiben all diese Prüfungen weitgehend verborgen. Nur der gesperrte rechte Fahrstreifen und das Riesen-BIG weisen auf die Arbeit der Techniker:innen hin, die dafür sorgen, dass die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmenden gewährleistet ist.

Vier-Augen-Prinzip: Oberstes Gebot

Arbeiten unterhalb von Brücken wie überhaupt alle Erhaltungsmaßnahmen am Autobahnnetz erfordern höchste Präzision im Sinne der Verkehrssicherheit wie auch zum Wohle unserer Mitarbeitenden. Rechtzeitige Absicherung von Baustellen gehört hier ebenso dazu wie das sogenannte „Vier-Augen-Prinzip“. Soll heißen: Weder unser „Mann im Korb“ unter der Brücke noch der Fahrer im BIG dürfen einseitig Befehle ausüben.

Ein Beispiel: Soll der Arbeitskorb unter der Brücke geschwenkt, gehoben oder gedreht werden, muss ein entsprechender Freigabebefehl per Funk an den Kollegen ins BIG gesendet werden. Und umgekehrt: Will der BIG-Fahrer einige Meter weiter fahren, so sendet er diese Meldung zur Freigabe an seinen Kollegen im Arbeitskorb unter der Brücke. So ist geregelt, dass die Bauwerkskontrollen zur Sicherheit aller Beteiligten erfolgen.

Ready to Fly – Drohnenunterstützung bei schwierigen Bauwerken

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Als zusätzliches Hilfsmittel für unsere Brückentragwerkskontrollen setzen wir verstärkt Drohnen ein. Im Wesentlichen sind dadurch genauere ingenieurmäßige Beurteilungen möglich. Aber: „Drohnen können in schwer zugänglichen Bereichen ein gutes Hilfsmittel darstellen, um schnell Aufschlüsse zu bekommen. Jedoch die bautechnische Beurteilung von Brücken benötigt Fachwissen. Das heißt, die Brückenprüfung selbst kann die Drohne nicht übernehmen, da muss der Ingenieur her“, betont Christian Honeger von unserem Asset Management.

Anita Oberholzer
Anita Oberholzer

Marketing und Kommunikation

Anita Oberholzer (seit 2021 in Pension). Anita war jahrzehntelang als Pressesprecherin danach als Onlineredakteurin im Unternehmen tätig. Ihre Hobbys: „Sport und kochen für Freunde – das ist Balsam für die Seele“.