Die einen legen tausende Kilometer im Jahr zurück, um uns mit allem zu versorgen, was wir für unseren täglichen Bedarf brauchen. Die anderen versorgen die Baustellen mit Material und bewegen ihre tonnenschweren Gefährte in engen Absperrungen. Nicht immer erhalten Lkw-Fahrende die Wertschätzung, die sie verdienen. Nicht immer, verhalten sich Berufskraftfahrende vorbildlich. Dazwischen gibt es eine bunte Palette an Fakten, Vorurteilen, Kuriositäten und Vorschriften. Mit diesem Beitrag wollen wir ein umfangreicheres Bild darstellen und zeigen, wie wir diese Menschen bei ihrer Arbeit unterstützen. 

Die Mobilität im Herzen Europas nimmt zu

Europa ist zu einem großen Dorf geworden, zumindest was die Mobilität betrifft. Österreich spielt hier eine zentrale Rolle, da es im Herzen Europas liegt. Ob von Osten nach Westen oder von Süden nach Norden, viele Verkehrswege führen über unser Streckennetz. Das bestätigen auch die laufend steigenden Zahlen vom Lkw (aber auch Pkw) entlang unseres Streckennetzes. 

Viel Verkehr bedeutet auch mehr Instandhaltungsarbeiten und kritische Umweltbilanzen. Herausforderungen, denen wir uns als gesamte Gesellschaft stellen müssen. Diese Verantwortung dürfen wir alle gemeinsam tragen. Auch wenn einige es oft ausblenden: Unser Konsumverhalten trägt einen entscheidenden Beitrag dazu bei, wie sich die Mobilität auf der Straße weiterentwickelt.

Wer regelmäßig exotische Lebensmittel genießt und auch zu Weihnachten nicht auf Erdbeeren verzichten will, der muss sich seines verkehrstechnisch-ökologischen Fußabdrucks bewusst sein. So viel sei nur am Rande erwähnt, wenn es wieder heißt, dass Lkw-Fahrende alleinig an einer schlechten Öko-Bilanz schuld wären.

Lkw-Beteiligung bei Unfällen

Klima ist das eine, Verkehrssicherheit das zweite wichtige Thema für uns. Wie sieht es da mit der Statistik aus?

Die Beteiligung von Lkw am gesamten Unfallgeschehen auf unserem Streckennetz steigt leider stetig und liegt bei den großen Lkw (über 3,5 Tonnen) derzeit bei ca. 18 Prozent. Hinzu kommt noch eine nicht zu vernachlässigende Anzahl von Unfällen der kleinen, Pkw-artigen Lkw mit zusätzlichen 12 Prozent.

ℹ Wussten Sie? Die meisten Unfälle mit Lkw-Beteiligung passieren in den Morgenstunden zwischen 7 und 8 Uhr.

Die Hauptunfallursachen sind, wie bei den Pkw auch, mangelnder Sicherheitsabstand, Unachtsamkeit und eine nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit. Auch Alkoholunfälle sind immer noch vorhanden, obwohl die Promillegrenze bei Lkw-Fahrenden bei 0,1 liegt. Und mit der Anschnallpflicht nehmen es die Trucker nicht ganz so genau. Die Anschnallquote liegt hier lediglich bei 80 Prozent und damit weit hinter der Gurtquote der Pkw-Fahrenden und ihrer Mitfahrerinnen und Mitfahrern.

Die Schuldfrage bei Unfällen lässt sich aus den Unfallzahlen nicht herauslesen. Diese klärt im Einzelfall immer noch ein Gericht. Fakt ist aber, dass alleine durch die höhere Masse der Lkw, deren Unfälle schwerere Auswirkungen haben.

Ein Lkw hat von den physikalischen Gegebenheiten her, im Vergleich zum Pkw, immer die Nase vorne. Daher ist die Verantwortung von Lkw-Fahrenden eindeutig höher. Sie müssen eine umfangreichere Führerscheinprüfung ablegen, in regelmäßigen Abständen Untersuchungen und Schulungen absolvieren und ständig einen Fahrtenschreiber mitführen.

Und wie sieht es mit der weiblichen Front der Berufskraftfahrenden aus? Frauen scheinen als Lenkerinnen großer Lkw immer noch eine Minderheit zu sein. Zumindest finden sich in der Unfallstatistik 2019 nur zwei weibliche verletzte Brummi-Fahrerinnen. Zum Anteil der Lenkerinnen an der Gesamtsumme der Lkw-Fahrenden haben wir leider keine Zahlen und können daher in Bezug auf Risikobereitschaft oder gar Können keine Aussage treffen.

Technische Unterwegskontrollen für mehr Verkehrssicherheit

Solange Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrer auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen unterwegs sind, ist es unsere Aufgabe, eine sichere und angenehme Fahrt zu ermöglichen. Dafür tun wir viel, aber nicht alle unsere Maßnahmen stoßen auf Zuspruch und Akzeptanz. So etwa die Technische Unterwegskontrolle (TUK)

Seit 1. Juli 2015 führen wir gemeinsam mit der Polizei beim Schwerverkehr technische Kontrollen durch. Dabei kontrollieren unsere Kolleginnen und Kollegen mit mobilen Prüfzügen den technischen Zustand der Lkw, die auf unserem Streckennetz unterwegs sind. Dabei legen wir unser Hauptaugenmerk unter anderem auf Bremsen, Reifen, Räder, Fahrwerk und Fahrgestell und kontrollieren, ob diese in einem für die Verkehrssicherheit zuträglichen Zustand sind.

An mehr als 2.000 Prüftagen haben wir bisher etwa 16.860 Gutachten erstellt. Das Positive: Die meisten Lkw, die auf Österreichs Straßen unterwegs sind, zeigen einen einwandfreien Zustand auf – und werden unsererseits auch keiner technischen Kontrolle unterzogen. Nur ein Bruchteil der Lkw auf unserem Netz musste bisher von der Polizei sofort aus dem Verkehr gezogen werden. Ja, schwarze Schafe gibt es, aber die Mehrzahl der Berufskraftfahrenden lenken technisch einwandfreie Fahrzeuge.

Das Um und Auf um viele Jahre erfolgreich als Transportunternehmer tätig zu sein, ist Verantwortung und Qualität. Das gilt bei uns für die Erledigung der Aufträge genauso, wie für unsere Lkw, die im Einsatz sind. Ich verkaufe als Geschäftsmann meinen Namen, da muss das Gesamtpaket stimmen. Ich wünsche mir, dass verantwortungsvolles Handeln im Verkehr und der Umgang und die Wartung der Lkw durch die Transportunternehmer stärker zunehmen. Weil leider bleiben die negativen Erlebnisse nach schweren Unfällen oder Medienberichten über Schrott-Lkw in Erinnerung. Das schadet enorm und bringt eine ganze Branche in Verruf.
Peter Holubiczka Inhaber Holubiczka Transport GmbH

Erholt und sicher ankommen

Immer wieder erreicht uns die Kritik, dass wir als ASFINAG nicht ausreichend Rastmöglichkeiten für Lkw-Fahrende zur Verfügung stellen. Wir kennen die Herausforderungen von Berufskraftfahrenden und nehmen ihre Anliegen absolut ernstAlle fünf Jahre erheben wir die Auslastung unserer Stellplätze in ganz Österreich durch Zählungen. Auf Basis dieser Daten planen wir schließlich den Stellplatzausbau.

Eines ist allerdings klar: Die Zukunft liegt weniger in der zusätzlichen Flächenversiegelung, sondern in der intensiveren Nutzung unserer Bestandsflächen. Dazu prüfen wir zum Beispiel die Möglichkeit des in Deutschland schon umgesetzten Kolonnenparkens auch auf unseren Rastanlagen.

Obwohl wir beim Bau unseren Fokus auf die Errichtung von Lkw-Stellplätzen richten - zur Einhaltung der gesetzlichen Ruhezeiten und zu Erhöhung der Verkehrssicherheit - sind unsere Rastanlagen üblicherweise Kombinationsanlagen für Lkw und Pkw. Im Jahr 2019 haben wir zum Beispiel einen neuen Lkw-Schwerpunktrastplatz an der A 25 Welser Autobahn bei Pucking erstellt. Auf der Strecke Linz – Suben zeigte sich ein überdurchschnittlich hoher Schwerverkehrsanteil, dem wir mit 56 Lkw-Stellplätzen und 9 Pkw-Stellplätzen begegneten.

 

Weitere große Rastanlagen finden sich hier:

S 1 Wiener Außenring Schnellstraße (Niederösterreich)Raststation Deutsch-Wagram 200 Lkw-Stellplätze
S 1 Wiener Außenring Schnellstraße (Niederösterreich)Raststation Schwechat 279 Lkw-Stellplätze
A 1 West Autobahn (Niederösterreich)Raststation St. Pölten 216 Lkw-Stellplätze
A 2 Süd Autobahn (Niederösterreich)Raststation Guntramsdorf 137 Lkw-Stellplätze
A 2 Süd Autobahn (Steiermark)Raststation Kaiserwald 200 Lkw-Stellplätze
A 4 Ost Autobahn (Burgenland)Grenzübergang Nickelsdorf Ost 174 Lkw-Stellplätze; Grenzübergang Nickelsdorf Süd 110 Lkw-Stellplätze
A 6 Nordost Autobahn (Burgenland)Rastplatz Potzneusiedl 115 Lkw-Stellplätze
A 1 West Autobahn (Oberösterreich)Raststation Ansfelden Nord und Ansfelden Süd gesamt 200 Lkw-Stellplätze
A 2 Süd Autobahn (Kärnten)Zollamt Arnoldstein 430 Lkw-Stellplätze
A 13 Brenner Autobahn (Tirol)Rastplatz Nößlach 90 Lkw-Stellplätze
A 1 West Autobahn (Salzburg)Raststation Walserberg Süd 84 Lkw-Stellplätze + in Planung 52 Lkw-Stellplätze

 

Im Jahr 2011 gab es entlang unseres Streckennetzes 5.500 Lkw-Stellplätze, 2015 waren es bereits 6.700. Im Jahr 2020 haben wir 370 neue Lkw-Stellplätze zur Verfügung gestellt und liegen derzeit insgesamt bei 8.230 Lkw-Stellplätzen österreichweit. Von 2011 bis 2021 ist das ein Zuwachs von rund 50 Prozent!

Damit bestehende Rastplätze auch bestmöglich genutzt werden können, haben wir in den beiden vergangenen Jahren unsere Stellplatzinformationsanzeigen modernisiert. An den großen LED-Anzeigen werden jetzt die nächsten Rastanlagen und deren Status (frei/besetzt) angezeigt. Um hier künftig noch genauere Angaben über verfügbare Stellplätze geben zu können, haben wir derzeit eine Studie zur Gegenüberstellung diverser automatisierter Erfassungssysteme in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dieser Studie werden – so hoffen wir – einen weiteren Meilenstein für das Service an den Lkw-Lenkenden darstellen. 

ℹ Wussten Sie? Informationen über freie Stellplätze finden Sie auch in unserer kostenlosen ASFINAG App

Weitere Service für Lkw-Fahrende in Österreich

Oft sind es auch viele kleinen Dinge, die die Arbeit für Berufskraftfahrende leichter und sicherer machen. Folgende Angebote möchten wir an dieser Stelle herausgreifen:

Abkehrbühnen

Auf der A 12 Inntal Autobahn, A 10 Tauern Autobahn sowie A 9 Pyhrn Autobahn finden sich sogenannte Abkehrbühnen für Lkw - also überall dort, wo sich Alpenquerungen mit potenziell hoher Schneelast und langen Tunnel, in denen sich die Eis- und Schneeplatten von den Lkw lösen und herunterrutschen können. Die gesetzliche Verantwortung für das Befreien von Schnee und Eis liegt im Grunde bei den Frächtern, die ihren Fahrerinnen und Fahrern das sichere Säubern der Lkw-Dächer ermöglichen sollten, etwa durch das Bereitstellen von Leiter, Besen, Schaufel etc. Die Abkehrbühnen sind jedoch ein Service, das wir gerne anbieten, um die Sicherheit aller Verkehrsbeteiligten zu erhöhen.

Spiegeleinstellplätze

Richtig eingestellte Innen- und Außenspiegel helfen Lenkerinnen und Lenkern von Lkw dabei, vom Fahrersitz alles im Blick zu behalten. Um den „toten Winkel“ zu vermeiden, haben wir auf zwei Rastplätzen (Rastplatz Ording an der A 1 West Autobahn und Rastplatz Steinfeld an der A 2 Süd Autobahn) Spiegeleinstellplätze errichtet. Diese sollen nun im Bereich von Verkehrskontrollplätzen vermehrt zum Einsatz kommen.

Die Installation von Spiegeleinstellschablonen für Lkw ist Teil des aktuellen Regierungsprogramms und hat den Zweck, die Problematik des toten Winkels beim Rechtsabbiegen zu verbessern. Die Schablonen sollen den Lkw-Lenkenden helfen, ihre Spiegel am Fahrzeug optimal und korrekt einzustellen. Gemeinsam mit der Polizei, dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) und der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) wurden am Verkehrskontrollplatz Ilz an zwei Tagen über 100 Fahrzeuge überprüft, aufgeklärt, beraten und die Ergebnisse und Erfahrungen dokumentiert.

E-Kühlen

Um eine bessere Ökobilanz zu erreichen und um die Schlafqualität der Lkw-Fahrende zu erhöhen, bieten wir an drei Rastanlagen in Österreich die Möglichkeit zur elektrischen Kühlung des Ladegutes an. An den Anlagen an der Raststation Schwechat (S 1), am Rastplatz Kesselhof (A1) und dem Rastplatz Vomp (A 12) befinden sich Ökostrom-Terminals, an denen gratis bzw. kostengünstig gekühlt werden kann. Derzeit errichten wir bei allen neuen bzw. erneuerten Rastanlagen vorbereitend die Leerverrohrung zum E-Kühlen, um eine spätere und nachträgliche Errichtung von E-Kühlterminals rasch und unkompliziert umsetzen zu können.

Die rollende Landstraße – ein zukunftsweisendes Projekt

Die ÖBB Rail Cargo und ihre rollende Landstraße (ROLA) war bisher besonders in Tirol ein wichtiger und verlässlicher Partner des Landes, um die Verlagerung von Lkw-Verkehr auf die Schiene zu ermöglichen. Damit wird nicht nur die Verkehrsbelastung gesenkt und aktiv das Klima geschützt, die ROLA stellt Straßentransportunternehmern beim sektoralen Fahrverbot eine einfache Alternative zum Transport zur Verfügung. Die Lkw-Lenkenden können während dieser Zugfahrt ihre gesetzlich vorgeschriebene Ruhepause nutzen und danach gut erholt die Fahrt fortsetzen.

Wir machen nun die Benutzung der ROLA noch einfacher. Auf der Website www.asfinag.at/rola sehen interessierte Unternehmen jetzt die genauen Abfahrtszeiten und die aktuelle Auslastung. Der Link zur direkten Buchung der ROLA ist ebenfalls hinterlegt. Das Straßentransportunternehmen klickt dabei auf die gewünschte Strecke in der Karte und sieht sofort, ob noch Plätze für die gewünschte Fahrt durch Tirol frei sind.

Folgende drei ROLA-Strecken werden derzeit in Österreich angeboten:

  • Wörgl – Brenner
  • Wörgl – Trento
  • Wels – Maribor

Mit dieser Kooperation wollen wir den verkehrsträgerübergreifenden Verkehr erleichtern und so einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. 

Wir wissen, dass in Österreich die Straße der wichtigste Transportweg im Güterverkehr ist und wollen diese Wege, für jene die sie täglich nutzen, so sicher und angenehm wie möglich gestalten. Niemand transportiert in Österreich so viele Güter wie die Lkw-Fahrenden und sichert so die Versorgung der Menschen im Land. Dafür möchten wir ihnen an dieser Stelle ganz klar danken: Danke für den Einsatz und Danke für die gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr!

Markus Soler
Markus Soler

Mauteinhebung, Enforcement & Vertrieb

Markus Soler ist seit November 2020 in der ASFINAG Maut Service GmbH in der Abteilung Mauteinhebung, Enforcement & Vertrieb als Fachmitarbeitender für das digitale Tachographen System in Österreich tätig. Als Quereinsteiger aus der Eventbranche kennt er den digitalen Tachographen schon länger und kann sich gut in die Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden hineinversetzen.